Opera goes Folk
Werke von Joaquín Rodrigo, Maurice Ravel, Dmitri Schostakowitsch, Zoltán Kodály u.a.
Anonym
O leggiadri occhi belli
Giulio Caccini
Amarilli
Giovanni Battista Pergolesi
Se tu m´ami
Joaquín Rodrigo
Cuatro madrigales amatorios
Maurice Ravel
Chants Populaires: «Chanson écossaise», «Chanson espagnole», «Chanson italienne» und «Chanson hébraïque»
Trois Chansons: «Nicolette», «Trois beaux oiseaux du Paradis» und «Ronde»
Vocalise-étude en forme de habanera
Dmitri Schostakowitsch
Spanische Lieder op. 100: «Farewell, Granada», «Little Stars» und «First Meeting»
Zoltán Kodály
«A rossz feleség», «Magos kösziklának» und «Cigány nota»
Gut zu wissen
Für Ihre Sicherheit haben wir ein Schutzkonzept mit umfassenden Hygienemassnahmen erarbeitet, das sich an den Vorgaben des BAG orientiert und laufend überprüft und angepasst wird.
Um sich selbst und andere zu schützen bitten wir Sie, die Schutzmassnahmen bei Ihrem Opernhausbesuch zu beachten. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung
Opera goes Folk
Kurzgefasst
Opera goes Folk
Wie vielgestaltig die Erscheinungsformen des Volksliedes sein können, das fächert der Liederabend von Deniz Uzun mit Werken aus dem 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert auf, vom weltlichen Madrigalgesang über kunstvolle Volksliedvertonungen bis hin zum Folklorismus. Tatsächlich sind diese Lieder oft im Volk entstanden und die ursprünglichen Dichter und Komponisten unbekannt, doch oft wurden sie später von Komponisten übernommen, die daraus Neues schufen – kunstvolle Lieder «im Stil» eines Volksliedes, «volksmässig» schlicht in Melodie und Harmonie und einfach in ihrem Inhalt.
Früchte eines Moskauer Kompositionswettbewerbs mit dem Namen «Maison du Lied» zur Verbreitung und Förderung des Volksliedrepertoires sind die um 1910 entstandenen «Chants populaires» von Maurice Ravel. Die Aufgabe dieses besonderen Wettbewerbs bestand darin, Arrangements mit Klavierbegleitung nach vorgegebenen, bereits existierenden Volksliedmelodien und Texten zu schreiben. Ravel, dessen Lieder jeweils den ersten Platz gewannen, gelang es, die melodischen und rhythmischen Besonderheiten der jeweiligen musikalischen Kultur mit der Raffinesse seines für ihn typischen, farbenreichen Klaviersatzes zu vereinen. Sein Hebräisches Lied besticht durch repetitive, hypnotische Rhythmen wie sie typisch für Ravel sind, das Spanische Lied durch glühend-heisse Gitarren-Imitationen. In seinem kurzen, verdichteten Italienischen Lied macht Ravel seine Verehrung für Puccini deutlich, während das Schottische Lied Anklänge an einen Dudelsack hören lässt. Einflüsse des Exotischen und der Folklore zeigten sich bei Ravel aber schon drei Jahre früher, wie in der «Vocalise en forme de Habanera», einer schwermütigen, andalusischen Melodie, die fast gleichzeitig mit der «Rhapsodie espagnole» und dem Opern-Einakter «L’Heure espagnole» entstanden ist.
Eine Kuriosität sind die auf Russisch gesungenen «Spanischen Lieder» op. 100 von Dmitri Schostakowitsch. Die Stücke aus dem Jahr 1956 sind grossartige Konzentrate volkstümlicher Melodien, die sich auf eine eigens für den Komponisten angefertigte Tonaufnahme der Sängerin Sara Douchanowa stützen. Schostakowitsch hatte ganz offenbar riesiges Vergnügen daran, diese Glanzstücke der spanischen Musik einem unverkennbar russischen Tonfall anzuverwandeln.
Zu einem wissenschaftlichen Forschungsfeld wurde die ungarische Volksmusik für den Komponisten Zoltán Kodály. Seit 1905 unternahm er gemeinsam mit seinem Freund Béla Bartók Reisen in die Provinz, um authentische Lieder zu sammeln, die er in Wirtshäusern hörte oder den Bauern auf dem Feld ablauschte. Mehr als 3500 Lieder kamen so zusammen. Kodály und Bartók entdeckten in den ungarischen Volksliedern die pentatonische Schicht – Tonsysteme, die aus fünf verschiedenen Tönen bestehen. Für beide Komponisten waren diese Gesänge Inspirationen für ihre eigenen Kunstkompositionen. «Im Volkslied habe ich die einzige mögliche Grundlage gesehen, eine selbständige ungarische Musikart zu bilden, nicht in dem Sinne, dass man die Volkslieder, so wie sie sind, bearbeiten und verbreiten soll, sondern aus ihrem Geist und aus ihrer Phraseologie eine höhere Musik zu schaffen» so Zoltán Kodály in einem Radiointerview.