Médée
Oper von Marc-Antoine Charpentier (um 1643-1704)
Tragédie mise en musique in fünf Akten
Libretto von Thomas Corneille
In französischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 3 Std. 10 Min. inkl. Pause nach ca. 1 Std. 15 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Gut zu wissen
Médée
Kurzgefasst
Médée
Medea ist eine der faszinierendsten Frauenfiguren der Kulturgeschichte – seit der Antike inspiriert sie Künstler zu immer neuen Interpretationen. Der römische Dramatiker Seneca schildert sie in seiner auf dem Drama des Euripides basierenden Tragödie als dämonisches Unweib, das aus Rache für die Untreue Jasons die gemeinsamen Kinder ermordet. Zu dieser Gräueltat führt auch die «Tragédie mise en musique» von Marc-Antoine Charpentier, die 1693 uraufgeführt wurde; doch seine Titelfigur ist menschlicher, ambivalenter gezeichnet. Im Jahrhundert von Descartes Leidenschaften der Seele entwarfen Charpentier und sein Librettist Thomas Corneille mit ihrer Médée das Seelendrama einer tragischen Heroine, die erst allmählich die Abgründe von Jasons Verrat begreift und sich immer tiefer in der Ausweglosigkeit ihrer Lage gefangen sieht.
Die französische Musiktragödie, entstanden im Zeitalter Louis XIV., ist von einer deklamatorischen Musiksprache geprägt, die sich eng an das gesprochene Wort der Tragödie hält; andererseits war es die Aufgabe des damaligen Musiktheaters, das Wunderbare, Übernatürliche zu bedienen, was sich in Szenen mit Bühnenzauber, Ballett und Chor artikuliert. Der Stoff um Médée, die in ihrer Verzweiflung die Geister der Unterwelt hinaufbeschwört, war für diese Verbindung zwischen klassischer Tragödie und den Sphären des Übersinnlichen vorbildlich geeignet.
Wie kein anderer kennt sich der Dirigent William Christie mit Charpentiers Médée aus; er erweckte dieses Meisterwerk des französischen Barock aus einem fast 300-jährigen Dornröschenschlaf und übernimmt nun die musikalische Leitung unserer Neuproduktion. Die Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac, eine der zurzeit wichtigsten Interpretinnen für französischen Barock, singt die Titelpartie. Andreas Homoki, der beim Festival von Aix-en-Provence gemeinsam mit William Christie bereits Charpentiers Oper David et Jonathas in Szene setzte, führt Regie.