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Eliogabalo

Francesco Cavalli (1602-1676)
Dramma per musica in drei Akten
Libretto von Aurelio Aureli

Continuo
Dariusz Mizera
Amélie Chemin
Rebeka Rusó
Giovanna Pessi
Luca Pianca
Daniele Caminiti
Emanuele Forni
Giorgio Paronuzzi

In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer ca. 3 Std. 10 Min. inkl. Pause nach ca. 1 Std. 40 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Die Einführungsmatinee findet am 20. November 2022 statt.

Vergangene Termine

Dezember 2022

So

04

Dez
19.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Premiere, Premieren-Abo A

Mi

07

Dez
19.30

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Premieren-Abo B

So

11

Dez
13.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Sonntag-Abo A

Di

13

Dez
19.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Dienstag-Abo B

Fr

16

Dez
19.30

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Misch-Abo A, Opernhaustag

Mi

21

Dez
20.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Mittwoch-Abo A

Mo

26

Dez
20.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, AMAG Volksvorstellung

Fr

30

Dez
19.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Barock-Abo, Opernhaustag

Januar 2023

Sa

07

Jan
19.00

Eliogabalo

Oper von Francesco Cavalli, Misch-Abo C

Gut zu wissen

Kurzgefasst

Eliogabalo

Kurzgefasst

Eliogabalo

Fotogalerie

 

Fotogalerie

Pressestimmen

«Damit hat Zürich wirklich einen Coup gelandet»
SRF Kultur, 05.12.2022

«Auch musikalisch ist diese Oper eine der packendsten Ausgrabungen seit Jahrzehnten»
NZZ, 05.12.2022

Trailer «Eliogabalo»

Beate Breidenbach über «Eliogabalo»

Beate Breidenbach, Dramaturgin am Opernhaus Zürich, gibt Auskunft über die historische Figur Elagabalus sowie Cavallis Oper, und gewährt Einblicke in den Entstehungsprozess der Inszenierung von Calixto Bieito.


Interview


Herrscher, Lustmensch, Mörder

In Francesco Cavallis «Eliogabalo» geht die männliche Hauptfigur für die Erfüllung ihrer sexuellen Wünsche über alle Grenzen. Die Oper handelt von blutiger Gewalt, Gender­-Fluidität, Einsamkeit und Nihilismus. Der Regisseur Calixto Bieito erkennt darin einen sehr aktuellen Stoff.

Calixto, deine letzte Arbeit hier in Zürich war Monte­verdis Incoronazione di Poppea, in der der römische Kaiser Nero eine zentrale Rolle spielt. Auch der Titelheld der Oper Eliogabalo hat einen römischen Kaiser als histori­sches Vorbild: Varius Avitus Bassianus, genannt Elagabal, der 218 nach Christus als Vierzehnjähriger den römischen Thron bestieg und vier Jahre später ermordet wurde.  Wie wichtig war für dich dieser historische Hintergrund im Zusammenhang mit Cavallis Oper?
Während der Vorbereitung war es natürlich interessant, sich mit der historischen Figur Elagabal zu beschäftigen, der als einer der grausamsten römischen Herrscher überhaupt galt – und das in einer Zeit, die an grausamen und verrückten  Kaisern nicht gerade arm war. Was ihn von seinen Vorgängern und Nachfolgern unterschied, war zum einen seine Religion; er stammte ursprünglich aus Syrien, gehörte also einer ganz anderen Kultur an und war als Kind und Jugendlicher Priester eines syrischen Sonnengottes namens Elagabal, von dem er auch den Namen übernahm. Nach Rom brachte er einen reli­giösen Kult mit, zu dem gehörte, dass jeden Morgen Tau­sende von Tieren geopfert wurden und das Blut in Strömen floss; Priester, die diesem Gott dienten, trugen Frauenkleider und haben sich in Ekstase selbst entmannt. Aber auch dass Eliogabalo in der Oper als jemand gezeigt wird, der sich selbst als Frau verkleidet, um die Frau, die er begehrt, zu ver­führen, geht offenbar auf historische Tatsachen zurück:  Der jugendliche Kaiser ging, so liest man, in Frauenkleidern in Bordelle und bot sich Männern als Prostituierte an; er liebte sowohl Frauen als auch Männer und hatte stets wech­selnde Sexualpartner. Für Politik interessierte er sich nicht. All das war selbst den Römern zu viel, die an vielerlei Aus­schweifungen gewöhnt waren.

Was interessiert dich an Cavallis Eliogabalo?
Die Freiheit seines Geistes in Kombination mit extremer Grausamkeit ergibt für mich eine faszinierende Spannung. Eliogabalo ist grausam und brutal, wirkt aber auf andere Menschen auch verführerisch. Er ist ein Hedonist, aber gleichzeitig sehr unsicher in Bezug auf sich selbst und seine Identität. Er muss sich ausprobieren; er ist unersättlich, niemals zufrieden oder befriedigt. Eine Figur, die sich schwer einordnen lässt, eine Figur voller Widersprüche, die die Regeln einer Gesellschaft gehörig durcheinanderbringt.

Ein grausamer, empathieloser Hedonist, der aber auch eine grosse Faszination ausübt auf seine Umwelt – das erinnert an eine andere bekannte Opernfigur…
Ja, Eliogabalo ist in gewisser Weise ein Vorläufer von Don Giovanni. Beide sind für mich Nihilisten. Daneben hat Eliogabalo auch etwas von einer Künstlerfigur, die Grenzen austestet. Dabei geht es einerseits um die Frage, ob sich ein Genie gegenüber seinen Mitmenschen alles erlauben darf, weil er oder sie eben ein Genie ist. Zudem geht es darum, ob Kunst generell Grenzen hat, wie frei sie sein kann. Eine momentan sehr aktuelle Frage; für mich fühlt es sich zurzeit manchmal so an, als wären wir auf dem Weg zu einem neuen Puritanismus mit vielen Beschränkungen und der immer präsenten Angst, etwas falsch zu machen. Gleichzeitig emp­finde ich unsere Zeit in vielem als sehr brutal. Wir leben zwischen Extremen, wie das häufig der Fall ist an der Schwelle zu gesellschaftlichen Umbrüchen. Aber ich bin kein Sozio­loge. Ich beschreibe nur, was ich beobachte und empfinde. 

Zurück zur Oper: Im Unterschied zu Don Giovanni ist Eliogabalo ein Mächtiger, ein tyrannischer Herrscher…
…der seine Macht skrupellos ausnutzt, seine Mitmenschen auf übelste Weise manipuliert und für die Erfüllung seiner sexuellen Wünsche über Leichen geht, ja. Seinen Cousin Alessandro will er umbringen lassen, um dessen Verlobte zu besitzen. Interessanterweise gründet er einen Senat, in dem nur Frauen vertreten sind; auf den ersten Blick würde man denken: Eine Regierung nur aus Frauen, wie modern! In Wahrheit ist aber auch dies für ihn wieder nur ein Mittel zum Zweck – um nämlich leichter an Sex mit den von ihm begehrten Frauen heranzukommen. Der französische Schriftsteller Antonin Artaud nannte Eliogabalo einen Anarchisten. Er zerstört Emotionen und Menschen. Und trotzdem provoziert sein Tod am Ende der Oper auch Mitgefühl. Denn letztlich ist auch er – ebenso wie Don Gio­vanni – entsetzlich einsam.

Nicht nur der Frauensenat, auch die Tatsache, dass Elio­gabalo verschiedene Geschlechteridentitäten ausprobiert, scheint sehr gut in unsere Zeit zu passen… 
Ja, vieles in diesem fast 400 Jahre alten Stück ist erstaunlich modern. Vor einiger Zeit hat mich jemand gefragt, warum ich diese Oper überhaupt mache – sie erzähle uns doch heute nichts mehr. Das Gegenteil ist der Fall! Diktatoren wie Eliogabalo gibt es leider nach wie vor, da muss man nicht lange suchen. Zudem leben wir in einer Zeit, in der vieles in Frage gestellt wird und wir mit vielen Unsicherheiten umgehen müssen. Die Unsicherheiten fangen in Cavallis Oper ja schon mit der Besetzung der Rollen an: Ein Tenor singt eine ältere Frau, eine Altistin singt einen jungen Mann, und Eliogabalo selbst ist mit einem Countertenor besetzt, der wie eine Frauenstimme klingt und einen Mann spielt, der sich als Frau verkleidet. Ein modernes Kaleidoskop von Identitäten, in dem sich Tragik und Komik die Waage halten. Grundsätzlich kommt mir Ambiguität sehr entgegen. Es interessiert mich nicht, mit meinen Inszenierungen eine bestimmte Message zu transportieren. Für mich ist das der grosse Unterschied zwi­schen Kunst und Kultur: Kunst beschäftigt sich mit unserem Innersten, mit unseren Träumen, unserem Unterbewussten, unseren Fantasien, unserer Vorstellungskraft. Kunst lässt sich – im Gegensatz zu Kultur – nicht kontrollieren.

Wir sprachen vorhin von den blutrünstigen religiösen Riten, die der historische Elagabal nach Rom mitbrachte. Inwiefern ist davon auch etwas in Cavallis Oper ein­geflossen? Spielten sie für deine Inszenierung eine Rolle?
Ich komme aus einem Land, in dem der Stierkampf in der Vergangenheit eine grosse und wichtige Rolle gespielt hat; das war eine wichtige Tradition, die mittlerweile in vielen Teilen des Landes verboten ist, weil sie so ungeheuer brutal und blutig ist. Ich mag den Stierkampf nicht, ich halte das fast nicht aus, muss aber zugeben, dass er auf viele Men­schen, die ich kenne, eine starke Wirkung hat – als ein Ritual, das eine grosse Schönheit ausstrahlen kann und eine merk­würdige Intimität besitzt. Wir brauchen Rituale oder doch zumindest Routine in unserem Leben; das gibt uns Orien­tierung und Sicherheit. Natürlich müssen diese Rituale nicht so blutig sein wie ein Stierkampf. Deshalb kommt bei uns der Stier auf der Bühne auch eher als ein ironisches Zitat vor.

In was für einer Welt spielt deine Inszenierung?
Die Figuren in Cavallis Oper empfinde ich als sehr modern, deshalb spielt die Oper bei uns auch in einer mehr oder weniger zeitgenössischen, aber zugleich auch zeitlosen Welt – in einer sehr reichen und mächtigen italienischen Familie  vielleicht, deren Mitglieder sich hassen bis aufs Blut, sich ge­genseitig manipulieren, aber auch abhängig sind voneinander. Einen ganz konkreten zeitlichen Bezug gibt es nicht. Es interessiert mich auch nicht so sehr, die Geschichte möglichst realistisch oder sozialkritisch zu erzählen; was mich viel eher interessiert, sind authentische Emotionen. Deshalb sind auch die Räume, die auf der Bühne zu sehen sein werden, nicht unbedingt realistische Orte, sondern traumartige Räume, Seelenräume, die innere Zustände der Hauptfigur zeigen, oder aber realistische Räume, die in Traumwelten kippen können.

­Eliogabalo ist eine Oper von Cavalli – aber es ist zugleich auch ein Barockprojekt, ein Stück, das während der Proben erst entsteht. Womit hängt das zusammen?
Wenn wir die Oper so spielen würden, wie sie überliefert ist, würde sie etwa vier Stunden dauern. Aber nicht nur das: Die Rezitative sind zum Teil sehr lang und manchmal auch redundant, weil sie die Handlung nicht voranbringen und Dinge erzählen, die wir schon längst wissen. Die Instrumen­tation kennen wir nicht, denn wie bei Monteverdi ist auch bei Cavalli keine komplette Partitur überliefert, sondern nur ein sogenannter Generalbass; die Instrumentation richtete sich damals nach den finanziellen Möglichkeiten des jeweiligen Theaters und muss heute in jeder Aufführung neu erfunden werden. Das Libretto ist in einer veralteten, zum Teil sehr verschlungenen Sprache verfasst und enthält viele Metaphern, die kaum jemand heute noch entschlüsseln kann, und ein grosser Teil der Komik, die zu Cavallis Zeit mit all ihren An­spielungen problemlos verstanden wurde, funktioniert heute nicht mehr. Wir gehen mit dem vorhandenen Material durch­aus respektvoll, aber frei um. Die Arbeit an dieser Inszenie­rung ist ein sehr kreativer Prozess, den man fast als kollektive Arbeit bezeichnen könnte – wir kreieren alle gemeinsam  eine Oper für heute mit barocker Musik! Dabei kommt es uns sehr entgegen, dass diese Oper so unbekannt ist und nie­mand eine bestimmte Erwartung damit verknüpft. Zu Leb­zeiten Cavallis wurde sie nie aufgeführt, 1999 hat man das Manuskript überhaupt erst wiederentdeckt. Das gibt uns eine grosse Freiheit. Für mich ein grosses Geschenk. Wobei ich ganz grundsätzlich der Meinung bin, dass eine Premiere das Publikum überraschen sollte. Es wäre ja auch langweilig, in der Oper oder im Theater nur das zu sehen, was man sowieso erwartet. 

Möglich ist diese ungewöhnliche Inszenierungsarbeit nicht zuletzt, weil wir mit Dmitry Sinkovsky einen Dirigenten haben, der mit Barock­-Musik als Geiger und als Sänger viel Erfahrung hat …
… und sehr flexibel ist, wenn es darum geht, hier noch ein  Ritornell einzubauen oder dort noch ein paar mehr Rezitativ­ Takte zu streichen. Auch unsere Sängerinnen und Sänger müssen sehr flexibel sein und diesen Weg mitgehen; ich bin sehr froh über unsere fantastische Besetzung, mit der das so problemlos möglich ist

Das Gespräch führte Beate Breidenbach.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 97, November 2022.
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Volker Hagedorn trifft...


Dmitry Sinkovsky

Dmitry Sinkovsky leitete zahlreiche Ensembles, u.a. Il Giardino Armonico, Il Complesso Barocco, Il Pomo D’Oro, Musica Petropolitana und Acca­demia Bizantina, das belgische Ensemble B’Rock sowie das Helsinki Baroque Orchestra. Weitere Orchester, die er musikalisch geleitet hat, sind u.a. MusicAeterna, Musica Viva und jüngst das Orchester des Mariin­ski Theaters. Seit 2022 ist er Chefdirigent der Nizhny Novgorod Oper in Russland.

Wir sitzen neben einem Wald von schwarzen Notenständern auf der ansonsten leeren Probebühne. Arbeitslicht, Stille – puristischer geht es kaum. Auf ein Pult hat Dmitry Sinkovsky, ein kräftiger 42-Jähriger, der die Haare hinterm Kopf zum Knoten geschnürt trägt, seine dicke Partitur gestellt, ein anderes Pult habe ich mir in die Waagrechte gebogen, als Tischchen für den Kaffee. Der ist dringend nötig. Wie sich herausstellt, hat auch der Dirigent nur vier Stunden Schlaf gehabt, allerdings nicht wegen einer Zugverbindung. Er hat bis spät in die Nacht noch Wortbedeutungen im italienischen Libretto recherchiert. Was die Protagonisten in Francesco Cavallis früher Barockoper Eliogabalo singen, ist nämlich selten ohne Hintersinn... 
Aber jetzt möchte ich erstmal wissen, ob er, der diese Oper musikalisch leitet, auch Geige spielen wird. Denn vor ein paar Minuten, als ein paar Schritte weiter auf der anderen Probebühne die heutige Arbeit mit den Sängerinnen und Sängern und dem Regisseur Calixto Bieito endete, hat Sinkovsky noch fröhlich ein paar Akkorde angestrichen. Sein Barockinstrument hat er immer dabei. Besser gesagt, beide Instrumente, denn Countertenor ist er ja auch. «Auf jeden Fall spiele ich», meint er, «zusammen mit Luca Pianca an der Laute. Das müssen wir machen, denn diese Musik fordert viel Improvisation. Calixto möchte auch, dass ich an einigen Stellen singe, aber das lassen wir noch offen.» Er lacht. «Keiner weiss, was in einer Woche passiert. Die Proben sind ein permanenter Prozess.»
Sicher ist nur, dass, wenn Dmitry Sinkovsky spielt oder singt, er sich auf demselben hochprofessionellen Level bewegen wird wie die anderen Akteure auch. Das Label Glossa hat ihn als Interpreten von Beethovens Violinkonzert ebenso im Programm wie mit einer CD, auf der er Lieder von Sergej Akhunov singt, geschrieben für seine Stimme und die historischen Instrumente seines Ensembles «La Voce Strumentale». Bei Naïve erschien eine CD, auf der er Vivaldis Vier Jahreszeiten spielt und dazu noch eine Arie des Venezianers singt, fast unnötig zu sagen, dass er das Ganze auch dirigiert. Inzwischen dirigiert er auch Opern von Rossini, Verdi, Tschaikowski. Auch dazu kommen wir noch…
Was er derzeit an der Oper Zürich macht, ist Neuland für Sinkovsky – eine Oper aus dem Jahr 1667. «Das Früheste, was ich je spielte, sang, dirigierte», sagt er, auf  Englisch, denn sein Deutsch findet er nicht so gut wie sein Italienisch, Serbokroatisch, Französisch und, natürlich, Russisch. «Aber Dirigieren ist bei dieser Musik nicht das Dominierende, auch wenn ich natürlich Einsätze gebe. Ich bin eher der, der es zusammensetzt, Instrumente aussucht, kürzt. Wenn man nicht kürzt, dauert Eliogabalo dreieinhalb Stunden, es sollen aber nur etwas mehr als zwei werden. Die Rezitative sind sehr, sehr lang, manchmal endlos, es wird oft dasselbe auf immer neue Weise erzählt. Das ist leichter zu kürzen als Monteverdi, den man eigentlich gar nicht kürzen kann. Aber man muss aufpassen, kein wichtiges Material dabei zu verlieren. Es gibt unglaubliche Momente in dieser Oper, die sind… wow, echte Meisterstücke.»Was es nicht gibt, ist eine Instrumentierung. Es gibt Instrumentalstimmen, «die kann man besetzen, wie man will. Ich will so viele Farben wie möglich. Zinken, Flöten, Dulzian, Posaune, Harfe, drei Theorben, Laute, Lirone, Cembalo, Orgel… Jede Person bekommt ihre musikalische Identität, ihr Instrument.» Das ist schon deswegen hilfreich, weil Cavalli ein dichtes Netz machtpolitischer wie sexueller Intrigen zwischen zehn Männern und Frauen komponiert hat, an der Spitze der grössenwahnsinnige Kaiser, der eigentlich alle Frauen beansprucht und vor Gewalt nicht zurückschreckt, aber natürlich trotzdem wunderschön singen darf, wie es mir Sinkovsky nun demonstriert. «Oh che vaghi candori…» 
Seine schlanke, fokussierte Stimme schwebt im mezzopiano durch den stillen Saal, nach «che morbide rose» bricht er ab. «That’s it, ein Arioso von acht Takten. Eliogabalo singt sie für Gemmira, die Alessandro liebt, und die weichen Rosen… das ist etwas Physisches.» «Etwas Erotisches.» «Oh yes. Ich habe bis halb vier daran gesessen, hinter diese Metaphern zu kommen. Wir sprechen heute nicht mehr in Metaphern. Wie ausdrucksvoll diese Sprache war!» Und mit der Emotion müsse man beginnen, die Technik sei nur Unterstützung. «Das habe ich von Harnoncourt gelernt. Es ist eben nicht so, dass man in die Noten guckt und sagt, ja, kenne ich, den Rhythmus», er singt ein paar punktierte Noten, «der muss so und so verziert werden», er umgibt die Töne mit 32tel-Girlanden. «Natürlich muss man wissen, wie man Verzierungen schreibt. Aber Cavalli, das ist hauptsächlich gesprochene Musik. Wie man ein Wort ausspricht, das kann alles ändern, mehr als eine Verzierung oder ein Vibrato oder kein Vibrato.»
Es macht Spass, Cavallis Geheimnisse zu erkunden, aber ich möchte auch wissen, wie eigentlich ein Musiker zu Cavalli kommt, der zuerst am Konservatorium seiner Geburtsstadt Moskau in die alte russische Schule des Geigens einstieg, virtuos, hochromantisch, Bruch, Brahms, Tschaikowski... «Am Konservatorium war damals Alte Musik schon in Mode, Pinnock, Gardiner, Leonhardt, die Pioniere. Ich hörte das und bekam eine Gänsehaut, es war wie ein geheimer Raum. Mit zwanzig hatte ich das Glück, als Geiger zu einer erfahrenen Gruppe von Barockmusikern zu kommen, Musica Petropolitana aus St. Petersburg. Die brachten mich mit berühmten Musikern in Kontakt, mit dem Counter Michael Chance, mit Emma Kirkby. Und ich dachte, wenn ich in Zukunft Dirigent sein will, und das wollte ich, sollte ich auch singen lernen. Was will man Sängern sagen, wenn man nicht versteht, was sie tun?» Na schön, aber das muss ja nicht gleich zu einer Zweitkarriere als Counter führen. Wie hat er seine Stimme entdeckt? «Das fragen mich Sänger auch.» Er lacht, dann schmettert er ein sehr hohes «Haaa» in die Luft. «Okay.» Der frischgebackene Barockgeiger bekam Unterricht bei Marie Leonhardt, der Sänger bei Michael Chance. Der kommende Dirigent studierte in Zagreb Chorleitung und in Toulouse Orchesterleitung. Seit Februar 2022 ist Dmitry Sinkovsky Chefdirigent der Oper in Nizhny Novgorod, einer Millionenstadt 400 Kilometer östlich von Moskau. Seit ebenso langer Zeit herrscht Krieg in der Ukraine. Wie aber kommt damit der Sänger der Titelpartie klar, der Ukrainer Yuriy Mynenko? «Wir haben uns ohne jede Diskussion vom ersten Tag an verstanden. Wir machen dasselbe Ding. So sollte es sein in unserer kleinen musikalischen Gemeinschaft, die zusammenbleiben muss in jeder Art von Zeit. Ich bin der Zürcher Oper dankbar, den Vertrag eingehalten zu haben.»
Er erzählt vom Orchester in Nizhny, ein sehr junges Ensemble von 25- bis 27-Jährigen, «diese neugierigen jungen Augen sind mir mehr wert als Geld, so motiviert, die wollen arbeiten, die sind wie eine Familie. Und egal mit welcher Situation man sich befasst, immer kümmert man sich um seine Familie. Leute mit einer festen Stelle im Orchester, mit Familie und Verwandten, haben keine Wahl, woanders hinzugehen wie reisende Musiker. Die können nur die Musik verlassen und auf die Strasse gehen. Besonders als Solist und Dirigent sollte man daran denken, dass es weitaus Abhängigere gibt.» Und die lässt er nicht sitzen. «Keiner weiss, was in einer Woche passiert», Dmitry Sinkovskys Satz zum Probenprozess passt auch zur Weltlage. Nur dass man im Theater eher mit dem Schönsten rechnet als mit dem Schlimmsten. Für den Ensembleleiter, Sänger und Geiger hat sich der Regisseur schon wieder eine neue Herausforderung einfallen lassen, ein viertes Metier. «Calixto sagte heute, hier will ich einen ballo, einen Tanz, mach was! Also werde ich heutenacht ein paar Ritornelle komponieren. Im Stil von Cavalli, oder seine Themen benutzend, mit Zink oder Geige im Stil einer Triosonate…» Es wird wohl mal wieder spät werden.

Das Gespräch führte Volker Hagedorn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 97, November 2022.
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Fragebogen


Yuriy Mynenko

Yuriy Mynenko, Countertenor aus Odessa, singt die Titelpartie in der Neuproduktion «Eliogabalo». Er ist bisher u.a. an der Staats­oper Stuttgart, am Theater an der Wien und bei den Salzburger Festspielen aufgetreten.

Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Mein letztes Projekt vor Zürich war Antonio Vivaldis Il Giustino im Schloss Drottningholm in Stockholm. Danach fuhr ich nach Hause, nach Odessa. Von dort wieder nach Zürich zu kommen, war sehr schwierig. Wenn ich keine Spezialgenehmigung vom Ministerium für Kultur gehabt hätte, wäre  es vollkommen unmöglich gewesen. Aber auch mit dieser Genehmigung sass ich zehn Tage an der Grenze fest. Für Männer im wehrfähigen Alter ist die Ukraine zurzeit ein Gefängnis. Ich bin der Meinung, die Leute, die gelernt haben, in der Armee zu kämpfen, sollten das Land an der Front verteidigen – und wer nicht kämpfen kann oder will, sollte das Land verlassen dürfen. Ich unterstütze mein Land so gut ich kann finanziell. Aber ich bin Sänger und nicht Soldat.

Auf was freuen Sie sich in der Eliogabalo-Produktion?
Ich freue mich sehr darauf, ganz neue Dinge auszuprobieren! Frühbarocke Musik singe ich hier zum ersten Mal, bisher habe ich vor allem Händel, Vivaldi, Mozart und viel russische Musik gesungen. Auch szenisch ist vieles für mich neu. Aber ich liebe das Theater, Oper ist für mich zuallererst Musiktheater! Dieser Eliogabalo ist eine sehr widersprüchliche Figur. Er sucht die Extreme, er will Sex mit Frauen und mit Männern, er ist unersättlich in seiner Gier. Ich mag Calixto Bieitos Ideen, seine Interpretation, und es macht grossen Spass, das umzusetzen.

Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Freiheit! Niemand hat mir während meiner Ausbildung Grenzen gesetzt. Ich bin davon überzeugt, dass wir Künstler uns das nehmen müssen, was uns weiterbringt. Künstler zu sein, kann einem niemand beibringen.

Welche CD hören Sie immer wieder?
Das ändert sich ständig, mal ist es Hard Rock, mal ukrainische Popmusik, dann wieder Oper oder klassische Instrumentalmusik. Gestern habe ich erst ACDC gehört und dann das Mozart-Requiem

Mit welchem Künstler, welcher Künst­lerin würden Sie gerne essen gehen, und worüber würden Sie reden?
Mit Luciano Pavarotti! Ich habe ihn mal in St. Petersburg kennengelernt und würde gern mit ihm über seine Lebensphilosophie, seine Beziehung zur Musik und seine fantastische Gesangstechnik sprechen. Oder mit Joan Sutherland. Sie war Jury-Präsidentin beim Francesco Viñas Wettbewerb in Barcelona, als ich einen Preis gewonnen habe. Mit ihr würde ich auch sehr gern einen Abend verbringen.

Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
Die Bibel. Wenn mehr Menschen auf der Welt die Bibel lesen und nach den Gesetzen des Neuen Testaments leben würden, gäbe es nicht so viele Kriege auf der Welt. Ich lese aber auch andere Bücher. Philosophie fasziniert mich – Nietzsche und Kant zum Beispiel. 

Warum ist das Leben schön?
Mein Herz blutet, weil in meinem Land Krieg herrscht und sich die Ukraine gegen einen übermächtigen Angreifer verteidigen muss. Deshalb ist mein  Leben zurzeit nicht nur schön. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich trotz allem reisen und mein Land repräsentieren kann, dass ich hier mit tollen Kolleg:innen eine Oper erarbeiten kann. Und dass in meinem Herzen immer noch Liebe ist. 

Dieser Artikel ist erschienen in MAG 97, November 2022.
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Interview


Was machst du, Mann?

Am 4. Dezember hat die frühbarocke Oper «Eliogabalo» von Francesco Cavalli am Opernhaus Premiere. Sie porträtiert einen grausamen, sexgierigen römischen Herrscher, der aber auch weibliche Seiten in sich zeigte. Aus diesem Anlass haben wir mit dem Philosophen Philipp Hübl darüber gesprochen, was Männlichkeit heute ausmacht.

Eliogabalo ist in Cavallis Oper ein tyrannischer Herrscher, der die Erfüllung seiner eigenen Lust über alles stellt, Frauen am laufenden Band vergewaltigt und ihre Ehe­männer umbringen lässt. Heute würde man das als einen besonders schweren Fall von toxischer Männlichkeit bezeichnen. Längst ist «toxische Männlichkeit» ein Mode­begriff, ein Mode­-Schlagwort geworden; was genau ist eigentlich damit gemeint?
Ursprünglich sollte damit gesagt werden, dass es Extremfor­men gibt von männlicher Gewaltbereitschaft; einige wenige Männer sind Mörder und Vergewaltiger, die man in ihre Schranken weisen muss. Mittlerweile wird das Schlagwort aber häufig so verwendet, als sei der Mann an sich toxisch. Das stimmt nicht, denn die meisten Männer der Welt führen ein tugendhaftes Leben, vor allem in westlichen Industrieländern, in denen die Menschen so friedlich sind wie nie zuvor; die wenigsten Männer werden dort straffällig. Statistisch gesehen ist es allerdings so, dass fast alle Gewalttäter Männer sind, und diese Extremfälle stechen heraus. Toxisch heisst giftig, da mit verbunden ist die Vorstellung, dass da etwas Giftiges, also Gefährliches lauert. Menschen als giftig zu bezeichnen, finde ich keine gute Idee. 

Heute sind viele Männer verunsichert; viele der Werte, nach denen sie in ihrer Vergangenheit gelebt haben, scheinen veraltet. Wie würden Sie das traditionelle Bild von Männlichkeit beschreiben? Gehört das, was heute oft als toxisch bezeichnet wird, auch dazu?
Eine faszinierende Kulturentwicklung der letzten siebzig Jahre ist die sogenannte Feminisierung. Die Werte von Frauen sind weltweit relativ ähnlich: Sie wollen Gleichberechtigung, sie bevorzugen in der Kindererziehung Liebe statt Strenge, sie fordern, dass in der Politik Frauen genauso oft wie Männer das Sagen haben und dass man Konflikte nicht mit Gewalt löst, sondern mit Worten und im Einvernehmen. In femini­sierten Kulturen wie Schweden oder Finnland haben sich die Männer dem stark angenähert. Doch in männlich geprägten Kulturen – im Extremfall autokratische Kulturen in der arabischen Welt zum Beispiel, oder in China und in einigen Ländern Afrikas –, muss der Mann stark sein; es geht im Alltag um Ehre, Dominanz und Strenge. In den industriali­sierten Ländern, also den besonders feminisierten Ländern Nordeuropas, sind Männer viel offener, toleranter und auch fürsorglicher.

Wenn man über Männerbilder und typisch männliche Eigenschaften nachdenkt, ist man schnell bei der Frage, was von diesen vermeintlich typisch männlichen Eigenschaften – zum Beispiel Stärke und Männlichkeit – tatsächlich genetisch bedingt, also angeboren ist, und was davon anerzogen, also soziologisch bedingt ist.
Es gibt eine sehr starke Evidenz dafür, dass es angeborene Neigungen gibt. Die legen uns nicht zwingend fest, wir können dagegen angehen; aber es gibt weltweit Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer reden insgesamt weniger als Frauen, sie fokussieren sich eher auf den Aussen­ bereich, Frauen eher auf den Innenbereich, Frauen sind deutlich mitfühlender als Männer, Männer haben ein höheres Aggressionspotential und sind sexuell viel triebhafter als Frauen. Das sind natürlich Stereotype; ein einzelner Mann, eine einzelne Frau mag nicht so sein. Es kann eine sehr aggressive Frau geben und einen gar nicht aggressiven Mann, aber als Aussagen über das statistische Mittel stimmen diese Stereotype. Der Fehler, den viele machen, und zwar auf beiden Seiten der Diskussion, ist, von statistischen Verallge­meinerungen auf die Essenz zu schliessen. Essenzialismus ist die Idee: Kennst du einen, kennst du alle. Dass Männer ins­gesamt häufiger gewalttätig sind, lässt nicht darauf schliessen, dass alle Männer gewalttätig sind. Aber generell gibt es durch­aus Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Frauen sind zum Beispiel weltweit verträglicher als Männer, sie wollen mehr Harmonie in der Kommunikation und in der Gesell­schaft. Männern ist das nicht ganz so wichtig.

Da würden Ihnen jetzt vermutlich viele Menschen heftig widersprechen und sagen: Das Meiste von dem, was Sie beschrieben haben, ist gesellschaftlich anerzogen.
Erziehung und Prägung verstärken Anlagen, ganz klar, aber die wissenschaftlichen Daten belegen die grundlegenden Unterschiede sehr deutlich. Sexualität ist das beste Beispiel. Männer haben einen stärkeren Sexualtrieb. Sie gehen zu Prostituierten, Frauen machen das so gut wie gar nicht. Männer konsumieren Pornographie, Frauen deutlich weniger. Männer denken viel häufiger an Sex, sie wollen tendenziell viele verschiedene Sexualpartnerinnen haben, Frauen dagegen sind selektiver. All das ist unabhängig von allen Kulturen, egal, ob man in China Umfragen durchführt oder in Kamerun, Mexiko oder Deutschland. Deshalb ist es relativ unwahr­scheinlich, dass es sich um ein rein kulturelles Phänomen handelt. Natürlich sind genetische Neigung und Kultur eng miteinander verschränkt, sodass man schwer trennen kann. Aber vieles deutet darauf hin, dass es klare Unterschiede gibt zwischen Männern und Frauen, die nicht nur anerzogen sind. 

Ist der Mann von heute in einer Identitätskrise?
Wenn Identitätskrise heisst, dass Männer unzufrieden sind, dann kann man das auf keinen Fall sagen. Vor allem in den feminisierten Gesellschaften – dazu gehört neben Schweden, Thailand und den Niederlanden inzwischen auch Deutsch­land – haben die Männer eine höhere Lebenserwartung als in den anderen Ländern, sie begehen seltener Selbstmord, sie sind zufriedener, auch sexuell, sie leben länger und gesünder und sind seltener obdachlos. Wenn Männer die heutige Zeit als Krise der Männlichkeit empfinden und sagen: Früher gab es noch echte Männer, heute sind alle verweichlicht, dann ist das meistens ein Phänomen der älteren Generationen ab Mitte 40. Da waren die Vorbilder von Jean­Paul Belmondo bis Sean Connery vielleicht maskuliner, und möglicherweise hadern heute einige mit diesem Kulturwandel. Aber statistisch gesehen geht es den Männern heute besser als je zuvor.

Klingt ein bisschen so, als wäre die Krise des Mannes nur herbeigeredet, oder hat das auch etwas mit «Männer­ bashing» zu tun – die «toxische Männlichkeit» ist ja nicht umsonst so ein beliebtes Schlagwort geworden?
Das ist die Kehrseite der Emanzipation. Frauen waren über lange Zeit stark benachteiligt, inzwischen gibt es fast so etwas wie umgekehrten Sexismus. In einer Studie wurden Leuten Untersuchungen vorgelegt, die angeblich zeigten, dass Frauen intelligenter sind als Männer; das fanden alle Probanden ganz in Ordnung. Wenn man aber behauptete, man hätte heraus­gefunden, dass Männer intelligenter sind als Frauen, dann war die Reaktion häufig: Hör mir auf mit diesem sexistischen Unfug! Ausserdem gibt es ein halb­ironisches, halb­ernstes Männerbashing im Alltag, das nicht alle Männer immer mit Humor nehmen wollen. Und ein wachsendes Problem ist für Männer der Ausbildungs-­ und Arbeitsmarkt, auf dem sie zusehends auf der Strecke bleiben. Männer sind in vielen Dingen extremer – sie sind sowohl bei extremen Erfolgen stärker vertreten als auch bei extremen Misserfolgen. Männer sind in den Bereichen mit hohem Prestige stark vertreten, also in Machtpositionen, aber auch in den Bereichen mit sehr wenig Prestige, also bei den Obdachlosen oder Gefängnis­insassen. Unsere Gesellschaft wandelt sich, Berufe, die körper­liche Kraft erfordern, werden zunehmend weniger gebraucht, Dienstleistungsberufe hingegen häufiger, bei denen man unter anderem soziale Intelligenz und sprachliches Geschick benötigt. Darin sind Frauen besser. Auch an den Universitäten vieler Länder in Europa studieren inzwischen mehr Frauen als Männer, und in den Pisa­Studien schneiden Schülerinnen in fast allen Fächern besser ab als Schüler. Das bedeutet für Männer in Zukunft: weniger gutbezahlte Jobs und weniger Anerkennung als bisher.

Trotzdem sind Männer nach wie vor sehr viel häufiger in Machtpositionen vertreten.
Da gibt es verschiedene Faktoren, die man anschauen muss. Zunächst die Altersstruktur: Um mächtig zu sein, ist man typischerweise zwischen 45 und 70 Jahre alt, wie die meisten Politiker oder Topmanager, das sind die Jahrgänge 1950­-75. In diesen Generationen haben viele Männer solche Karrieren angestrebt; in jüngeren Jahrgängen dünnt sich das etwas aus, und in zehn, fünfzehn Jahren wird der Anteil der Frauen in Machtpositionen deutlich grösser sein. Dazu kommt, dass Männer und Frauen – wie Untersuchungen zeigen – sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie ein erfülltes Leben aussieht. Vereinfacht gesagt, will die Mehrheit der Männer primär Karriere machen, ein kleinerer Teil wünscht sich Ausgeglichenheit zwischen Familie und Karriere, und ein winziger Teil möchte sich ausschliesslich um Familie und Kinder kümmern. Bei den Frauen wollen nur etwa 20 Prozent ausschliesslich Karriere machen, die Mehrheit von etwa 60 Prozent wünscht sich Ausgeglichenheit zwischen Beruf und Familie, und der Rest will sich nur auf die Familie konzentrie­ren. Bei den Männern wollen aber etwa 60 Prozent Karriere machen, etwa 30 Prozent streben eine Work­Family­-Balance an und nur 10 Prozent sehen sich als Hausmänner. In den  allermeisten Fällen tritt das dann genauso ein, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. Und wenn Männer häufi­ger Karriere machen wollen, kommen auch mehr Männer in Machtpositionen. Männer streben eher nach Anerkennung durch Geld und Macht und gehen insgesamt mehr Risiken ein. Dafür sterben sie auch sehr viel häufiger am Arbeitsplatz. Es gibt aber natürlich auch echte Diskriminierung im Berufs­leben, zum Beispiel die sogenannte Motherhood Penalty, eine «Mutterschaftsstrafe»: Das bedeutet, dass Frauen, wenn sie Kinder bekommen, im Berufsleben zurückgeworfen oder erst gar nicht eingestellt werden. Kinderlose Frauen über 40 schneiden dagegen in vielen Bewerbungen sogar besser ab als die Männer. 

Ist das nicht auch das Resultat gesellschaftlicher Prägung? Macht und Geld verschaffen Männern ja nach wie vor gesellschaftliche Anerkennung, Frauen sind gesellschaft­lich eher so geprägt, dass die Familie ihnen wichtiger erscheint. 
Kulturelle Erwartung und universelle Neigung sind schwer auseinanderzuhalten. Aber in verschiedenen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Frauen in freien Gesellschaften eher akademische Berufe wählen, die mit sozialer Arbeit zu tun haben, mit Fürsorge, Sprache, dem Kontakt mit Menschen, und weniger Mechatronik, Tiefbau und Elektrotechnik, ob­wohl die sogenannten MINT-­Fächer ein höheres Einkommen versprechen als die Geistes­ und Sozialwissenschaften. Je freier die Länder sind, desto grösser ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen, was MINT-­Fächer und andere Fächer betrifft. In Ländern wie Algerien, Tunesien oder der Türkei, wo weniger Gendergerechtigkeit herrscht, studieren Frauen häufiger MINT­-Fächer, vermutlich weil sie sozial nicht so gut abgesichert sind, Geld verdienen müssen und über ihren Beruf auch Unabhängigkeit erlangen können. Das würde darauf hinweisen, dass es nicht nur die patriarchalen Stereo­type sind, denn die sind in der Türkei und Algerien deutlich stärker ausgeprägt als in Schweden oder Finnland. 

Sie haben gesagt, dass insgesamt mehr Männer gewalt­tätig sind. Gibt es auch mehr Männer in Machtpositionen, die diese Macht ausnutzen? Ist Diktatur männlich?
Etwa 90 Prozent aller Gewaltstraftaten und fast 100 Prozent aller Vergewaltigungen werden von Männern begangen. Allerdings sind auch 80 Prozent aller Mordopfer männlich. Es geht also meistens um den Kampf zwischen Männern, so wie wir das auch von unseren nächsten Verwandten, den Affen, kennen – da sind auch die Männchen viel aggressiver. Der Kampf zwischen Männern ist fast immer ein Status­kampf, und Status hat etwas mit der Funktion in der Gruppe und der Partnerschaft zu tun. Soweit ich weiss, sind bisher keine grossen Diktaturen von Frauen errichtet worden. Herrschaft durch Dominanz ist typischer für Männer. Die Neigung, zu denken, dass es bestimmte Gruppen gibt, die minderwertig sind und vernichtet werden müssen – ein Extrembeispiel dafür ist der Nationalsozialismus –, das radikal religiöse Denken, das besagt, dass die Ungläubigen nicht so viel wert sind wie die eigene Gruppe, diese Art zu denken also ist deutlich häufiger bei Männern vertreten als bei Frauen. Frauen versuchen eher, sozialen Status durch Prestige zu erlangen, also durch Leistung, Attraktivität oder Besitz, nicht durch Gewalt oder Gewaltandrohung. Das fängt bei Männern schon auf dem Schulhof an. 

Klingt ziemlich archaisch…
Von Hobbes, Freud und Norbert Elias bis in die Moderne wurde immer wieder diskutiert, wie wir überhaupt zivilisiert worden sind. Das passierte durch Gesetze, Erziehung, aber auch dadurch, dass Männer eine Art Ersatz gefunden haben für den echten Kampf, zum Beispiel Fussball, Kampfsport oder Autorennen – das ist eine sublime Form von Stammes­kampf, die Regeln unterliegt und bei der es nicht mehr um Leben und Tod geht, also eine kulturell überformte, ver­feinerte Art des alten Kampftriebs.

Seit Februar ist der Krieg wieder in Europa angekommen. Glauben Sie, dass sich das Männerbild dadurch verändert?
Das ist schwer vorherzusehen. In Deutschland, Italien und Japan – den drei Achsenmächten, die den zweiten Weltkrieg verloren haben – ist die Bereitschaft, für das eigene Land in den Krieg zu ziehen, extrem gering, ganz anders in Nor­wegen oder Frankreich. Der Diskurs in Deutschland ist aus­serdem sehr vom Pazifismus geprägt; es ist aber gut möglich, dass sich seit Beginn des Krieges einiges gewandelt hat. Interessanterweise hat sich zwar das Männerbild verändert, und das Stereotyp vom Mann als Kämpfer und Beschützer gilt als überholt; gleichzeitig zeigen aber Untersuchungen, dass die meisten Männer gern Beschützer sind, und auch  die Mehrheit der Frauen empfinden es als attraktiv, wenn der Mann ein Kavalier ist und sich sogar um Notfall für die Familie opfern würde. Da besteht eine gewisse Spannung zwischen dem modernen Ideal und der Realität.

Zurück zur Oper. Eliogabalo verkörpert auf der einen Seite die sogenannte toxische Männlichkeit, andererseits ist er genderfluid: Er singt nicht nur im Falsett, sondern liebt auch Frauenkleider und den ständigen Rollen­wechsel. Warum, glauben Sie, wirken genderfluide oder transsexuelle Menschen auf manche bedrohlich?
Menschen, die sehr traditionalistisch denken, auch Menschen aus sehr religiösen Gesellschaften und Extremisten am rechten Rand der Politik haben bestimmte Vorstellungen von Reinheit und Natürlichkeit. Das Heterosexuelle gilt als rein, andere Formen wie Homosexualität, aber auch Genderfluidi­tät gelten als unrein oder unnatürlich. Allerdings gibt seit es 70 Jahren eine starke progressive Wende, und alle sexuellen Identitäten und Vorlieben erfahren viel mehr Akzeptanz. Grundsätzlich wollen Menschen die Welt gern kategorisieren, und wenn etwas nicht eindeutig einer Kategorie zuzuordnen ist, dann fordert das viele heraus; vom Fluiden, Mehrdeutigen, Unklaren fühlen sich manche sogar verunsichert. Sehr autori­täre Menschen, die solche Identitäten als unnatürlich emp­finden, haben dann auch die Neigung, aggressiv zu reagieren.

Kim de l’Horizon hat den deutschen Buchpreis gewonnen, identifiziert sich als non­binär, trägt gern Röcke und Lippenstift und wurde tätlich angegriffen – der Angreifer, so beschreibt es Kim de l’Horizon, hat dabei gesagt: «Normale Schwuchteln kann ich mittlerweile schlucken, aber du bist mir einfach zu viel.» Heisst das, Homo­sexualität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und legalisiert – aber non­binäre und transsexuelle Personen stellen für manche Menschen nach wie vor eine Bedrohung dar?
Wir waren nicht dabei, als dieser Angriff geschah, aber wir können vermuten, dass der Angreifer aus einem Milieu kommt, in dem ein traditionalistisches Denken vorherrscht, in dem Genderfluidität als unrein, widernatürlich und ab­stossend gilt und mit Ekel belegt ist. Solche Vorstellungen haben viel mit Erziehung zu tun. In Kulturen, in denen man sich sicher fühlt, ist man liberaler; Kulturen, in denen Mangel wirtschaft herrscht, wo Hunger, Krieg oder Infek­tionen drohen, da müssen Gruppen stärker zusammen halten.  Regelbrecher werden heftiger bestraft, alle Arten von Abweichungen als Bedrohung gesehen, und Vorstellungen von Reinheit sind dort auch stärker vertreten. Männer sehen Genderfluidität übrigens viel eher als Herausforderung als Frauen.

Dazu passt die Aussage des Bundesrats Ueli Maurer: «Hauptsache, mein Nachfolger ist kein Es.»
Das ist ein typisches Muster der Rechtspopulisten, um mit Provokation Aufmerksamkeit und Stimmen zu gewinnen. Dieses Manöver ist nicht nur durchschaubar, sondern auch strategisch falsch, denn selbst unter den Konservativeren in der westlichen Welt gibt es mittlerweile eine grosse Akzep­tanz für Homosexuelle und für Genderfluidität. Daher setzen erfolgreiche Populisten ja so stark auf die Migrationsfrage, um Wähler zu gewinnen. So oder so: Die tolerante und liberale Mehrheit sollte viel weniger auf solche Provokationen eingehen, denn sie dienen am Ende nur der Aufmerksam­keitsmaschinerie. 

Das Gespräch führte Beate Breidenbach
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 97, November 2022.
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Audio-Einführung

Synopsis

Eliogabalo

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Eliogabalo

Biografien


Dmitry Sinkovsky, Musikalische Leitung

Dmitry Sinkovsky

Dmitry Sinkovsky ist Dirigent, Violinist und Countertenor. Seine Ausbildung erhielt er am Moskauer Konservatorium, an der Sokhiev Akademie für Dirigieren in Toulouse sowie an der Musikakademie Zagreb. Er war Erster Konzertmeister zahlreicher Ensembles wie Il Giardino Armonico, Il Complesso Barocco, Il Pomo D’Oro, B’Rock, die Accademia Bizantina und des Helsinki Baroque Orchestra und arbeitete mit Künstler:innen wie Joyce DiDonato, Teodor Currentzis, Trevor Pinnock, Giovanni Antonini, Alexander Rudin, Aleksei Lubimov, Dorothee Oberlinger, Julia Lezhneva und Andreas Scholl. Er war Gastdirigent bei Orchestern wie Seattle Symphony Orchestra, Detroit Symphony Orchestra, Atlanta Symphony Orchestra, Dublin National Symphony Orchestra, National Orchestra of Spain, Budapest Radio Symphony, Australian Brandenburg Orchestra, Saint Paul Chamber Orchestra, MusicAeterna, Kremerata Baltica, Musica Viva, Sinfonieta Riga, Tallinn Chamber Orchestra sowie erst kürzlich beim Orchester des Mariinsky Theaters St. Petersburg. Ausserdem trat er im Bolschoj Theater auf, in der New Yorker Carnegie Hall, im Wiener Musikverein, im Londoner Barbican Centre, Amsterdam Concertgebow, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, Lucerne Festival, im La Fenice in Venedig, Théâtre La Monnaie, bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und beim Turku Music Festival. 2011 gründete er das Ensemble La Voce Strumentale, das bereits drei CDs veröffentlichte. Unter den zahlreichen Aufnahmen von Dmitry Sinkovsky wurden drei mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet. Seit Januar 2022 ist er Chefdirigent an der Oper Nizhny Novogorod. Zuletzt dirigierte er ein Konzert in der Berliner Philharmonie, Porporas Orfeo am Theater an der Wien sowie Glucks Orfeo ed EuridicePique Dame und Eugen OneginIl barbiere di Siviglia und La traviata in Nizhny Novgorod.



Calixto Bieito, Inszenierung / Bühnenbild

Calixto Bieito

Calixto Bieito kam in Miranda de Ebro zur Welt und lebt in Basel. Er studierte Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Barcelona, Regie am Theaterinstitut der Disputació und Performance an der Escuela de Arte Dramático in Tarragona. Seine künstlerische Profilierung verdankt er den Anfängen in Barcelona, wo er zehn Jahre lang das Teatre Romea leitete, das Festival Internacional de las Artes de Castilla y León organisierte und mit dem Barcelona Internacional Teatre (bit) eine weltweite Plattform für Projekte von Künstlern und Bühnen schuf. Shakespeares Macbeth in Salzburg (2001) und Hamlet in Edinburgh (2002) führten ihn über seine Heimat hinaus. In Hannover folgten Schlag auf Schlag drei heftig diskutierte Inszenierungen. Spätestens Die Entführung aus dem Serail begründete 2004 an der Komischen Oper seinen Ruf und Ruhm, einer der europaweit führenden Regisseure zu sein. Heute sind seine Interessen so differenziert wie deren künstlerische Umsetzung. Beginnend bei Monteverdi (Lin­coronazione di Poppea) und Cavalli (Eliogabalo), hat sich Bieito mit allen Epochen und vielen Werken des musiktheatralischen Kanons auseinandergesetzt, darunter auch Janáček, Berg, Schönberg, Schreker, Prokofjew und Schostakowitsch bis zu Ligeti, Zimmermann und Reimann. Immer deutlicher versteht er sich als Anwalt zeitgenössischer Autoren, auch als ein Entdecker von fast Verlorenem. In Amsterdam inszenierte er 2021 Rudi Stephans Die ersten Menschen, in Prag 2022 Erwin Schulhoffs Flammen. Von Hector Parra brachte er gleich drei Opern zur Uraufführung. Seit 2017 ist Calixto Bieito auch Künstlerischer Leiter des Teatro Arriaga in Bilbao.



Anna-Sofia Kirsch, Bühnenbild

Anna-Sofia Kirsch

Anna-Sofia Kirsch studierte Szenografie in Dortmund und arbeitete anschliessend als Bühnenbildassistentin am Nationaltheater Mannheim sowie an den Münchner Kammerspielen. 2018 entwarf sie das Bühnenbild zu Monteverdis Marienvesper in der Regie von Calixto Bieito in Mannheim. Seit der Spielzeit 2020/21 ist sie freischaffend tätig und realisiert Bühnenbilder sowie szenografische Projekte u.a. am Theater Dortmund und für die BUGA23. Für das Nationaltheater Mannheim entwarf sie in den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 die Bühnenbilder und Raumkonzepte für Die Zauberflöte, Madama Butterfly, Il barbiere di Siviglia, Il trionfo del Tempo e del Disinganno und für den Ring des Nibelungen. Mit Calixto Bieito arbeitete sie zuletzt an der Staatsoper Prag bei Erwin Schulhoffs Flammen zusammen sowie in Mannheim für Jakob Lenz und am Teatro di San Carlo in Neapel für Rossinis Maometto II. Anna-Sofia Kirsch erhielt 2022 den 2. Preis beim Europäischen Opernregie-Preis (Camerata Nuova/ Opera Europa) und wird infolge dessen zusammen mit der Regisseurin Victoria Stevens im Herbst 2022 Philipp Glass’ Oper The Fall of the House of Usher an der Staatsoper Hannover realisieren.



Ingo Krügler, Kostüme

Ingo Krügler

Ingo Krügler (Kostüme) studierte Kostüm- und Modedesign in Berlin und London. Danach arbeitete er bei Jean-Paul Gaultier und John Galliano in Paris und assistierte u.a. in Wien, Paris (Bastille) sowie bei den Festspielen in München und Salzburg bei Regisseur:innen und Ausstatter:innen wie Michael Haneke, David Alden, David Pountney, Gottfried Pilz, Thomas Langhoff, Christine Mielitz, Harry Kupfer und Stefan Herheim. Seitdem ist er als freischaffender Kostümbildner im Theater- und Opernbereich tätig, u.a. bereits in Weimar, Dresden, Nürnberg, Berlin, London, Antwerpen, Oslo, Bergen, Paris, Zürich, Basel, Bern, Genf, Madrid, Barcelona und Bilbao. Seit Jenůfa an der Staatsoper Stuttgart verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Calixto Bieito, für den er u.a. die Kostüme zu Lulu, Aus einem Totenhaus, Aida, War Requi­em und Oresteia am Theater Basel, Armida, Der Freischütz und Die Gespräche der Karmeli­tinnen an der Komischen Oper Berlin, Voices – a modern passion in Kopenhagen und Bergen, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny an der Vlaamse Opera, Fidelio, Boris Godunow und La Juive an der Bayerischen Staatsoper, La forza del destino an der ENO London, Reimanns Lear an der Pariser Opéra und am Teatro Real in Madrid, Der feurige Engel in Zürich und Madrid, Tannhäuser und Don Giovanni am Konzert Theater Bern, Die Gezeichneten an der Komischen Oper Berlin, Bachs Johannespassion in Bilbao, Krieg und Frieden in Genf, Die ersten Menschen in Amsterdam und Bilbao, Tristan und Isolde an der Wiener Staatsoper sowie Aida an der Berliner Staatsoper entwarf.



Franck Evin, Lichtgestaltung

Franck Evin

Franck Evin, geboren in Nantes, ging mit 19 Jahren nach Paris, um Klavier zu studieren. Nachts begleitete er Sänger im Café Théâtre Le Connetable und begann sich auch für Beleuchtung zu interessieren. Schliesslich entschied er sich für die Kombination aus Musik und Technik. Dank eines Stipendiums des französischen Kulturministeriums wurde er 1983 Assistent des Beleuchtungschefs an der Opéra de Lyon. Hier arbeitete er u. a. mit Ken Russel und Robert Wilson zusammen. Am Düsseldorfer Schauspielhaus begann er 1986 als selbstständiger Lichtdesigner zu arbeiten und legte 1993 die Beleuchtungsmeisterprüfung ab. Besonders eng war in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Werner Schröter und mit dem Dirigenten Eberhard Kloke. Es folgten Produktionen u. a. in Nantes, Strassburg, Paris, Lyon, Wien, Bonn, Brüssel und Los Angeles. Von 1995 bis 2012 war er Künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung der Komischen Oper Berlin und dort verantwortlich für alle Neuproduktionen. Hier wurden besonders Andreas Homoki, Barrie Kosky, Calixto Bieito und Hans Neuenfels wichtige Partner für ihn. Im März 2006 wurde Franck Evin mit dem «OPUS» in der Kategorie Lichtdesign ausgezeichnet. Seit Sommer 2012 arbeitet er als künstlerischer Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Oper Zürich. Franck Evin wirkt neben seiner Tätigkeit in Zürich weiterhin als Gast in internationalen Produktionen mit, etwa an den Opernhäusern von Oslo, Stockholm, Tokio, Amsterdam, München, Graz sowie der Opéra Bastille, der Mailänder Scala, dem Teatro La Fenice, der Vlaamse Opera und bei den Bayreuther Festspielen.

Don Pasquale18, 22, 24, 31 Mai; 03 Jun 2025 Ariadne auf Naxos22, 25, 28 Sep; 03, 06, 10, 13, 18, 22 Okt 2024 Simon Boccanegra27 Sep; 04, 13, 19, 25 Okt 2024 Leben mit einem Idioten03, 08, 10, 14, 16, 22, 29 Nov; 01 Dez 2024 In 80 Tagen um die Welt17, 22, 24 Nov; 01, 07, 13, 14, 21, 26, 29 Dez 2024; 02, 05, 12, 14 Jan 2025 Der fliegende Holländer21, 24, 30 Nov; 06, 10 Dez 2024 Un ballo in maschera08, 11, 14, 17, 21, 28 Dez 2024; 05, 10, 15, 19 Jan 2025 Madama Butterfly22, 26, 29 Dez 2024; 01, 04 Jan 2025 Roméo et Juliette31 Dez 2024; 03, 08, 11, 17, 26 Jan 2025 Fidelio21, 25 Jan; 02, 08, 15 Feb 2025 Manon Lescaut09, 13, 16, 19, 23 Feb; 01, 06, 13, 16, 22 Mär 2025 Lohengrin13, 16, 24, 27 Apr; 04 Mai 2025 Salome29 Mai; 01, 07, 12, 15 Jun 2025 Elias09, 13, 17, 19, 21, 24, 26, 29 Jun; 02, 06 Jul 2025 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025


Adria Reixach, Video

Adria Reixach

Adria Reixach stammt aus Spanien und lebt in Basel. Er studierte Film und Fernsehen an der University of Bristol. Seit dem Abschluss seiner Ausbildung arbeitet er als Kostümbildner und Videodesigner. Bisher waren seine Arbeiten unter anderem am Nationaltheater Mannheim und am Teatro Arriaga in Bilbao zu sehen; hier schuf er die Videokunst u.a. für Produktionen wie Erresuma (Kingdom) von Calixto Bieito sowie für eine Hommage an den spanischen Sänger Luis Mariano. Ausserdem hat er am Theater Aachen für die Regisseurin Lucia Astigarraga als Videodesigner gearbeitet (Manon von Jules Massenet). Am Opernhaus Zürich entwarf er bereits das Video-Design für Cavallis Oper Eliogabalo in der Inszenierung von Calixto Bieito. Demnächst wird er für Barbora Horakova das Video-Design für Lear (Aribert Reimann) an der Oper in Prag erarbeiten.



Beate Breidenbach, Dramaturgie

Beate Breidenbach

Beate Breidenbach studierte zuerst Violine, dann Musikwissenschaft und Slawistik in Nowosibirsk, Berlin und St. Petersburg. Nach Assistenzen an der Staatsoper Stuttgart und der Staatsoper Unter den Linden Berlin wurde sie als Musikdramaturgin ans Theater St. Gallen engagiert, drei Jahre später wechselte sie als Dramaturgin für Oper und Tanz ans Theater Basel. Anschliessend ging sie als Operndramaturgin ans Opernhaus Zürich, wo sie bisher mit Regisseurinnen und Regisseuren wie Calixto Bieito, Dmitri Tcherniakov, Andreas Homoki, Herbert Fritsch, Nadja Loschky, Kirill Serebrennikov und anderen arbeitete und die Entstehung neuer Opern von Pierangelo Valtinoni, Michael Pelzel, Samuel Penderbayne und Jonathan Dove betreute. Gastdramaturgien führten sie u.a. an die Potsdamer Winteroper (Le nozze di Figaro, Regie: Andreas Dresen), zum Schweizer Fernsehen (La bohème im Hochhaus) und 2021 an die Opéra de Génève (Krieg und Frieden, Regie: Calixto Bieito). Mit Beginn der Spielzeit 2026/27 wird sie als Chefdramaturgin an die Deutsche Oper Berlin wechseln.

Lucia di Lammermoor20, 24, 29 Sep; 06, 16, 26 Okt 2024 Die tote Stadt21, 25 Apr; 02, 06, 09, 17, 21, 29 Mai; 01 Jun 2025 Wir pfeifen auf den Gurkenkönig15, 21, 22, 25, 28, 29 Sep; 02 Okt 2024; 18, 19, 22, 23, 25, 28, 29, 31 Jan; 02, 05 Feb 2025 Leben mit einem Idioten03, 08, 10, 14, 16, 22, 29 Nov; 01 Dez 2024 Les Contes d’Hoffmann28 Jun; 01, 04, 09, 12 Jul 2025


Yuriy Mynenko, Eliogabalo

Yuriy Mynenko

Yuriy Mynenko, ukrainischer Countertenor, studierte Gesang an der Nationalen Antonina-Neschdanowa-Musikakademie in Odessa. Er singt an renommierten Opernhäusern, u.a. dem Bolschoi-Theater, dem Nationaltheater Mannheim, der Oper Köln, dem Staatstheater Kassel, dem Theater Chemnitz, dem Theater an der Wien, der Opéra de Lausanne, dem Théâtre des Champs-Elysées und dem Concertgebouw in Amsterdam. Er arbeitete mit Dirigenten wie Kazem Abdullah, Teodor Currentzis, Alan Curtis, Paul Daniel, Diego Fasolis, Grant Gershon, Simon Halsey, Andris Nelsons, Vasily Petrenko und Vladimir Jurowski zusammen. Sein Repertoire umfasst Xbalanque (Purcells The Indian Queen), Corrado (Vivaldis Griselda), David (Saul), Artaserse / Megabise (Vincis Artaserse), Annio / Sesto (La clemenza di Tito) und Ratmir (Ruslan und Ljudmila). Jüngst war er u.a. als Polinesso (Ariodante) an der Staatsoper in Stuttgart zu erleben, als Ottone (Gismondo, re di Polonia) am Theater an der Wien, als Aci (Polifemo) bei den Salzburger Festspielen, als Giulio Cesare (Giulio Cesare in Egitto) mit der Nederlandse Reisopera und bei den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen sowie im Sommer 2022 in der Titelrolle von Vivaldis Il Giustino im Drottningsholms Slottsteater in Stockholm. Yuriy Mynenko war einer der fünf Countertenöre der CD- und DVD-Aufnahme von Artaserse, welche mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden.



Siobhan Stagg, Anicia Eritea

Siobhan Stagg

Siobhan Stagg, geboren in Australien, studierte Gesang in Melbourne und Cardiff. Sie gewann zahlreiche Preise wie den ersten Preis beim Stuart Burrows International Voice Award in Wales und beim Mietta Song Competition in Melbourne. Nach ihrem Studium wurde sie als Stipendiatin an die Deutsche Oper Berlin engagiert und gehörte dort ab 2015 zum Ensemble. Weitere Engagements führten sie u.a. an die Staatsoper Hamburg, an das Grand Théâtre de Génève, die holländische Nationaloper und an das Royal Opera House Covent Garden sowie zu den Salzburger Festspielen. Sie ist ausserdem regelmässig zu Gast auf der Konzertbühne, u. a. in Brahms’ Ein deutsches Requiem mit den Berliner Philharmonikern unter Christian Thielemann, Zemlinskys Lyrische Symphonie bei den BBC Proms mit dem BBC Symphony Orchestra unter Simone Young und in Mozart-Arien mit Rolando Villazón bei der Salzburger Mozartwoche unter Kristiina Poska. In der Spielzeit 2021/22 sang sie Pamina beim Glyndebourne Festival, Leonore (Fidelio) an der Opéra Dijon und an der Opéra Comique in Paris, Sophie (Der Rosenkavalier) an der Staatsoper in Berlin sowie Elettra (Idomeneo) beim Festival d’Aix-en-Provence. Ausserdem gab sie unter Sir Simon Rattle ein Konzert im Barbican Centre mit dem London Symphony Orchestra. Konzerte führten sie in Spielzeit 2022/23 bisher nach Paris für ein Konzert mit Werken von Franck, Ravel und Prokofiev, an die Kölner und die Berliner Philharmonie sowie in den Herkulessaal in München.



Beth Taylor, Giuliano Gordio

Beth Taylor

Beth Taylor ist Absolventin des Royal Conservatoire of Scotland und The Open University. Sie besuchte Meisterkurse bei renommierten Künstler:innen wie Sarah Connolly, Susan Graham, Sir Thomas Allen, Sophie Daneman und Dame Emma Kirkby. 2019 gewann sie den 3. Preis der Wigmore Hall Competition und 2018 den Gianni Bergamo Classical Music Award. Engagements führten die schottische Mezzosopranistin u.a. ans Festival d’Aix-en-Provence, wo sie in Rihms Jakob Lenz debütierte, als Marcellina (Le nozze di Figaro) zum New Generation Festival in Florenz, als Bradamante (Alcina) nach Nancy, als Argia in Giacomellis Merope ans Concertgebouw Amsterdam und in die Martinskirche Basel sowie als Schwertleite (Die Walküre) und Marchesa Melibea (Il viaggio a Reims) an die Deutsche Oper Berlin. Dort sang sie ausserdem in der Spielzeit 2021/22 Flosshilde und Erste Norn in Götterdämmerung sowie Erda in Das Rheingold. Im Opernprojekt Matthäus-Passion in der Regie von Benedikt von Peter gab sie als Zeuge / Magd ihr Hausdebüt am Theater Basel. Im Sommer 2022 war sie beim Glyndbourne Festival als Bradamante und beim Festival Berlioz in Bordeaux als Ursule in Béatrice et Bénédict zu erleben.



James Laing, Giuliano Gordio

James Laing

James Laing, Countertenor, studierte an der Uppingham School sowie am Royal College of Music in London und war Stipendiat am Trinity College in Cambridge. 2013 debütierte er am Royal Opera House in London als Innocent in der Oper The Minotaur von Harrison Birtwistle und war danach an dem Haus als Hamlet (The Firework-Maker’s Daughter von David Bruce)als Nerillo (L’Ormindo von Cavalli) und zuletzt als Demetrio (Berenice von Händel) unter Laurence Cummings zu hören. Zu seinem Repertoire gehören zudem Rollen wie Apollo (Death in Venice), Oberon (A Midsummer Night’s Dream), Tirinto (Imeneo von Händel), Orfeo (Orfeo ed Euridice), Tolomeo (Giulio Cesare), Medoro (Orlando) und Zelim (La verità in cimento). An der English National Opera in London war er als Armindo (Partenope von Händel) und in der Uraufführung von Marnie von Nico Muhly zu hören, am Landestheater Linz als Apollo und an der Opera North in Leeds als Tolomeo. Als Konzertsänger sang er u.a. mit Orchestern wie der Britten Sinfonia, Les Arts Florissants, dem Royal Concertgebouw Orchestra und Les Agrémens unter Dirigenten wie William Christie, Ivor Bolton, David Charles Abell und Ottavio Dantone. Am Opernhaus Zürich war er 2019 bereits als Daniel (Belshazzar) zu hören. Zuletzt ist er u.a. am Theater Aachen als Endimione (La Calisto) aufgetreten, als Apollo (Death in Venice) am Landestheater Linz, als Armindo (Partenope) an der English National Opera, als Nireno (Giulio Cesare) an der Semperoper Dresden sowie als Tamerlano in Vivaldis Bajazet an der Irish National Opera. Giuliano in Eliogabalo sang er bereits an der Grange Park Opera.



Anna El-Khashem, Flavia Gemmira

Anna El-Khashem

Anna El-Khashem, Sopran, studierte in St. Petersburg. Sie gewann u.a. den 1. Preis des Gesangswettbewerbs der Bertelsmann-Stiftung «Neue Stimmen 2019», den Sergej-Leiferkus-Gesangswettbewerb und 2018 am Mozarteum Salzburg den 1. Preis des Mozartwettbewerbs. Zudem wurde sie vom Magazin «Opernwelt» als Nachwuchssängerin des Jahres 2018 ausgezeichnet. Auftritte führten sie u.a. an die St. Petersburger Philharmonie und in die Grosse Konzerthalle im Staatlichen Konservatorium in Moskau. Ab der Spielzeit 2016/17 war sie Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper, wo sie u.a. Partien wie Barbarina (Le nozze di Figaro), Taumännchen (Hänsel und Gretel) und Esmeralda (Die verkaufte Braut) übernahm. Mit der Spielzeit 2019/20 wechselte sie nach Wiesbaden und sang dort u.a. Pamina in Die Zauberflöte und Gretel in Hänsel und Gretel. Jüngst war sie dort auch als Susanna in Le nozze di Figaro, als Woglinde in Das Rheingold und Götterdämme­rung, in der Neuinszenierung von Werther als Sophie sowie als Marzelline in Fidelio zu erleben. Sie arbeitete u.a. mit Dirigent:innen wie Kirill Petrenko, Gustavo Dudamel, Ivor Bolton, Bertrand de Billy und Simone Young. 2021/22 gab sie ihr Haus- und Rollendebüt an der Pariser Oper als Servilia in Mozarts La clemenza di Tito und sang, ebenfalls in Paris, Susanna in der Neuproduktion von Le nozze di Figaro und Zerlina in Don Giovanni. Am Opernhaus Zürich war sie bereits in einem La Scintilla-Konzert unter Riccardo Minasi zu hören und übernahm hier die Rollen der Gemmira in Cavallis Eliogabalo und Clarine/Thalie in Rameaus Platée.

Serse29 Sep; 05, 08, 17 Okt 2024


David Hansen, Alessandro Cesare

David Hansen

David Hansen, geboren in Sydney, studierte am dortigen Conservatory of Music sowie bei James Bowman, David Harper und Graham Pushee. Der internationale Durchbruch gelang dem Countertenor 2004 beim Festival in Aix-en-Provence in Purcells Dido and Aeneas. Kurz darauf debütierte er in Grossbritannien konzertant mit dem Scottish Chamber Orchestra unter Emmanuelle Haïm und in der Titelpartie von Händels Fernando mit Il Complesso Barocco unter der Leitung von Alan Curtis. Händels Giulio Cesare in Egitto führte ihn an das Theater an der Wien und an die Den Norske Opera Oslo. Weitere Engagements erhielt er u. a. an der Staatsoper Unter den Linden Berlin mit Monteverdis L’Orfeo und am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel als Athamas in Händels Semele. Als Konzertsänger war David Hansen u.a. in Orffs Carmina Burana mit den Berliner Philharmonikern und Sir Simon Rattle, in Händels Oratorium Solomon mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment und René Jacobs und mit Händels Saul im Wiener Musikverein unter Nikolaus Harnoncourt zu erleben. Sein erstes Soloalbum Arias for Farinelli & Co. ist 2013 erschienen. Höhepunkte der jüngeren Zeit waren u.a. die Rückkehr an die Den Norske Opera in der Titelrolle von Glucks Orfeo ed Euridice, Händels Theodora (Didymus) bei den Händel-Festspielen Karlsruhe, Ruggiero (Alcina) am Bolschoi-Theater in Moskau und am Badischen Staatstheater Karlsruhe, Sesto (La clemenza di Tito) am Theater an der Wien, die Countertenor-Partie in Carmina Burana mit dem Trondheim Sinfonieorchester sowie die Titelrolle in Ariodante im Palau de les Arts Reina Sofía in Valencia. Am Opernhaus Zürich gastierte er zuletzt als Nerone in L’incoronazione di Poppea und als Fürst Gogo in Le Grand Macabre.



Sophie Junker, Atilia Macrina

Sophie Junker

Sophie Junker stammt aus Belgien und feierte ihren internationalen Durchbruch 2010 als sie den London Händel Wettbewerb gewann und kurz darauf den Cesti Wettbewerb bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Sie arbeitete seither mit Dirigenten wie Harry Bicket, Laurence Cummings, David Bates, Christian Curnyn und Stefano Montanari. Zu ihrem Repertoire gehören Rollen wie Dorinda (Orlando), Sigismondo (Arminio), Zerlina (Don Giovanni), Wanda (Die Grossherzogin von Gerolstein), die Titelrolle in Massenets Cendrillon und Amour (Orphée et Eurydice). 2017 sang sie bei den Händel-Festspielen in Halle Galatea in Acis und Galatea sowie 2019 Amarilli (Händels Il pastor fido), 2018 an der Opéra de Limoges die Erste Dame in der Zauberflöte, Cunegonda (Vincis Gismondo) am Theater an der Wien, Drusilla (L’incoronazione di Poppea) an der Staatsoper Unter den Linden Berlin, 2019 Venus (King Arthur) beim Festival International d’Opéra Baroque de Baume sowie die Titelrolle in Die getreue Alceste am Theater Heidelberg. 2021/22 sang sie u.a. Cleopatra in Giulio Cesara in Egitto mit der Nederlandse Reisopera sowie bei den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen. Ihre CD-Aufnahmen beinhalten u.a. Händels Esther und Arminio mit Laurence Cummings, Bachs Weltliche Kantaten mit dem Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki und Purcells King Arthur mit Lionel Meunier. 2020 erschien ihre erste Solo-CD La Francesina, welche 2021 bei den International Classical Music Awards den Preis als «Bestes barockes Vokalalbum» gewann.



Joel Williams, Zotico

Joel Williams

Joel Williams, geboren in Grossbritannien, studierte am King’s College in Cambridge und am Royal College of Music International Opera Studio in London als Kiri-te-Kanawa-Stipendiat. Er war Mitglied der Verbier Festival Academy, Young Artist u.a. an der Opera Holland Park und der Garsington Opera und wird durch das Independent-Opera-Stipendium unterstützt. Er gewann den Somerset Song Prize, den Sir Anthony Lewis Memorial Prize und den Lady-Francis-Liedwettbewerb der Cambridge University. Sein Repertoire umfasst neben Le Ruisseau (Les fêtes d’Hébé), Don Ottavio (Don Giovanni) und Lysander (A Midsummer Night’s Dream) auch die Titelpartie in Robinson Crusoé von Jacques Offenbach, Tamino (Die Zauberflöte) und Dr. Blind (Die Fledermaus). Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Mitglied im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, wo er u.a. 4. Knappe (Parsifal), Nencio (L’infedeltà delusa), Parpignol (La bohème), Ein Bote (Il trovatore), Gaston/Victorin (Die tote Stadt) und Vitellozzo (Lucrezia Borgia) sang.



Mark Milhofer, Lenia

Mark Milhofer

Mark Milhofer, Tenor, studierte an der Guildhall School of Music in London sowie bei Renata Scotto und Leyla Gencer in Italien. Sein professionelles Debüt gab er als Giannetto in Rossinis La gazza ladra an der British Youth Opera. Während seiner Ausbildung sang er San Giuseppe in Pergolesis erst kürzlich entdeckter Oper La morte di San Giuseppe sowie Fenton (Falstaff) in Norditalien. Seine Konzertauftritte umfassen Brittens Serenade für Tenor, Horn und Streicher in Parma, Orffs Carmina Burana mit dem Orchestra di Santa Cecilia in Rom und Rossinis Petite messe solennelle beim Aldeburgh Festival. Er trat u.a. in einem Rezital vor Queen Elizabeth II. und in der Wigmore Hall London sowie in Mailand mit dem Orchestra I Pomeriggi Musicali auf und gab sein Debüt bei den BBC Proms in Händels Judas Maccabaeus mit The King’s Consort. Weitere Opernpartieren waren u.a. Don Narciso in Il turco in Italia (Teatro Regio di Torino), Tony in Tutinos The Servant (Macerata Opera Festival), Belmonte in Die Entführung aus dem Serail (Salzburger Landestheater), Ferrando in Così fan tutte (Peking und Moskau), Rosillon in Die lustige Witwe (Oper Graz), Taxis in Honeggers Les aventures du roi Pausole sowie Lawyer in Birtwistles Punch and Judy (Grand Théâtre de Genève). Zu Mark Milhofers jüngeren Gastengagements zählen u.a. Eumete in Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria beim Maggio Musicale Fiorentino, Doktor in Tri Sestry an der Oper Frankfurt, die Partien von Priester, Herold, Baumgeist, Hirte und Comus in Henry Purcells King Arthur am Theater an der Wien sowie Mortimer in Lessons in Love and Violence und Lenia in Eliogabalo am Opernhaus Zürich.

L'Orfeo29 Jun; 03, 06, 08, 11 Jul 2025


Daniel Giulianini, Nerbulone

Daniel Giulianini

Daniel Giulianini studierte am Konservatorium Bruno Maderna in Cesena und war anschliessend Mitglied der Scuola dell’Opera am Teatro Comunale in Bologna. 2015 gewann er den Publikumspreis beim As.Li.Co-Wettbewerb in Como. Sein Bühnendebüt gab er in der Saison 2009/10 als Morales in Carmen in Lugo. Er sang daraufhin Haly in L’italiana in Algeri am Teatro Municipale in Piacenza, wo er ausserdem als Monterone (Rigoletto), Dulcamare (L’elisir d’amore) und Schaunard (La bohème) zu erleben war. Als Schaunard gastierte er zudem an den Opern in Ravenna, Vilnius, Novara, Lucca und Padua. Auf der Konzertbühne war er in Salzburg mit dem Young Singers Project zu erleben, in Moskau, Como und am Teatro Regio in Parma. Jüngst gastierte er als Masetto (Don Giovanni) in Nizza, Ravenna und an der Oper in Tel Aviv, als Figaro in Le nozze di Figaro beim Festival dei Due Mondi in Spoleto, als Banco in Macbeth in Ravenna und beim Festival in Savonlinna und als Marquis D’Obigny (La traviata) in der Arena von Verona. Die Spielzeit 2021/22 führte ihn als Leporello an die Fondazione Petruzzelli in Bari, als Masetto an die Opéra de Toulon, als Don Bartolo (Il barbiere di Siviglia) an die Oper in Malmö und als Bartolo (Le nozze di Figaro) ans Teatro Real de Madrid.



Benjamin Molonfalean, Tiferne

Benjamin Molonfalean

Benjamin Avram Molonfalean, Bassbariton, wurde in Rumänien geboren. Sein Musikstudium schloss er an der Königlich Dänischen Musikakademie in Kopenhagen ab. Während seines Studiums sang er u.a. den Förster in Janáčeks Das schlaue Füchslein und die Titelpartie in Le nozze di Figaro. 2015 nahm Benjamin Molonfalean an Meisterkursen von Constance Fee und Gabor Bretz am Crescendo Summer Institute in Tokaj (Ungarn) teil. 2017 debütierte er an der Århus Sommeropera in der Oper Darwin von Niels Marthinsen. 2018 sang er in Rossinis Petite Messe solennelle in der Domkirche in Maribo (Dänemark) sowie 2019 die Titelrolle in Don Pasquale an der Opera Prima in Wien. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich und war hier bisher in Tosca, Le Comte Ory und in Dialogues des Carmélites zu erleben.



Aksel Daveyan, Un console

Aksel Daveyan

Aksel Daveyan studierte am Yerevan State Conservatory, Armenien, bei Anna Mousayelyan und Arnold Kocharyan. Am Yerevan Opera Studio sang er 2021 Malatesta in Don Pasquale. Ausserdem war er in mehreren Konzerten zu hören, darunter am Opera and Ballet Theatre of Yerevan und am Teatro Politeama. 2017 gewann er den dritten Preis der Renaissance International Competition, 2019 den ersten Preis der «Gohar Gasparyan» Pan-Armenian Competition und 2021 den dritten Preis der Opera Crown Tbilisi International Voice Competition. 2020 wurde ihm der «Boghossian Youth Prize» verliehen und 2023 war er Preisträger der Queen Sonja Singing Competition in Oslo. Seit der Spielzeit 2022/23 ist der Bariton Mitglied des IOS am Opernhaus Zürich und war bisher in Eliogabalo, Tosca, Roberto Devereux und Viva la mamma zu erleben.



Saveliy Andreev, Altro console

Saveliy Andreev

Saveliy Andreev wurde in Sankt Petersburg geboren und studierte am Glinka Choral College Gesang, Dirigat und Klavier. 2015 schloss er sein Studium in Chorleitung ab und studierte anschliessend in Sankt Petersburg am Rimski-Korsakov Konservatorium Gesang. In der Music Hall in Sankt Petersburg war er seit 2017 regelmässig als Solist zu hören. 2017 war er Teilnehmer des Festivals «14th German Week» in St. Petersburg und sang dort eine Solopartie in der Bach-Kantate Lasst uns sorgen, lasst uns wachen. 2018 gewann er den ersten Preis in der Tenor-Kategorie bei dem Wettbewerb «Great Opera. Voices of the Future». 2019 war er Teilnehmer eines Studienprogramms des Teatro del Maggio Musicale in Florenz. Seit der Spielzeit 2020/21 ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios und war hier bisher in Boris Godunov, Simon Boccanegra, Salome, Le Comte Ory, Dialogues des Carmélites und in Il mondo della luna zu erleben.



Lev Sivkov, Continuo

Lev Sivkov

Lev Sivkov, 1990 in Russland geboren, begann seine musikalische Ausbildung in der frühen Kindheit mit seinen Eltern. Im Alter von fünf Jahren besuchte er die Musikschule in Nowosibirsk. Von 2006 bis 2009 studierte er an der Musikakademie Basel bei Ivan Monighetti. 2009-2013 setzte er sein Studium fort an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart bei Conradin Brotbek. Im Sommer 2010 hat er an der ‘‘Summer Music Academy‘‘ bei Janos Starker, Indiana University, USA, teilgenommen.

Er studiert zurzeit bei Jean-Guihen Queyras an der Musikhochschule in Freiburg.

2016 wirkte er al Solocellist der Dänischen Königlichen Oper in Kopenhagen.

Seit Saison 2017 ist Lev Solocellist der Philharmonia Zürich.

Lev Sivkov ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe: Erste Preise gewann er an der "W. Naumburg International Music Competition 2015" in New York, am "Concours International des Cordes 2015" in Gerardmer, Frankreich, am "Julio Cardona International String Instruments Competition 2015" in Covilha, Portugal (auch zwei Publikumspreise), am „Cello Domnick Preis 2009“ in Stuttgart und an der „International Valery Gavrilin International Competition 2005“ in Vologda, Russland.

Zahlreich sind auch seine zweiten Preise an Wettbewerben in Russland, Tschechien, Polen, Schweden, Portugal und Südkorea.

Lev Sivkov spielt ein Cello von Vincenzo Postiglione (1894) gestiftet von der Landessammlung für Streichinstrumente Baden Württemberg.

Strauss12 Jan 2025