Belshazzar
Oratorium von Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Text von Charles Jennens
In englischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 50 Min. inkl. Pause nach dem 1. Akt nach ca. 1 Std. 13 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Einführungsmatinee am 20 Okt 2019.
Mit freundlicher Unterstützung der Freunde der Oper Zürich
Vergangene Termine
November 2019
Dezember 2019
Gut zu wissen
Belshazzar
Kurzgefasst
Belshazzar
Als sich Georg Friedrich Händels Opern-Erfolgsära in London ihrem Ende entgegen geneigt hatte, verlegte er den Schwerpunkt seines Schaffens auf das Komponieren von Oratorien. Dieser Form galt fortan seine ganze Leidenschaft: Grossformatig bediente er sie, und prachtvolle Chöre rückten – anders als in der Oper – nun ins Zentrum des musikalischen Geschehens. Die Themen für seine Oratorien fand Händel bevorzugt in Stoffen aus dem Alten Testament. Allerdings wurden die Werke nicht im kirchlich-sakralen Kontext aufgeführt, sondern fanden konzertant als kommerzielle Unternehmen in angemieteten Theatern statt. Auch das 1741 uraufgeführte Oratorium Belshazzar basiert auf einem alttestamentarischen Stoff und erzählt vom Sturz des babylonischen Herrschers Belshazzar durch die Perser. Durch die Handlung zieht sich ein Religionsstreit zwischen den vielen Göttern huldigenden und orgiastischen Ritualen zugewandten Babyloniern und den an den einen Gott des Alten Testaments glaubenden Persern. Hinzu kommt ein drittes Volk – die von den Babyloniern gefangen gehaltenen, streng religiös lebenden Juden. Zu den Höhepunkten der Handlung gehört der Moment, in dem mitten in einem rauschhaften babylonischen Fest Gottes Hand den Schriftzug «Mene, mene Tekel» an die Wand schreibt, den der jüdische Seher Daniel als Untergangsprophezeiung für die gotteslästerlichen Babylonier deutet.
Der deutsche Regisseur Sebastian Baumgarten, der zuletzt mit Brecht/Weills Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny einen grossen Erfolg am Opernhaus Zürich feierte, wird Belshazzar als ein für ihn typisches bildmächtiges, episch-dramatisches Theaterspektakel auf die Bühne bringen. Am Pult des Orchestra La Scintilla steht der englische Händel-Experte Laurence Cummings. Die Sängerbesetzung vereint ebenso hochkarätige wie stilkompetente Solisten, von unserem Ensemblemitglied Mauro Peter als Belshazzar über die kanadische Sopranistin Layla Claire bis zum Hausdebüt des jungen polnischen Countertenor-Shootingstars Jakub Józef Orliński. Der in drei Völker geteilte Chor des Opernhauses Zürich ist in einer der schönsten und herausforderndsten Aufgaben der Spielzeit 2O19/2O zu erleben.
Gespräch
Ein neues Tier steht vor der Tür
Am 3. November hat am Opernhaus Zürich Händels Oratorium «Belshazzar» in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten Premiere. Ein Gespräch mit dem deutschen Regisseur über den Dramatiker Händel, die szenischen Möglichkeiten, die ein Oratorium birgt, und die Kraft des Mythos Babylon.
Sebastian, mit Belshazzar bringen wir am Opernhaus Zürich keine Oper von Georg Friedrich Händel auf die Bühne, sondern ein Oratorium, das eigentlich für konzertante Aufführungen gedacht ist. Was macht die Oratorienform für dich als Regisseur interessant?
Es geht hier nicht um das Ausspinnen eines verästelten Handlungsfadens wie sonst in der Barockoper. In einem Oratorium gibt es immer wieder Unterbrechungen in der Handlung, Schnitte, übergeordnete Reflexionen und etwa einen kommentierenden Chor, wie man ihn aus der griechischen Antike kennt. Das kommt mir in meinem Interesse, mit epischen Theatermitteln zu arbeiten, sehr entgegen. Die sind einem Oratorium gewissermassen schon einkomponiert.
Ist Belshazzar überhaupt ein dramatischer Stoff?
Er ist erstaunlich dramatisch. Händel baut starke Situationen und formt konturenscharfe Charaktere, was für Oratorien nicht unbedingt selbstverständlich ist. Man muss sich nur anschauen, was Händel in Belshazzar mit dem Chor macht: Er unterteilt ihn in drei verschiedene Völker - die Babylonier mit ihrem tyrannischen Herrscher Belshazzar; die Juden, die sich in babylonischer Gefangenschaft befinden und von dem charismatischen Seher Daniel geführt werden; und die Perser, die unter ihrem Feldherren Cyrus Babylon belagern und die Stadt schliesslich erobern. Händel lässt in Belshazzar unterschiedliche Kulturen und Religionen aufeinanderprallen und thematisiert Konflikte, wie wir sie auch in unserer heutigen Zeit erleben. Die Kultur Babylons befindet sich in einem Stadium der Dekadenz. Die Babylonier müssen sich gegen Feinde von aussen verteidigen, besitzen aber offensichtlich noch genügend Macht und Reichtum, um ihr verschwenderisches Leben fortzusetzen. Ihnen gegenüber stehen die Perser, die eine neue Zeit repräsentieren, das Zukunftsträchtige, das sich gegenüber den babylonischen Herrschaftsstrukturen als überlegen erweist.
Das Neue ist ein anderer Glaube, nämlich die monotheistische Religion.
Genau. Die Babylonier sind Polytheisten, sie glauben an viele Götter und stehen in konkretem Kontakt mit ihnen, indem sie etwa rauschhafte Feste feiern. Ihnen treten die Perser entgegen, die eine modernere Form der Religion repräsentieren. Sie glauben an den einen unsichtbaren Gott, der einen universalen moralischen Anspruch auf die Welt erhebt.
Ist es nicht seltsam, dass Händel und sein Librettist Charles Jennens die Perser als gottgläubiges Volk einführen?
Es ist in der Tat eine Konstruktion. Historisch betrachtet waren die Perser nicht unbedingt Monotheisten, sondern eher liberal in ihrem kulturellen Selbstverständnis. Aber als militärische Eroberer stellen Händel und Jennens sie aus ihrer kirchlichen Sicht natürlich an die Seite der rechtmässig Gläubigen, zumal ihr Anführer Cyrus im Alten Testament bei Jesaia als der verheissene Retter genannt wird, der das auserwählte Volk aus der Knechtschaft Babylons befreien wird. In Belshazzar bilden die Perser sozusagen gemeinsam mit den Juden eine moralische Gemeinschaft gegen Babylon. Aber man muss da sehr aufpassen, denn der Stoff kennt viele Perspektiven: Es gibt die historischen Fakten aus der Hochkultur zwischen Euphrat und Tigris, soweit sie uns bekannt sind; die alttestamentarische Überlieferung der Vorgänge in Babylon; dann der weit ausgreifende Mythos um «die Hure» Babylon, der sich aus dieser Überlieferung entwickelt hat; schliesslich das, was Händel im 18. Jahrhundert aus dem Stoff gemacht hat - und natürlich unser heutiger Blick darauf. Ich finde es theatralisch auch sehr interessant, dass die zentrale Quelle für die BelshazzarHandlung das Buch Daniel aus der Bibel ist und dieser Daniel im Oratorium als zentrale Figur anwesend ist. Der Autor der Geschichte ist selbst ein Teil von ihr.
Was bedeuten diese unterschiedlichen Perspektiven für die Inszenierung?
Man bekommt als Regisseur ein Material in die Hand, das bewegbar ist für die Bühne und mehrschichtig interpretierbar. Mit einem Spielort wie Babylon betritt man einen ganz starken Fantasieraum, da öffnen sich sofort sehr viele Fenster - etwa in cinematografische Überschreibungen des Mythos Babylon oder in die modernen Megacities, die so stark wuchern, dass sie bald für keinen Staat und keine Polizei der Welt mehr zu kontrollieren sind. Beim Sturz des babylonischen Herrschers steht uns das Ende moderner Machthaber wie Muammar alGaddafi oder Saddam Hussein vor Augen. Bei Babylon geht es immer auch um apokalyptische Visionen. Das alles kann man für die Inszenierung nutzen, deshalb werden wir uns nicht in einer genau definierten Zeit bewegen. Wir zitieren, montieren und arbeiten mit Fragmenten und Brüchen, die sich allerdings innerhalb eines klar gefassten Ganzen bewegen müssen.
In welcher Hinsicht ist der Religionskonflikt für uns heute von Relevanz?
In vielerlei Hinsicht. Er markiert zum Beispiel eine Zeitenwende, die auch wir spüren. Aus Sicht der Babylonier kündigt sich mit Daniel und dem jüdischen Glauben etwas Neues an, das keiner kennt und deshalb zurückgewiesen und bekämpft werden muss. Ein neues Tier steht vor der Tür, hätte Bertolt Brecht gesagt. Und dieses neue Tier flösst uns Angst ein, dass wir mit seinem Erscheinen untergehen. Dass aber dieses Neue womöglich eine Wende zum Besseren bringt und vielleicht sogar mehr noch als das Alte in der Lage ist, zu erhalten, was uns wichtig ist, sehen wir nicht. Wir wissen heute nicht, ob das Aufkommen von künstlicher Intelligenz und Cyborgs wirklich so eine Katastrophe ist, wie wir uns das im Moment vorstellen.
Belshazzar beharrt in dieser Situation auf der angestammten Tradition. Er besteht darauf, ein ausschweifendes SesachFest zu feiern, und lässt die heiligen Gefässe der Juden durch hedonistischen Missbrauch schänden. Das ist aus seiner Sicht ja durchaus legitim. Für ihn sind die Gegenstände des neuen Glaubens nur Plunder, und das will er den Juden provozierend vor Augen führen. Mich erinnert das an den Streit um die MohammedKarikaturen. Aus westlich aufgeklärter Sicht erscheint es uns völlig okay, religiöse Symbole dem Spott auszusetzen. Wir halten es sogar für einen notwendigen Akt von Kunstfreiheit, dass das passieren darf. Für die fundamentalistischen Muslime war es ein Sakrileg.
Es ist immer ein Problem, wenn sich geschlossene Weltbilder gegenüberstehen und sich die Orthodoxie durchsetzt. Die säkularisierten Religiösen sind da die konstruktivere Gruppe, weil sie sich am tatsächlichen Leben ausrichten.
Auf Belshazzars Schändung der Gefässe folgt die berühmteste Szene des Oratoriums: Es erscheint eine überirdische Hand und schreibt «Mene, mene tekel, upharsin» an die Wand, eine Prophezeiung des Untergangs von Babylon.
Und nicht einmal die weisen Männer Belshazzars können die geheimnisvolle Schrift entziffern, sondern nur Daniel, der Vertreter der neuen Religion.
Auf den ersten Blick scheinen die Rollen, die Händel den Parteien in seinem Oratorium zuweist, klar verteilt: Die Babylonier sind die bösen Heiden und die Juden und die Perser die guten Gottgläubigen, die am Ende siegen. Ist das so?
Ich weiss nicht, ob das so eindeutig ist. Die Chöre, die Händel für die Babylonier geschrieben hat, haben durchaus festlich positiven Charakter. Sie besitzen eine Heiterkeit, die nicht unsympathisch ist. Die Babylonier sind ja auch historisch betrachtet nicht die sündige Negativgesellschaft, die der Mythos aus ihnen gemacht hat. Babylon besass eine extrem hoch entwickelte Kultur mit enormem Wissen und Fähigkeiten, was etwa Astronomie, Schrift oder Buchhaltung angeht. Die Zivilisation verdankt Babylon sehr viel. Ich finde, Händels Musik offenbart ein differenzierteres Bild der aufeinanderprallenden Kulturen. Es gibt da beispielsweise auch noch Nitocris, die Mutter von Belshazzar, eine hochspannende, rätselhaft ambivalente Figur. Sie sympathisiert mit dem neuen Glauben. Sie hat offenbar dem Druck der Veränderung nachgegeben und stellt sich gegen ihren eigenen Sohn, gibt ihn dem Untergang preis. Einerseits hat sie visionäre Fähigkeiten: Gleich in ihrem ersten Accompagnato Rezitativ beschreibt sie von einer übergeordneten Warte aus den Zyklus von ehrgeizigem Aufstieg und dekadentem Zerfall der menschlichen Kulturen. Andererseits könnte man durchaus auch eine Art Opportunismus vermuten hinter der Art und Weise, mit der sie sich dem machtvollen Neuen anvermittelt.
Händel schrieb, nachdem er sich vom Opernbetrieb abgewendet hatte, nur noch Oratorien. Als Opernunternehmer hatte er sich aufgerieben. Die Spektakelsucht, Sängereitelkeiten, der Konkurrenzdruck, die finanziellen Risiken hatten ihn zermürbt. Im Oratorium fand er zu einer neuen Form, die ihn von den Zwängen des Betriebs befreite. Wir holen Händel nun mit unserer szenischen Produktion eines seiner Oratorien gleichsam wieder in den Betrieb zurück. Ist das ein Problem?
Nein. Es war ja unsere bewusste künstlerische Entscheidung. Und, wie gesagt, das Material bietet sich in seiner grossen dramatischen Kraft für eine szenische Umsetzung an. Wir hatten zwischenzeitlich auch kurz erwogen, die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach zu inszenieren. Das wäre mir in meiner grossen Liebe zu Bach sehr entgegengekommen, aber die Matthäus-Passion ist so stark in ihrer Aufführungstradition und den daran gebundenen Bildern, dass das die theatralischen Möglichkeiten eher zustellt als öffnet. Ich finde Händels Abkehr vom Operngeschäft einen hochspannenden Vorgang. Er wagt etwas Neues, Experimentelles. Mich erinnert das an den französischen Filmemacher JeanLuc Godard, der trotz seiner grossen Erfolge irgendwann die Nase voll hatte vom kommerziellen Filmgeschäft. Ähnlich wie Händel ist er am industriellen System und der Dominanz des Geldes verzweifelt. Er hat dann die neuen elektronischen Medien für sich entdeckt und entwickelt nur noch hochästhetisierte, collagierte Kunstformate, die in die Zukunft weisen und fast ausschliesslich über das Internet zugänglich sind. Vielleicht können damit im Moment nur wenige Leute etwas anfangen, aber ich bin mir sicher, in zwanzig Jahren wird man Godard mit grossem Interesse verfolgen. Das sind die jeweils modernen Geister ihrer Zeit: Sie lassen das, was sie künstlerisch zu sehr eindämmt, konsequent hinter sich.
Sympathisiert man als Opernregisseur nicht automatisch mit der bilderprallen babylonischen Welt? Steht dir Belshazzar näher als die anderen Protagonisten?
Das kann man so allgemein nicht sagen. Im Stück ist es ja so: In dem Augenblick, in dem Belshazzar spürt, dass etwas Neues kommt, dem er nicht mehr standhalten kann, radikalisiert er sich und agiert anarchisch. Das ist als Reaktion der Figur nachvollziehbar. Die Taten, die daraus hervorgehen, sind allerdings nicht zu verteidigen. Da ich in der ehemaligen DDR aufgewachsen bin, habe ich schon einmal erlebt, wie die Verhältnisse von einem auf den anderen Tag umschlugen und ein radikaler Systemwechsel stattfand, bei dem ich weder wollte, dass die alten Verhältnisse weiter bestehen, noch dass das, was kam, für mich in irgendeiner Form bindend gewesen wäre. Man lernt in so einer Situation, das vermeintlich Verbindliche in beide Richtungen zu hinterfragen, zu unterlaufen und sich anarchisch zu positionieren. Deshalb würde ich eher so sagen: Ich arbeite in der Kunst immer mit babylonischer, anarchischer Energie dagegen an, wenn sich Positionen zu sehr manifestieren. Jede Position, die Konsens wird, ist für die Kunst völlig uninteressant. Ich finde zum Beispiel die politischen Korrektheit, auf die die Arbeit zur Zeit an vielen Theatern verpflichtet ist, ein grosses Problem. Sie mündet immer weniger in fruchtbare künstlerische Prozesse, es werden nur noch moralische Positionen festgeklopft. Man ist sich zu einig. Die Querulanz, die die Kunstproduktion braucht, geht dabei verloren. Und bei solcher Eindeutigkeit mit den Ausschliessungen und Verboten, die mit ihr einhergehen, fange ich als Dialektiker sofort an, dagegen zu sein.
Das Gespräch führte Claus Spahn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Pressestimmen
«Es gibt wohl kein schöneres Stück über politische und religiöse Sturheit. Erst recht nicht, wenn es so gesungen wird wie hier.»
Tages-Anzeiger vom 4. November 2019«Die Produktion kann auf beiden Seiten einiges punkten, optisch wie musikalisch.»
SRF 2 Kultur kompakt vom 4. November 2019«Das Oratorium ‘Belshazzar’ des Barockkomponisten ist ein Spektakel dank Live-Video, grandiosen Requisiten und der tollen Sänger.»
Aargauer Zeitung vom 5. November 2019«Bei all dem hat der ‘Gesamtkunstwerker’ Baumgarten die Möglichkeit, von einer psychologischen Personenführung auf diverse Kommentar-Ebenen auszubrechen, was er hingebungsvoll nutzt.»
Südkurier vom 5. November 2019
Gespräch
Händels Kino im Kopf
Mit seinen Oratorien betrat Georg Friedrich Händel musikdramatisches Neuland. Er musste keine Rücksicht mehr auf theaterpraktische Zwänge nehmen und konnte etwa für grosse Chöre schreiben. Der «Belshazzar»-Dirigent Laurence Cummings über eine wichtige Zeitenwende in Händels Schaffen.
Laurence, Belshazzar wurde 1745 in London uraufgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Georg Friedrich Händel sich von der Oper ab- und dem Oratorium zugewandt. Warum vollzog er diesen radikalen Umschwung?
Er hat sich schon mit der Oratorienform befasst, während er noch Opern komponierte. Die ganze Geschichte beginnt 1732 mit Esther, das war sein erstes englischsprachiges Oratorium. Die Hinwendung zu Oratorien steht eigentlich in keinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Niedergang des Opernbetriebs. Die Sprache spielte eine wichtige Rolle! Opern wurden auf Italienisch gesungen, und die Menschen hatten damals zunehmend das Bedürfnis, die Texte zu verstehen. Händel aber wollte keine englischsprachigen Opern schreiben, warum genau, wissen wir nicht. Er liebte die Opera seria, ihre spezifische Form, die italienische Sprache. Da wurde das Oratorium für ihn zu einer echten künstlerischen Alternative.
Das Ende des Londoner Opernbooms, an dem Händel ja ganz wesentlich beteiligt war, hat also auch damit zu tun, dass das Publikum nicht länger gewillt war, Werke in italienischer Sprache zu hören?
In den späteren Opern Händels wurden die Rezitative tatsächlich immer kürzer, weil das Publikum keiner Sprache mehr zuhören wollte, die es nicht verstand. Es gab damals grundsätzlich ein grosses Bedürfnis nach Dramen in Englisch. Das mussten nicht unbedingt biblische Dramen sein. Aber Händel war fähig, die spezifischen Eigenheiten der Oper im Oratorium zu etwas völlig Neuem zu führen. Er spielte auf neue Weise mit den Formen, mit dem Orchester, den verschiedenen Klangfarben und den rhetorisch-musikalischen Mitteln. Er schuf sich dadurch eine grosse Palette an neuen dramatischen Ausdrucksmitteln. Wie aufregend muss das für ihn gewesen sein, in Belshazzar ganze Völker zu imaginieren - die Babylonier, die Perser, die Juden. Auf der Opernbühne wäre das undenkbar gewesen.
Das Oratorium also als eine Art Bühne der Fantasie, bei der sich keiner mehr Gedanken darüber machen muss, wie Verwandlungen und Auftritte zu bewerkstelligen sind. Er hat sich befreit vom Theaterapparat, denn die Oratorien wurden ja konzertant aufgeführt.
Richtig. Das verlieh ihm eine unglaubliche kreative Freiheit, er konnte all seinen Ehrgeiz in die Musik setzen. Die Chöre in den Oratorien sind sehr komplex und lebendig geschrieben. Wir verlangen in unserer Belshazzar-Produktion von unserem Chor, alles auswendig auf der Bühne zu singen. Aber zur damaligen Zeit konnte der Chor aus den Noten lesen, was es Händel ermöglichte, beispielsweise auch Fugen in einem dramatischen Werk zu verwenden.
Was verändert sich stilistisch im Schreiben Händels beim Wechsel zum Oratorium? Ging er weg von der Virtuosität des italienischen Arien-Gesangs?
Ja und nein. Natürlich war es keine Notwendigkeit mehr, jeder Figur eine Bravour- Arie zu schreiben. Trotzdem findet man noch unglaublich viele virtuose Arien in den Oratorien. Aber es stimmt: Solche Arien wurden weniger. Das hängt auch damit zusammen, dass nun nicht mehr jede Arie in der Da-capo-Form geschrieben ist. Man kann eine allmähliche Hinwendung zu simpleren Formen beobachten. Händel ging es immer weniger um die Zurschaustellung vokaler Fähigkeiten, sondern mehr um den emotionalen Zustand der Figuren und eine Verinnerlichung der Gefühle. Er konnte auch mehr in diese Richtung gehen, weil das Publikum nun ja die Sprache verstand. Es konnte im Textbuch während der Aufführung mitlesen. Sogar Regieanweisungen waren darin notiert.
Regieanweisungen für eine Bühne, die in den Köpfen der Zuhörer existierte?
Genau. Und Händel setzt dieses Kopfkino mit einer sehr bildhaften Musik in Gang. Denken wir etwa an die berühmte Menetekel-Szene in Belshazzar. Das Libretto beschreibt sehr deutlich, wie da plötzlich Gottes Hand erscheint und rätselhafte Zeichen an die Wand schreibt. Zeichen, die die Babylonier nicht entziffern können. Händel illustriert das Schreiben durch Musik, durch kurze, hingetupfte, sehr leise Noten in den Violinen. Dann erscheint der Prophet Daniel und liest die Worte auf eine sehr eindringliche Weise vor: Das Orchester setzt aus, er singt ganz allein. Seine Gesangsmelodie ist mit langen und kurzen Notenwerten so angelegt, dass man glaubt, die Schnörkel der Handschrift erkennen zu können. Eine einzige, reine Stimme ohne Begleitung bringt die ganze Geschichte, die zuvor wie eine Maschine ablief, zum Stillstand. Es ist eine sehr lebendige und bildhafte musikalische Szene, fast wie ein Barock-Gemälde.
Händel mietete Theater für seine Oratorien und legte Aufführungsserien auf. Schrieb er sie womöglich nur, weil das die neue Attraktion am Markt war?
Ich glaube, es wäre zynisch zu behaupten, Händel hätte sich nur deshalb dem Oratorium gewidmet, weil es sich gut verkaufen liess. Es war die künstlerische Freiheit, die er hier für sich in dieser Form entdeckte. Händel hatte einen ungeheuren Drang, diese Oratorien zu Papier zu bringen. Er schrieb sie in einer rasenden Geschwindigkeit nieder, und er wurde zu einem regelrechten Workaholic. Bei Belshazzar war das extrem. Man kann in Händels Briefen an seinen Textdichter Charles Jennens nachlesen, wie sehr er auf die Lieferung der Texte drängte und Jennens angesichts des Vertonungshungers Händels mit der Arbeit kaum nachkam.
Die Oratorien wurden so gut wie nie in Kirchen aufgeführt. Wie muss man sich die Situation konkret in den Theatern vorstellen?
Die Konzerte wurden oft in den Theaterkulissen, die noch vom vorherigen Abend herumstanden, gegeben. Die Sängersolisten trugen ihre privaten Kleider und sangen aus Noten. Sie waren im Chor positioniert und sangen auch im Chor mit.
Die Uraufführung von Belshazzar war kein Erfolg. Woran lag das?
Am Abend der Uraufführung von Belshazzar hatten Händels alte Rivalen von der Adelsoper offenbar eine konkurrierende Veranstaltung angesetzt, und das Publikum blieb aus. Aber es ist nicht immer leicht zu verstehen, welche Faktoren über Erfolg oder Nichterfolg bei Händels Oratorien entschieden haben. Vielleicht war Händel in seinen Werken manchmal zu experimentierfreudig, vielleicht gab es politische Gründe - oder die Leute hatten einfach keine Lust auszugehen.
Wie religiös war Händel? Wie idealistisch waren seine Oratorienprojekte?
Händel war sehr gläubig und wollte mit seinen Oratorien die Menschen besser machen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Das Geld war für ihn ein Mittel zum Zweck, um zu Opernzeiten etwa seine nächsten Projekte zu finanzieren und die besten Sängerinnen und Sänger aus Italien engagieren zu können. Natürlich wollte er sich auch guten Wein und gutes Essen leisten können. Aber es ging ihm nie um die eigene Bereicherung. Als Händel 1723 in sein Haus am Rand von London einzog, möblierte er es zwar mit erlesenen Möbeln, danach aber kaufte er ausser ein paar Gemälden bis an sein Lebensende nichts Neues mehr. Händel war definitiv kein Mensch, der an materiellen Dingen interessiert war.
Händels Librettist Jennens schreibt, die Oratorien seien «for great entertainment» geschrieben.
Unterhaltung waren diese Stücke insofern, als sie direkt die Herzen erreichten. Wir müssen uns zudem die Situation von damals vergegenwärtigen. Dreieinhalb Stunden konzentriert einem konzertant aufgeführten Werk zu lauschen, mag uns heutigen Menschen sehr lange vorkommen. Aber in einer Zeit ohne Kino und Fernsehen waren die Menschen empfänglich für jede Art von Zerstreuung. War man adelig, stand man am Morgen auf und hatte - nichts zu tun.
Stand Händel den Ideen der Aufklärung nahe?
Ja. Aber für einen gläubigen Künstler muss das ein zweischneidiges Schwert gewesen sein. Händel war wohl vor allem von dem Gedanken überzeugt, dass die Menschen unterschiedlich sind. Es ist einfach meisterhaft, wie er individuelle Gefühlsregungen in Musik zu übersetzen vermochte. Händel urteilt nie, auch nicht in Belshazzar. Man kann in seiner Musik nicht erkennen, auf wessen Seite er sich schlägt. Er macht uns nicht glauben, die Babylonier seien schreckliche Menschen. Wenn ein Fest gefeiert wird, schreibt Händel eben Festmusik und keine furchtbare Musik. Es ist nur Belshazzar, der zu weit geht.
Belshazzar verhält sich doch nur so, wie es seine religiöse Traditionen von ihm verlangen.
Aber er geht eindeutig zu weit, wenn er die heiligen Gefässe der Juden für sein Gelage benutzt. Das muss eine Inszenierung, meiner Meinung nach, sehr deutlich zeigen. Aber insgesamt ist Händel durchaus den Babyloniern zugetan, und das zeugt letztlich von seiner tief empfundenen Humanität. Händel vereint oft Gegensätze in sich, und gleichzeitig plädiert er für das Massvolle. Als er L’Allegro ed il Penseroso nach einem Gedicht von John Milton vertonte, fügte er einen dritten Teil hinzu, nämlich Il Moderato, die Mässigung. Frohsinn und Schwermut können zwar gut nebeneinander existieren, aber es braucht für Händel immer auch die Balance.
Warum wählte Händel in seinen Oratorien bevorzugt Stoffe aus dem Alten Testament?
Das hängt mit der Herkunft der Gattung zusammen, die im 17. Jahrhundert durch Komponisten wie Giacomo Carissimi oder Luigi Rossi in Rom begründet wurde. Händel erfand das englische Oratorium, aber die Urform gab es schon vor ihm, er hat sie als Zwanzigjähriger in Italien kennengelernt. Als in Rom während der Fastenzeit die Theater geschlossen wurden, förderten die Kardinäle und der Adel die Aufführung dramatischer Werke in einem sakralen Rahmen, und es wurden hauptsächlich alttestamentarische Texte vertont.
Welches sind deine persönlichen musikalischen Highlights in Belshazzar?
Es ist schwer, einzelne Höhepunkte in einem solchen Meisterwerk herauszupicken. Die Menetekel-Szene haben wir ja bereits erwähnt, aber natürlich ist schon der Beginn des Werks bemerkenswert, das Accompagnato ed Arioso von Nitocris, in dem Händel gleichsam aufklärerisches Gedankengut verarbeitet. Dann die letzte Arie von Gobrias, «To pow’r immortal», die ein unglaublich schönes Lamento ist, in dem Gobrias seinen Sohn beklagt und sein Verständnis dafür äussert, weshalb alles so weit kommen musste. Auch das letzte Duett «Great Victor, at your feet I bow» zwischen Mutter und Sohn ist sehr berührend. Der geschlagene Held will nicht mehr länger Held sein, sondern Sohn. Umgekehrt hören wir, was in einer Mutter vorgeht, deren Sohn ein Mörder ist - eine tiefmenschliche Schilderung dieser Beziehung, die natürlich auch eine Metapher für die Muttergottes und Gottes Sohn ist. Vergessen wir Daniel nicht: In seinem «O sacred oracles of truth» hören wir bereits zu Beginn, dass er derjenige ist, der alles versteht und auserwählt sein wird. Seine Klangwelt in es-Moll ist hochsymbolisch und war auch für Bach eine Schlüsseltonart. Wunderschön ist auch die Hymne, die das Werk beschliesst. Händel hat sie oft und in den verschiedensten Tonarten verwendet, zum ersten Mal in Italien als Violin-Konzert. Es ist ein überaus beseeltes Stück, mehr ein Gebet als ein Festgesang, und hat grosse meditative Qualität. Das Werk endet eben nicht mit einem jubilierenden Halleluja.
Das Gespräch führte Claus Spahn.
Foto von Sheila Rock.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Essay
Es gibt Auseinandersetzungen, die gehen so tief und sind so unversöhnlich, dass niemand bemerkt, wie alt die Ideen sind, die in ihnen aufeinanderprallen. Fast immer geht es in diesen Konflikten um Moral, zum Beispiel dann, wenn Menschen aus anderen Weltteilen nach Europa kommen. Entweder, weil sie Opfer eines Bürgerkriegs sind. Oder einfach deshalb, weil sie sich im Norden ein besseres Leben versprechen.
Die eine Position, vermutlich die einer Minderheit, ist kristallklar und lautet: Wir sind alle Menschenkinder. Wir müssen uns den Planeten teilen, denn schliesslich war es reiner Zufall, in welchem Herrgottswinkel wir geboren wurden. Alle Menschen teilen dasselbe Schicksal, alle verdienen denselben Schutz. Jeder ist ein Jemand, niemand ein Niemand. Und auch wenn wir unsere Heimat lieben und Verpflichtungen gegenüber uns selbst haben, so müssen die Ansprüche der Moral hinter den Ansprüchen unserer eigenen Kultur zurückstehen. Kriegsflüchtlinge müssen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten aufnehmen, und bei Menschen, die aus wirtschaftlicher Not zu uns kommen, müssen wir praktikable Regelungen finden. Auf jeden Fall wäre es besser gewesen, wir hätten uns schon vorher moralisch und nicht bloss ökonomisch verhalten. Waren wir es nicht, die afrikanische Märkte mit Waren überschwemmten, gegen die niemand konkurrieren konnte?
Und die Gegenposition? Sie sagt ganz einfach: Träumt weiter! Es gibt keine Moral, die für alle Menschen gleichermassen gültig ist. So eine Vorstellung überfordert uns, und jeder ist seines Glückes Schmied. Klar, es gibt Hilfspflichten gegenüber Fremden, das ist unbestritten. Doch die Fremden sind uns nun einmal fremd, und ihre Kulturen weitgehend unverständlich. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen: In Wahrheit sind die Völker radikal verschieden. Die Menschheit gibt es nicht, das ist eine Fiktion. Gleichheit? Man sieht doch, wie unterschiedlich alle sind! Schon immer waren Mythen mächtiger als die Moral, Mythen sind voller Leben, sie sind bunt und satt, reich, prall, aufregend. Mythen sind so real wie die Macht, sie kommen aus der Tiefe des Menschlichen. Der moralische Universalismus dagegen kommt nur aus dem Kopf, deshalb ist er so blutleer und farblos. Wir dürfen unser konkretes Leben nicht einer abstrakten Moral opfern. Das Leben sei ein Fest!
Gewiss, das ist ziemlich zugespitzt, doch so ungefähr verläuft die Linie, an der die Geister sich scheiden. Die universalistische Moral steht gegen eine partikulare Moral - eine, die ihre Gültigkeit nur für die eigene Gemeinschaft behauptet und die das natürliche Macht- und Eigeninteresse des Menschen betont. Dieser Konflikt, und hier ist das pathetische Wort einmal angebracht, besitzt eine abendländische Dimension, denn er verweist auf eine Gründungsszene der Zivilisation: auf die Auseinandersetzung zwischen Mythos und Monotheismus - zwischen Juden und Christen auf der einen und polytheistischen Griechen, Ägyptern und Römern auf der anderen Seite. Dieser Weltbildstreit findet seinen Widerhall auch in Händels Oratorium Belshazzar, nein: er ist deren zentrales Thema. Mit der Gründungsszene ist natürlich der Auszug der Juden aus Ägypten gemeint, ihre Befreiung von Knechtschaft und Ausbeutung. Der Ägyptologe Jan Assmann nennt das Buch Exodus «die grandioseste und folgenreichste Geschichte, die sich Menschen jemals erzählt haben»; die «narrative Inszenierung» einer «gottgeschützten Widerstandsbewegung» sei eine «Wende der Menschheit», ein «evolutionärer Einschnitt ersten Ranges».
Assmann hat recht. Tatsächlich war der Gründungsakt des jüdischen Monotheismus eine Revolution. Nicht länger akzeptierten die Juden die angebliche Natürlichkeit von Sklaverei und Unterdrückung - Gott habe vielmehr alle Menschen gleich geschaffen und sei mit allen solidarisch. Die Juden vertraten also keine partikulare Moral, sondern eine allgemeine. Entsprechend verlange das göttliche Gesetz, dass nicht nur die Juden befreit werden, sondern alle Menschen, die in Knechtschaft leben. Wer einen Bund mit Gott schliesst, dem stehe der Weg ins gelobte Land offen, ins Land des Friedens und der Freiheit. In den Ohren der damaligen Herrscher waren solche Sätze skandalös. Denn während die mythischen Götter mit den Königen im Bunde waren, so schlug sich der Gott der Juden auf die Seite der Sklaven. Völlig zurecht sah man darin einen Angriff auf die Stammesreligionen mit ihrem kosmologischen Weltbild. In den alten Kosmos-Lehren ging der Weltenschöpfer vollständig in seinem Werk auf und stellte keine weiteren Ansprüche an die Menschen - ausser, dass sie ihr Leben gehorsam am Lauf der Sterne ausrichten sollten. Ganz anders die Exodus- Erzählung. Sie trennt den Kosmos in das Weltliche und das Transzendente. Das Göttliche ist nicht mehr unmittelbarer Teil der Welt und kann durch magische Praktiken nicht mehr direkt beeinflusst werden - fortan ist ein Baum nur noch ein Baum, und kein Waldgott versteckt sich darin, der ein Opfer verlangt. Mit einem Wort: Das monotheistische Gesetz steht noch über der Natur, selbst die Sterne müssen vor ihm zittern. Und bei den Christen leuchtete der Stern von Bethlehem heller als alle anderen Sterne.
Heute haben wir vergessen, wie provozierend die Exodus-Erzählung für die antiken Sklavenhaltergesellschaften war. Mit aller Macht bricht die unbedingte Forderung nach Gleichheit und Gerechtigkeit in die alten Reiche ein; sie erschüttert die bestehenden Ordnungen und droht den Belshazzars mit Umsturz und Machtverlust. «Der Herrscher», schreibt der Religionssoziologe Hans Joas, «kann nicht mehr gottgleich sein (…). Von nun an kann er gezwungen werden, sich vor den göttlichen Postulaten zu rechtfertigen.» Kurzum, jede Ordnung ist gemacht, man kann sie verändern, sogar Revolutionen sind denkbar. Mit dieser Überzeugung attackierte der Monotheismus überdies den mythischen Glauben, wonach Krieg und Leid so natürlich sind wie Sommer und Winter. Nein, antwortete er: Eine überzeitliche Tragik existiert nicht. Alle Tragik ist menschengemacht.
Die jüdischen Schriftgelehrten ahnten natürlich, mit welcher Skepsis die Menschen diese Botschaft aufnehmen würden. Befreiung war schön und gut. Aber Befreiung als Unterwerfung unter ein unbedingtes Gesetz? Befreiung als Bundesschluss mit Gott? Jedenfalls stand Moses klar vor Augen, wie hart der Bruch mit der Gewohnheit sein würde, um frei zu sein für eine Wahrheit, die man nicht sehen konnte. Sein Bruder Aaron zum Beispiel verlor die Geduld, er verstiess gegen das Gesetz und wollte das Leben in seiner ganzen Fülle geniessen: beim Tanz ums Goldene Kalb, als Glück im Hier und Jetzt, so intensiv wie ein Fest am Hof in Babylon. Auch für Belshazzar stehen die Götter auf der Seite des Lebens, während das karge Gesetz, auf das sich seine Mutter Nitocris beruft, auf Seiten von Verzicht und Versagung zu stehen scheint. Damit greift Händel einen Verdacht auf, der seit jeher gegen die Moral ins Feld geführt wird: Der Glaube an den Einen Gott entfernt uns von der Fülle des Daseins, vom rauschenden Fest des gelebten Lebens.
Der andere Vorwurf, den Händel zumindest andeutet, lautet, dass Moral und Gottesglauben den Selbstbehauptungswillen des Volkes schwächen. Wo war denn ihr Gott, höhnt Belshazzar, als die Juden in Gefangenschaft gerieten? Dass die religiöse Moral den Kampfeswillen untergräbt und die Unterscheidung von Freund und Feind aufweicht, mussten sich auch die Christen nach der Zerstörung Roms anhören. Ihre Friedensbotschaft, das ganze Gerede von «Feindesliebe», habe den römischen Truppen gleichsam das Genick gebrochen, woraufhin Augustinus die Römer zurück fragte: Wo waren denn Eure Götter, als ihr sie brauchtet? Vielleicht gibt es sie ja gar nicht! Und auch diese Kritik war immer wieder zu hören: So grossartig der Monotheismus auch sein mag, seine Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion machte die Menschen nicht friedlicher, sondern brachte eine ganz neue, bis dato unbekannte Form der Gewalt in die Welt, die viel grausamer gewesen sei als die übliche Gewalt in den grossen Reichen. Die religiöse Moral kämpfte eben nicht bloss für weltliche Interessen, nein, sie kämpfte in Gottes Namen. Und darum zieht sie eine Blutspur durch die Geschichte.
Man sieht, immer wieder sitzt der Monotheismus auf der Anklagebank, auch bei den konservativen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Monotheismus, behaupteten sie, sei politisiert worden und habe die Weichen in die Moderne falsch gestellt, noch die Französische Revolution gehe auf sein Konto. Mit Moses und Jesus, so hiesse das, beginnt die sündhafte Entfernung von den mythischen Ursprungsmächten, der Exodus aus der «Tagesordnung des Ewigen» (Botho Strauss). Und wohin er führte? Er führte in die Sackgasse einer freudlosen Aufklärung und eines sinnlosen Fortschritts. Wie heiter, wie herrlich bunt und tiefgründig war dagegen die polytheistische Götterwelt! Die antiken Mythen, so heisst es oft, kannten auch noch die Tragik des Lebens, die Moderne kennt sie nicht mehr. In Wahrheit aber lasse sich das Tragische nicht besiegen, und je heftiger man es mit Moral bekämpfe, desto gewaltsamer kehre es zurück. Ist die moderne Gesellschaft nicht eine einzige «Wiederkehr der Tragik» - die Wiederkehr verdrängter Gewalt?
Solche mythischen Wahrheiten («Gewalt ist ewig!») hätte auch Belshazzar seiner sanftmütigen Mutter Nitocris entgegenhalten können. In seinem mythischen Weltbild ist es nicht vorgesehen, dass die Welt und die Menschen sich ändern können; alles bleibt so, wie es ist, es gibt nur den ewigen Kreislauf der Macht. Ganz anders bei Händel. Hier ist von Umkehr und Wandlung die Rede, zum Beispiel wenn der Chor singt, dass die «Erd’ ein Himmelreich» werde. Nur Belshazzar bleibt eine mythische Figur, auch wenn die Königsmutter bis zuletzt auf die innere Wandlung ihres Sohnes hofft, auf den Augenblick der Reue: «Kehre in dich, schau zu Gott empor.» Nitocris hofft vergeblich, denn ihrem (betrunkenen) Sohn gelingt nicht, was die Religion verlangt - die Verwandlung des Menschentiers in ein humanes Wesen. Daniel spricht es aus, hart ist sein Urteil: «Kann der schwarze Äthiopier seine Hautfarbe ändern, der Leopard sein Fleckmuster ablegen?»
Händel und sein Librettist Charles Jennens atmeten den Geist der Frühaufklärung; sie hofften, dass der Glaube an den Einen Gott der Welt Frieden bringen und die Mächtigen in die Schranken weisen werde. Zudem hatten sie eine andere Vorstellung vom Königtum. Der Herrscher sollte kein Gewaltmensch sein, sondern einer, der das monotheistische Gesetz in seinem Herzen trägt- also jemand, für den das Wesen des Politischen nicht in Feindschaft und Krieg besteht, sondern in der Beförderung von Frieden und Ausgleich. Händel besingt etwas ganz Unwahrscheinliches - er bricht mit der Natur der Macht, mit ihrem Gewaltcharakter. «Wär’ jeder Thron dem deinen gleich, dann wär’ die Erd ein Himmelreich. Der Streit der Völker hätt’ ein End’.»
Der Umstand, dass diese alten theologischen Gedanken immer noch aktuell sind, ist grossartig. Doch das Erscheinungsbild der Religion hat sich verändert. Sie ist zwar nicht, wie ihr prophezeit wurde, einfach verschwunden, und nicht zu Unrecht sprechen viele von einem postsäkularen Zeitalter. Doch der tausendfache Kindesmissbrauch lässt die katholische Kirche in einem teuflisch düsteren Licht erscheinen, und der terroristische Islam scheint jenen Recht zu geben, die der Religion vorwerfen, sie habe das Blutopfer in Wirklichkeit gar nicht überwunden. Und hinzu kommt: Bei Händel wurde die universalistische Moral von der Autorität Gottes beglaubigt und ermutigt. Wir hingegen beglaubigen sie nur noch durch unsere Überzeugungen, durch gute Gründe.
Wenn nicht alles täuscht, dann ist die von Händel gefeierte Menschheitsmoral derzeit so verloren wie seit langem nicht mehr. Stattdessen regieren die modernen Belshazzars mit unfassbarer Rücksichtslosigkeit, all die Trumps, Putins und Bolsonaros. Sie betrachten die Welt wie einst der Mythos: als eine Kampfarena, in der es allein um radikale Interessen geht. Ihre babylonische Macht verlieren diese Belshazzars derzeit nur an einem Ort: in der Oper.
Text von Thomas Assheuer.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Volker Hagedorn trifft...
Jakub Józef Orliński
Jakub Józef Orliński studierte an der New Yorker Juilliard School. Seine internationale Karriere begann schon bald nach seinem Studium, als er 2017 beim Festival in Aix- en-Provence Orimeno in Cavallis «Erismena» sang. Sein Debut an der Oper Frankfurt in der Titelrolle von Händels «Rinaldo» erregte weiteres Aufsehen. Im November wird sein zweites Solo-Album mit barocken Opernarien, «Facce d’amore», erscheinen.
Sind Liederabende out? Zumindest auf der Bühne der Frankfurter Oper sieht es an diesem brühwarmen Septemberabend zuerst aus, als blicke man in eine feierliche Vergangenheit. Links der schimmernde Steinway, rechts ein staatsbegräbnisgrosses Blumengebinde. Aber hier wird kein Genre beerdigt, im Gegenteil. Das Haus ist voll bis zur Decke und summt wie ein Bienenstock. 1300 Besucher, der Altersdurchschnitt liegt bei 45 Jahren. Viele sind jünger als der Solist des Abends, der auch nur 28 Lenze zählt und mit einem breiten Lächeln angefedert kommt. Offenes weisses Hemd zum schwarzen Anzug nebst Weste, rotes Einstecktuch, violette Socken, ein Sunnyboy mit lockigem Haar. Dann schlägt sein Pianist, Michał Biel, bärtig und ganz in Schwarz, schmerzvoll sanfte Töne an, und was Józef Jakub Orliński dazu singt, ist von cooler Show wie von klassischem Liederabend gleich weit entfernt. Die eindringliche Klage des Ottone aus Händels Oper Agrippina, mit fokussiert strömender, an hellen und dunklen Farben reicher Stimme gesungen, genauestens artikuliert, von dezenter Gestik begleitet. Gefolgt von fünf weiteren Barockarien, eine glühender als die andere. Wie kann das gehen? Ausgerechnet ein Counter, gleichsam lebende Brücke zur historischen Musikpraxis, lässt sich an einem Steinway begleiten, dessen Kammerton bei schätzungsweise 443 Hertz liegt?
Die Frage bringt Jakub nicht in Verlegenheit, als wir uns am nächsten Tag im selben Haus treffen. «Ich transponiere um einen Halbton tiefer, wenn es für Michał nicht zu schwierig ist», sagt er. «Ausserdem ist er ein fantastischer Pianist. Er kann auch Cembalo spielen, aber dazu bräuchte man weitere Instrumente, eine Continuogruppe. Und wir haben ja auch die polnischen Lieder im Programm. Ich möchte nicht auf Barockgesang festgelegt werden.» Und begeistert erzählt er von Jonathan Doves Oper Flight rund um den Flüchtling, der jahrelang im Pariser Flughafen Charles de Gaulle festsass. Jakub sang – an der Juilliard School in New York – diese Rolle. «Zuerst dachte ich, das ist viel zu schwierig, dann hatte ich es drauf, und dann liebte ich das Stück.» Das ist drei Jahre her. Kaum jemand kannte da den jungen polnischen Sänger. Dass er seither den fulminantesten aller Senkrechtstarts hingelegt hat und demnächst den Cyrus im Zürcher Belshazzar singen wird, hat viel mit Frankfurt zu tun. Hier wurde er 2017 als Rinaldo besetzt und schlug voll ein, «mit quasi tänzerischer Agilität und ebenso stimmlich mit grösster Beweglichkeit», wie die F.A.Z. staunte. Es war in jenem Jahr der zweite, entscheidende Durchbruch des gebürtigen Warschauers, der im Sommer schon in AixenProvence aufgefallen war – auf der Bühne und mit einem YoutubeAuftritt, der seither rund vier Millionen Mal angeklickt wurde. Orliński war in Shorts zu einer Probe geschlendert, bei der Radio France überraschend eine Kamera laufen liess.
Nun ist es auch für Laien nicht gerade eine Überraschung, dass Sänger auch in Freizeitklamotten ihr Metier beherrschen. Aber wenn ein Typ mit der Physis eines Models eine Arie wie Vivaldis «Vedro con mio diletto» so innig singt, machen eben nicht nur Barockaficionados grosse Augen. Ihn selbst entschädigt alles, was seither geschah, auch für «eine Geschichte des Abgelehntwerdens», wie er das mit glucksendem Lachen nennt. Zunächst mal enttäuschte er in einer Familie von Künstlern und Architekten alle Hoffnungen auf künstlerische Begabung. «Ich habe noch am Gymnasium gezeichnet wie ein Kind. Meine Mitschüler sahen sich das an und lachten. Ich kann’s einfach nicht!» Ihm machte es Spass, im Chor zu singen, als Knabensopran fing er mit neun Jahren an, lange Zeit nur nachsingend, denn Notenlesen lernte er nur mühsam. Nach dem Stimmbruch war er Bassbariton in einem kleinen Ensemble und wechselte zum Counter, «ohne zu wissen, dass man das so nennt». Als er es wusste, wollte er Profi werden. «Ich hörte dauernd die King’s Singers auf meinem Smartphone und dachte, vielleicht könnte ich ihnen eines Tages vorsingen.» Also begann er ein Gesangsstudium im Warschau, «aber die fanden mich nicht gut genug, um mir die Gebühren zu erlassen, und meine Eltern konnten das nicht bezahlen». Die Rettung war ein anonymer Spender, «den kenne ich bis heute nicht».Jakub jobbte nebenher für eine Klamottenfirma, als Model und im Webshop, und er war der begeisterte Breakdancer, der er noch immer ist. «Da geht es wirklich um Freiheit. Keiner kann dir sagen, das ist richtig oder falsch! Und die Entwicklung der Muskeln hilft bei der vollen Kontrolle dessen, was du auf der Bühne als Sänger machst. Ich fühle mich dadurch geerdet und kann mit Stress umgehen. Ich habe meine Übungen auch gestern vor dem Konzert gemacht – und da waren wir beide wirklich gestresst. Vor so vielen Leuten hatten wir noch nie ein Recital.» Und vor so vielen Leuten hat er dann, auch in magisch melancholischen Liedern von Karol Szymanowski und Tadeusz Baird, Nuancen und Farben gefunden, für die ein Sänger schon einiges erlebt haben muss.
Beim Studium hat sich der Counter noch als Exot erlebt, während die vierte Generation männlicher Hochtöner längst international gefeiert wurde – Andreas Scholl etwa, dessen Aufnahmen er verehrte. «Mit ihm in Rodelinda auf der Bühne zu stehen, das war wie eine Segnung», sagt Jakub. Aber mit 22 Jahren konnte er davon nicht mal träumen. Er hatte Auftritte an kleineren Theatern von Aachen bis Cottbus, er reiste von einem Wettbewerb zum andern – wenn er überhaupt kommen durfte. «Vor zwei Jahren hatte ich ein Konzert mit William Christie. Er sagte, warum hast du dich früher nicht mal für Jardins des Voix beworben?» Das ist Christies Wettbewerb für junge Barocksänger. «Ich sagte, habe ich! Aber du hast mich nie eingeladen.» In Innsbruck schmiss man ihn in der ersten Runde raus, «ein Jahr später luden sie mich ein für die Hauptproduktion. Aber da hatte ich schon zu viel zu tun.»
Er bereut die Reiserei nebst Flops kein bisschen. «Ich wollte ja auch Sänger sein, um zu reisen und Menschen zu treffen», sagt er. Die weiteste Reise währte zwei Jahre, bis 2017. An der Juilliard School in New York arbeitete Jakub besonders intensiv an seiner Aussprache, Italienisch, Deutsch, Englisch. Da gab es viel nachzuholen. «Wenn ich meine Aufnahmen aus der Uni in Warschau höre – wow!» Er lacht. «Wenn das andere hören dürften, man würde mich heute noch feuern.» Dass er nach langem Anlauf so schnell in die oberste Liga schoss, liegt wohl auch daran, dass er ein «healthy workaholic» ist, wie er das nennt, und schon als Kind platzte vor jener sportlichen Energie, mit der dieser Sänger nun selbst Tänzern Konkurrenz macht, gespannt bis in die Fussspitzen. Mit denen fängt er wortwörtlich an, wenn er in eine Produktion einsteigt. «Ich frage immer zuerst nach den Schuhen. Denn ich entwickle zuerst die Art, wie sich eine Figur bewegt. Die Schuhe haben darauf Einfluss. Dann kenne ich den Charakter und kann die Ornamentierung entwerfen. Das mache ich immer selbst. Als wir hier Rinaldo machten, habe ich völlig andere Verzierungen als in Glyndebourne gesungen.» Auch wenn er nicht auf Barockopern festgelegt werden möchte – was liebt er so daran? «Dass es so viele verschiedene Dinge gibt, in denen man sich finden kann. Momente von Schönheit und Leidenschaft, Wahnsinn, sanftes Legato, jähe Koloraturen, jazzy notes… und es hat etwas Intimes. Es gibt etwas darin, das tiefer geht. Schwer zu erklären.» Dieses Tiefere geht über die Rollen hinaus. «Das Magischste ist, wenn ich merke, dass die Leute… fühlen. Sie müssen nicht fühlen, was ich fühle, wenn ich etwa Gift getrunken habe und sterbe. Wenn ich zuhöre, bringt mich das oft woanders hin. Ich denke vielleicht an meine Grossmutter, die nicht mehr lebt. Oder ich habe neue Gedanken über mein Leben. Oder ich bin glücklich, gerade jetzt hier zu sein mit all den Leuten um mich.» Von diesem Glück teilt er viel mit – auch auf Instagram, wo er 43.000 Follower hat. «Gestern kamen viele zum ersten Mal in ihrem Leben in ein klassisches Konzert», sagt er stolz. Er weiss ja noch ganz gut, wie es ist, wenn Noten nur rätselhafte schwarze Punkte sind.
Text von Volker Hagedorn.
Foto von Jiyang Chen.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Die geniale Stelle
«Es zahlt sich teuer, zur Macht zu kommen: die Macht verdummt.» Dieser Satz aus Nietzsches Götzendämmerung verkündete schon damals keine Neuigkeit. Nietzsche hat lediglich genial prägnant formuliert, was jeder weiss, seit es Machthaber unter den Menschen gibt. Händel hat dieses Wissen auf seine eigene Weise in seinem Oratorium Belshazzar gestaltet: Der König von Babylon ist durch die Macht so verblendet, dass er sich für unbesiegbar hält. Ist nicht der jüdische Tempel geplündert und zerstört? Schmachtet nicht das Volk der Juden in babylonischer Sklaverei? Zeigt das nicht, dass Belshazzar stärker ist als selbst Jahwe, den die Juden anbeten? Er hat vergessen, was Machthaber immer vergessen: Alles ist endlich, jede Macht ist schwach, es gibt immer eine höhere Macht, die ihr Grenzen setzt, egal ob man sie Gott, Geschichte oder Zufall nennt. Und so feiert der König sich selbst in einem orgiastischen Fest, während die Armee der Perser schon seine Hauptstadt einnimmt. Und während er sich mit seinen Günstlingen aus den Ritualgefässen betrinkt, die aus dem jüdischen Tempel geraubt wurden, geschieht Unfassbares: Zum Schrecken aller erscheint eine geheimnisvolle Hand und schreibt die Voraussage des baldigen Untergangs an die Wand.
Händel hat für diesen dramatischen Höhepunkt eine verblüffende musikalische Gestalt gefunden: Wer bei diesem spektakulären Vorgang ein orchestrales Erdbeben, dröhnende Tremoli der Bässe, wild auf und ab rasende Läufe und donnernde Paukenschläge erwartet, wird enttäuscht sein, wenn er hört, wie die Violinen unbegleitet und fast unhörbar leise eine in Halbtonschritten zaghaft aufsteigende Linie spielen, die ganz aus der Tonart fällt, ja – wenn der Anachronismus einmal gestattet ist – atonal genannt werden kann. Unüberhörbar: Was sich hier auf eine unbegreifliche Weise in das Geschehen mischt, ist eine Macht aus einer unbekannten, fremden Welt.
Händels Komposition beschreibt aber nicht das Aussergewöhnliche des Vorgangs, sondern nimmt ihn als theatralische Geste beim Wort: So wird hörbar, was wir im Oratorium (das ursprünglich nicht für eine szenische Darbietung, sehr wohl aber theatralisch gedacht ist) nicht sehen können: Die wohl abgewogenen Bewegungen der schreibenden Hand. Und vor dem geistigen Auge des Hörers erscheint das Bild des Schreibenden, der mit leicht schräggelegtem Kopf, die Zunge ein wenig zwischen die Lippen geklemmt, höchst konzentriert und vorsichtig in makelloser Schönschrift die Botschaft an die Wand bringt. Die Ironie ist offenkundig: Die höhere Macht, die sich hier kundtut, muss nicht mit Donner und Blitz auftrumpfen. Langsam und sorgfältig (es soll doch schön aussehen) wird die Nachricht vom unaufhaltsamen Untergang des Herrschers gemalt und etwas später mit einem kleinen Ornament abgeschlossen, als hiesse es: «Bitte sehr, viel Spass damit.» Doch der die Macht hat, kann nicht verstehen, was das bedeutet. Er kann die Zeichen nicht lesen, aber selbst nachdem er ihre Deutung erfährt, tut er nur, was die Machthaber in solcher Lage immer zu tun pflegen: Er ignoriert die Warnung und feiert sich in seinen Untergang hinein.
Händels sarkastischer Kommentar zeigt mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, dass er nicht auf der Seite der Macht steht. Sein Platz ist bei dem leidenden Volk, das durch den Tod des Königs befreit wird. Händel, der Aufklärer, glaubt fest daran, dass die Dummheit der Macht überwunden und die Weltordnung wiederhergestellt werden kann. Wir Heutigen, die wir zum Beispiel das Menetekel des Klimawandels nur zu gut verstehen und zusehen, wie die Regierenden sich ihre Scheuklappen fest vor die Augen drücken, können da nicht mehr so sicher sein…
Text von Werner Hintze.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Gespräch
Layla Claire
Layla Claire stammt aus Penticton (Kanada). Sie studierte Gesang in Montréal sowie am Curtis Institute of Music und ist Preis trägerin mehrerer internationaler Wettbewerbe. Zu ihrem Kernrepertoire zählen die grossen Sopran partien Mozarts. Jüngst war sie als Donna Elvira an der Bayerischen Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen und an der Opéra Montréal, in der Titelpartie der «Alcina» bei den HändelFestspielen in Karlsruhe sowie als Pamina an der Met zu erleben. Layla Claire ist dem Zürcher Opernpublikum noch in bester Erinnerung als Governess in Brittens «The Turn of the Screw» sowie als Donna Elvira in «Don Giovanni».
Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Soeben haben wir einen wunderbaren Sommer in British Columbia verbracht, wo auch meine Familie lebt, sowie in San Francisco in Kalifornien, wo mein Ehemann, der ebenfalls Sänger ist, engagiert war. Während er gesungen hat, habe ich in aller Ruhe Yoga gemacht, war am Strand spazieren und habe Kaffee getrunken...
Auf was freuen Sie sich in der Belshazzar-Produktion?
Eine riesige Anzahl von wunderbaren HändelArien singen zu dürfen, die eine enorme Ausdrucksbreite haben!
Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Als junge Studentin Anfang zwanzig durfte ich an der New Yorker Metropolitan Opera mehrere kleine Rollen singen und habe damals so vieles von den grossen Stars gelernt, die ich auf der Bühne aus nächster Nähe beobachten konnte. Ich erinnere mich, wie ich zum Beispiel Dmitri Hvorostovskys Brustkorb beim Einatmen studierte oder Juan Diego Flórez zusah, wie er das Publikum mit seinem grossen Charme um den Finger wickelte, oder Renée Fleming, wie sie gleichsam wie eine Spinnerin eine scheinbar unendliche Melodie flocht. Kann man sich einen besseren Unterricht vorstellen?
Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
Quaker Faith and Practice. Dieses Buch schlage ich auf, um mich immer wieder daran zu erinnern, mich von der Liebe, von Frieden und Mitgefühl leiten zu lassen.
Welche CD hören Sie immer wieder?
Im Moment kann ich nicht damit aufhören, Honey von Robyn zu hören, aber auch The Art of the Prima Donna mit der grossartigen und unübertroffenen Joan Sutherland.
Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten?
Die frisch geschnittenen Blumen aus meinem Garten. Ich habe tatsächlich einen wunderbaren Garten, unter anderem mit einem sehr ausladenden Rosenstrauch.
Mit welchem Künstler würden Sie gerne essen gehen, und worüber würden Sie reden?
Falls mit einem verstorbenen Künstler: selbstverständlich mit Mozart, einfach, um mit ihm Zeit zu verbringen und um mit ihm herumzukichern. Falls noch lebend: mit Beyoncé, um in ihren Kopf hineinschauen zu können, wie sie es schafft, kreativ zu bleiben, eine Familie und gleichzeitig ihre phänomenale Karriere zu managen.
Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist!
Mein Ehemann John und meine zwei entzückenden Töchter, die zweieinhalbjährige Matilda sowie die eineinhalbjährige Vivian. Sie sind mein Ein und Alles!
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Drei Fragen an Andreas Homoki
Herr Homoki, Händels Oratorium Belshazzar ist eine grosse Aufgabe für unseren Chor. Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Chor der Oper Zürich aus?
Unser Chor hat Spass am Theaterspielen und verfügt über eine grosse Offenheit und Neugier. Er besteht aus unterschiedlichen, starken Persönlichkeiten, die sich mit viel Energie einbringen, nicht nur vokal, sondern auch szenisch. Bevor ich als Intendant hierher kam, hatte ich als Regisseur hier noch nie inszeniert und war natürlich gespannt, wie es sein wird, mit diesem Chor zu arbeiten. Schliesslich handelt es sich für einen Regisseur um das wichtigste künstlerische Kollektiv. Zu meiner grossen Freude hat mich die Arbeit mit diesem Chor von der ersten Sekunde an begeistert, denn unsere Chormitglieder schätzen es, szenisch gefordert zu werden. So ein Chor besteht aus einer grossen Zahl individueller Künstler, in unserem Fall 60 Sängerinnen und Sänger, die tagtäglich miteinander umgehen müssen. Das kann schon zu Spannungen führen, was die Arbeit dann zusätzlich erschwert. Ich muss aber sagen, dass, wenn es solche Spannungen tatsächlich geben sollte, hier in Zürich weder der Intendant noch das Publikum etwas davon spürt. Ich nehme das als Ausdruck einer hohen Professionalität. Was Belshazzar angeht, so ist der Chor hier tatsächlich ein wichtiger Protagonist. Mit Barockmusik hat unser Chor ja schon Erfahrung; JeanPhilippe Rameaus Hippolyte et Aricie hat er in der letzten Spielzeit hervorragend gemeistert. Nun freue ich mich auf den Händel.
Was ist für den Regisseur die grösste Herausforderung an der Arbeit mit dem Chor?
Das Einzigartige an der Oper ist ja, dass man durch die Musik und den Gesang als Zuschauer einen Einblick in die Innenwelt der Figuren bekommt. Dieses Phänomen wird im Chor vervielfältigt und vergrössert. Der Chor hat seinen Ursprung bekanntlich in der griechischen Tragödie; man erlebt eine Gruppe von Menschen, die sich kollektiv ausdrücken. Damit haben zum Beispiel Schauspielregisseure, die noch nie Oper gemacht haben, oft ihre Probleme, denn so etwas findet sich in der Realität nicht. Aber die Kraft, die darin liegt, dass 60 Menschen sich gemeinsam gesanglich äussern, ist theatralisch ausserordentlich wirksam. Dies gilt auch und besonders für ein Oratorium wie Belshazzar. Und Sebastian Baumgarten ist ein Regisseur, der in der Lage ist, die Menschen im Chor so zu motivieren und zu führen, dass sich diese Kraft voll entfalten kann.
Sie sind bekannt als Regisseur, der gern mit dem Chor arbeitet. Was macht Ihnen dabei besonders Spass?
Diese enorme Energie, die zurückkommt, diese Wucht! Eine Chorprobe ist zwar viel anstrengender als eine Probe mit Solisten, hat aber gleichzeitig etwas ungeheuer Lustvolles. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Chorproben, die ich in meiner Zeit als Regieassistent gemacht habe - das war eine geradezu existentielle Erfahrung. Für eine Chorprobe begibt man sich als Regisseur gewissermassen in die Arena - das bedeutet drei Stunden Showtime! 60 Leute zu inszenieren heisst, sie auch bei Laune zu halten - sie wollen schliesslich auch Spass an ihrer Arbeit haben. Das Wichtigste ist, ihnen eine schlüssige und nachvollziehbare Situation zu vermitteln, in die sie sich gut einfühlen können und bei der sie spüren, wo der Grundkonflikt sitzt. Auch sollte man nie die Geduld verlieren, wenn es mal nicht ganz so schnell vorangeht wie gehofft. Selbst wenn am Ende einer Probe weniger erreicht wurde als geplant, muss ich immer einen guten Schlusspunkt setzen, so dass alle mit dem positiven Gefühl nach Hause gehen können, etwas Schönes geschaffen zu haben.
Foto von Frank Blaser.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 73, Oktober 2019.
Das MAG können Sie hier abonnieren.
Wie machen Sie das, Herr Bogatu?
Die ersten vier Produktionen unserer Spielzeit hatten alle gemeinsam, dass Videoprojektionen darin eine grosse Rolle spielten. In Die Sache Makropulos blickte man durch ein Fenster auf einen vom Wind bewegten Wald - eine Videoprojektion. Im Ballett Das Mädchen mit den Schwefelhölzern zündete das Mädchen ein Streichholz an, und in einer Videoprojektion sah man, welchen Schaden die Kaufhausbrandstiftung der Terroristin Gudrun Ensslin einst anrichtete. Im Händel-Oratorium Belshazzar hat der Regisseur vorab mit den Darstellern gedrehte Filmsequenzen in das Bühnengeschehen montiert. Und in unserer aktuellen Familienoper Coraline werden die Tapeten des Bühnenzimmers «lebendig»: Farnblätter laufen wie Käfer die Wände hinauf und hinab.
Die Projektionen werden in der Regel mit einem Beamer (Modell «Boxer 4K30») erzeugt. Das Prinzip ist im Grunde nicht anders als beim guten alten Diaprojektor - nur dass der Lichtstrahl nicht durch ein Dia eingefärbt wird, sondern zunächst durch ein Prisma in drei Grundfarben rot, grün und blau aufgeteilt wird. Diese drei Lichtstrahlen treffen nun auf je einen Mikrochip, der mit knapp 9 Millionen kleinen, beweglichen Spiegeln versehen ist. Jeder einzelne Spiegel kann so gesteuert werden, dass er das Licht entweder auf einen bestimmten Punkt auf die Projektionsfläche reflektiert oder im Gehäuse des Beamers verschwindet - und das mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von 4000 Mal pro Sekunde. Das Bündel von 27 Millionen rot, grün oder blau eingefärbten Lichtstrahlen geht, bevor es den Beamer verlässt, durch ein paar Linsen hindurch, damit diese dann ein gestochen scharfes Bild in der gewünschten Grösse auf einer Projektionsfläche anzeigen. Die für uns Menschen sichtbaren Farben entstehen durch die Mischung der drei Grundfarben, Dunkelheit entsteht durch das Weglassen dieser Farben.
Nun stellt sich eine naheliegende Frage: Wenn wir über eine so geniale Technik verfügen, brauchen wir dann eigentlich noch Bühnenbilder? Kann man das nicht alles einfach projizieren? Das geht nur beschränkt: Ein grosses und ganz banales Problem ist, dass vor der Projektionsfläche häufig Personen stehen und damit in der Regel im Bild des Beamers. Die projizierte Ziegelwand im Hintergrund würde also auch auf den Gesichtern und Kleidern der Personen auf der Bühne erscheinen, und die Personen würden einen Schatten auf die Wand werfen. Ein weiteres Problem ist die Beleuchtung auf der Bühne: Damit man die Darstellenden auf der Bühne sehen kann, werden Scheinwerfer eingesetzt, deren Licht immer an irgendeiner Stelle auf die Projektionsfläche trifft. Und dann sieht jeder, dass es sich um eine Projektionsfläche handelt und nicht um eine gemauerte Wand.
Sparen würden wir dadurch auch nicht: Auf der Bühne beleuchten wir die gebaute Hauswand aus unterschiedlichen Winkeln, und die Ziegel können dann z.B. ganz dramatische lange Schatten werfen. In einer Videoprojektion müsste man solche Wechsel aufwändig und teuer «erbauen» und animieren. Und spätestens, wenn die Regisseurin von Coraline möchte, dass die Hauptfigur durch eine Türe ins Haus verschwindet, muss man eben doch eine Wand mit Türrahmen und Türe bauen. Ganz ausgeschlossen ist der Verzicht auf ein Bühnenbild allerdings nicht: In Herbert Fritschs Inszenierung von King Arthur der Spielzeit 2014/15 gab es kein gebautes Bühnenbild, sondern «nur» Videos auf einer grossen Projektionsfläche.
Text von Sebastian Bogatu.
Dieser Artikel erschien im MAG 74, November 2019.
Die MAG können Sie hier abonnieren.
Belshazzar
Synopsis
Belshazzar
Erster Akt
Nitocris, die Mutter des babylonischen Kronprinzen Belshazzar, hat das gewalttätige Auf und Ab menschlicher Herrschaft vor Augen: Mächte streben ehrgeizig nach Grösse, setzen sich brutal gegen alle Widerstände durch, verwüsten die Welt, verfallen in Dekadenz – bis sich eine andere aufkommende Macht gewaltsam an ihre Stelle setzt, und der Kreislauf von Aufstieg und Niedergang von vorne beginnt. Nur Gottes Reich bestehe ewig.
Nitocris sorgt sich, dass Babylon untergeht. Die Königin sympathisiert mit dem Glauben des jüdischen Propheten Daniel, der mit seinem Volk in Babylon gefangengehalten wird. Er rät ihr, auf den Willen Gottes zu vertrauen und sich diesem zu unterwerfen.
Von den Stadtmauern herab verspotten die Babylonier den persischen Feldherren Cyrus und seine Truppen, die Babylon belagern: Erst wenn die Belagerer dereinst von den Hunden gefressen seien, würde Babylon ans Verhandeln denken. An der Seite von Cyrus steht Gobrias, ein babylonischer Adeliger, der zu den Persern übergelaufen ist, weil er auf Rache für seinen Sohn hofft, den Belshazzar töten liess. Cyrus erzählt Gobrias, wie er im Traum den ausgetrockneten Fluss Euphrat vor sich sah. Cyrus plant, den Fluss umzuleiten und nachts durch das trockene Flussbett in die Stadt einzudringen. Dies soll am Tag des SesachFestes geschehen, wenn die ganze Stadt im Rausch liegt. Gobrias beschimpft Belshazzar als Monster, das sich in Wollust und Völlerei ergehe.
Die in Babylon gefangenen Juden glauben, dass der Augenblick ihrer Befreiung naht. Daniel preist die göttlichen Verheissungen der Propheten, die den Untergang Babylons voraussagen und den Perser Cyrus als ihren Befreier nennen.
Belshazzar trifft letzte Vorkehrungen für das SesachFest, an dem der Wein in Strömen fliessen und Zügellosigkeit herrschen soll. Verärgert über die anwesenden Juden befiehlt er, die heiligen Gefässe der Juden, die sein Vorfahre Nebukadnezar im Tempel von Jerusalem erbeutet hatte, bei dem Fest zu verwenden. Die Juden warnen Belshazzar vor den Folgen dieser Gotteslästerung. Auch Nitocris warnt. Sie gerät in einen Streit mit Belshazzar: Er möge die Macht Gottes bedenken und dessen Rache fürchten. Belshazzar entgegnet ihr, sie solle sich nicht gegen ihren Sohn stellen und viel eher die Macht der babylonischen Götter und deren Rache fürchten. Die Juden prophezeien Belshazzar, er werde der Strafe Gottes nicht entgehen.
Zweiter Akt
Cyrus hat den Euphrat umgeleitet. Siegesgewiss rücken die Perser in die Stadt vor. Die Babylonier begehen ihr ausgelassenes Fest unter Verwendung der heiligen Gefässe der Juden. Belshazzar verhöhnt den Gott der Juden. Da erscheint eine Schrift mit den rätselhaften Worten «Mene, Mene, Tekel Upharsin». Die Babylonier erschrecken über den unerklärlichen Vorgang. Belshazzar lässt seine Magiere holen, aber sie können die Zeichen nicht deuten.
Auf Bitten von Nitocris wird Daniel herbeigerufen. Er vermag die Schriftzeichen zu entziffern und interpretiert sie: MENE bedeute, dass Gott die Tage von Belshazzars Herrschaft gezählt und für beendet erklärt habe. TEKEL bedeute, dass Belshazzar gewogen und für zu leicht befunden wurde. UPHARSIN bedeute, dass sein Reich an die Perser falle.
Nitocris fleht ihren Sohn an, in sich zu gehen und die Autorität Gottes anzuerkennen. Daniel ist überzeugt, er sei dazu nicht in der Lage: Ein Leopard könne sein Fleckmuster nicht ablegen. Belshazzar huldigt jetzt erst recht seinen babylonischen Göttern und will das Fest fortsetzen.
Dritter Akt
Vor dem entscheidenden militärischen Schlag gegen die Babylonier dankt Cyrus Gott, dass er ihm zur Seite steht. Er kündigt an, nur Belshazzar zu töten und das babylonische Volk zu schonen. Nitocris hofft unterdessen noch immer auf Reue ihres Sohnes, weiss jedoch um die Vergeblichkeit ihrer Hoffnung.
Es kommt zum Kampf. Belshazzar wird getötet. Gobrias dankt Gott und Cyrus für den Vollzug der Rache. Cyrus ruft das Ende des Krieges aus. Nitocris verneigt sich vor dem neuen Herrscher, bittet um Schonung ihres Volkes und trauert um den Verlust ihres Sohnes. Cyrus erklärt, dass ihr Volk sicher sei und sie in ihm einen neuen Sohn erhalte.
Daniel und die Juden machen Cyrus mit der Prophezeiung Jesaias bekannt, dass er der von Gott Auserwählte sei, das jüdische Volk aus der babylonischen Gefangenschaft zu befreien. Cyrus kündigt an, die Juden aus der Gefangenschaft zu entlassen und den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen.
Alle beten.
Biografien
Laurence Cummings, Musikalische Leitung
Laurence Cummings
Laurence Cummings, Dirigent und Cembalist, stammt aus Grossbritannien und zählt zu den interessantesten und vielseitigsten Protagonisten der historischen Aufführungspraxis. Sein Studium an der Universität Oxford, wo er Organ Scholar am Christ Church College war, schloss er mit Auszeichnung ab. 1996-2012 war er Leiter für historische Aufführungspraxis an der Royal Academy of Music. Er ist musikalischer Berater des Londoner Handel House und seit 1999 Musikalischer Leiter des London Handel Festival, wo er u.a. Deborah, Athalia, Esther, Agrippina, Sosarme, Alexander Balus, Hercules, Samson, Riccardo Primo und Tolomeo herausbrachte. Er ist regelmässiger Gast der Casa da Música in Porto, wo er das Orquestra Barroca Casa da Música dirigiert. Seit 2012 ist er Künstlerischer Leiter der Händel-Festspiele Göttingen. An bedeutenden Spielstätten wie der English National Opera, den Opernhäusern Göteborg und Garsington und dem Glyndebourne Festival übernahm er die Musikalische Leitung von Opernproduktionen. Am Opernhaus Zürich war er bisher in Christoph Marthalers Händel-Projekt SALE und in Herbert Fritschs Inszenierung von King Arthur zu erleben. Cummings steht regelmässig am Pult von The English Concert und The Orchestra of the Age of Enlightenment und dirigiert verschiedene Orchester in ganz Europa und den USA. Zu seinen zahlreichen Einspielungen zählen u.a. die Erstaufnahme von Händels neu entdecktem Gloria mit Emma Kirkby und der Royal Academy of Music, CDs mit Musik für Cembalo solo, darunter Kompositionen von Louis und François Couperin sowie eine Einspielung von Händel Arien mit Angelika Kirchschlager und dem Kammerorchester Basel für Sony.
Sebastian Baumgarten, Inszenierung
Sebastian Baumgarten
Sebastian Baumgarten, geboren in Ost-Berlin, studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik «Hanns Eisler» in Berlin. 1999-2002 war er Oberspielleiter am Staatstheater Kassel, 2003-2005 Chefregisseur des Meininger Theaters. Als Regisseur sowohl im Schauspiel als auch im Musiktheater wurde er mehrfach ausgezeichnet: 2002 erhielt er für seine Inszenierung von Tosca am Staatstheater Kassel den Götz-Friedrich-Preis; für seine Produktion von Händels Orest an der Komischen Oper Berlin wurde er 2006 von den Kritikern der Zeitschrift «Opernwelt» zum Regisseur des Jahres gewählt. 2011 eröffnete er mit Tannhäuser die 100. Bayreuther Festspiele und 2013 war seine Zürcher Inszenierung von Brechts Die heilige Johanna der Schlachthöfe zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Zu seinen Inszenierungen der letzten Jahre gehören u.a. Mozarts Requiem, Im weissen Rössl und Carmen an der Komischen Oper Berlin, Amerika am Maxim Gorki Theater, La Fabbrica (nach Luigi Nono und György Ligeti) am HAU Berlin, Die Affäre Rue de Lourcine, Schuld und Sühne sowie Herr Puntila und sein Knecht Matti am Schauspielhaus Zürich, Der fliegende Holländer am Theater Bremen, La forza del destino und Al gran sole carico d’amore am Theater Basel, Gas-Trilogie am Staatsschauspiel Dresden, Der Würgeengel am Volkstheater Wien, Peer Gynt am Residenztheater München sowie Don Giovanni, Wolfgang Rihms Hamletmaschine, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Belshazzar, Turandot und Amerika am Opernhaus Zürich. Seit 2013 leitet Sebastian Baumgarten den Studiengang Regie an der Theaterakademie «August Everding» in München.
Barbara Steiner, Bühnenbild
Barbara Steiner
Barbara Steiner studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum in Salzburg. Von 1992 bis 1997 war sie feste Assistentin von Bert Neumann an der Volksbühne Berlin. Seit 1997 arbeitet sie freischaffend und war u.a. erneut an der Volksbühne Berlin, am Luzerner Theater, am Schauspielhaus Hannover, am Schauspielhaus Köln, am Maxim Gorki Theater in Berlin, am Theater Bremen und am Saarländischen Staatstheater tätig. Ausserdem arbeitete Barbara Steiner mit Regisseuren wie Christoph Marthaler (Strasse der Besten), Karin Henkel (Rausch) und Jorinde Dröse (Die Schockstrategie, Jeder stirbt für sich allein). Mit Sebastian Baumgarten arbeitete sie u.a. bei Banditen am Theater Neumarkt und bei Caligula am Düsseldorfer Schauspielhaus zusammen. Seit 1996 verbindet sie sowohl für Schauspiel- als auch für Opernproduktionen eine enge Zusammenarbeit mit Michael Talke. So entstand mit ihm u.a. am Theater Bremen Rigoletto, Il barbiere di Siviglia, The Rake’s Progress und Un ballo in maschera, am Staatstheater Karlsruhe Faust und am Staatsschauspiel Dresden Minna von Barnhelm und Die Affäre Rue de Lourcine. Am Schauspielhaus Zürich entwickelte sie zuletzt das Bühnenbild für High (du weisst wovon) und für Ich weiss nicht, was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis (Manzini-Studien), beides in der Regie von René Pollesch.
Christina Schmitt, Kostüme
Christina Schmitt
Christina Schmitt studierte Bühnenbild an der Universität der Künste Berlin bei Professor Hartmut Meyer. Als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin legt sie Wert darauf, das Arbeitsspektrum breit zu fächern zwischen Stadt- und Staatstheatern und Opernhäusern sowie der freien Szene, alternativen Projekten im Musiktheaterbereich und der Ausstattung von Filmprojekten. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet sie mit den Regisseur:innen Sebastian Baumgarten, Franziska Kronfoth, Julia Lwowski, Lilja Rupprecht, Simon Solberg und Georg Schütky. Engagements führten sie unter anderem an das Theater Basel, Volkstheater Wien, Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspiel Hannover, Schauspiel Stuttgart, Staatsschauspiel Dresden und das Schauspielhaus Zürich. Zuletzt entwarf sie das Bühnenbild für SONNE/ LUFT (Regie: Lilja Rupprecht) am Schauspiel Frankfurt. Aktuelle Arbeiten sind ausserdem das Bühnenbild für Caligula (Regie: Lilja Rupprecht) am Deutschen Theater Berlin, Kostüme für Amerika am Maxim Gorki Theater und Turandot am Opernhaus Zürich (beide Regie: Sebastian Baumgarten). Seit 2013 stattet Christina Schmitt regelmässig Arbeiten des Berliner Musiktheaterkollektivs HAUEN•UND•STECHEN aus, dessen Aufführungen stets Performance-Charakter haben, wenn Opernstoffe eigenwillig neu befragt werden. Zu den jüngsten gemeinsamen Arbeiten gehören Die Verurteilung des Lukullus an der Staatsoper Stuttgart, 2022 für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert, und Kitesh im Rahmen von NOperas! – einer Initiative des Fonds Experimentelles Musiktheater (feXm) am Opernhaus Halle und Theater Bremen.
Elfried Roller, Lichtgestaltung
Elfried Roller
Elfried Roller stammt aus Stuttgart. Schon während des Studiums der Elektrotechnik arbeitete er nebenher in einem Privattheater in Karlsruhe. Es folgte die Meisterausbildung am Opernhaus Stuttgart. Von dort wechselte er ans Staatstheater Kassel und kreierte Lichtdesigns u.a. für Armin Petras, Volker Schmalör, Schirin Khodadadian und Hans Henning Paar. Seit 2008 ist Elfried Roller am Opernhaus Zürich beschäftigt. Hier entstand u.a. das Licht für La finta giardiniera in der Regie von Tatjana Gürbaca, Donizettis Roberto Devereux von David Alden sowie für Sebastian Baumgartens Produktionen Hamletmaschine, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Belshazzar, Turandot und Amerika. Jüngst führte ihn mit Donizettis Anna Bolena von David Alden ein Gastengagement an die Deutsche Oper Berlin.
Hannah Dörr, Video-Design
Hannah Dörr
Hannah Dörr, geboren 1990 in Berlin, arbeitet als Filmemacherin und Videokünstlerin. Sie studierte Experimentelle Videokunst an der UdK in Berlin sowie Film an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Darüber hinaus war sie Assistentin bei Frank Castorf an der Volksbühne Berlin. Eigene Videoarbeiten wurden u.a. an der Volksbühne Berlin, am Maxim-Gorki-Theater, am Schauspiel Stuttgart, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspiel Hannover und am HAU1 in Berlin gezeigt. Dabei arbeitete sie mit RegisseurInnen wie Sebastian Baumgarten, Tom Kühnel, Bernadette Sonnenbichler und Benedikt von Peter zusammen. Ihre Kurzfilme wurden u.a. im WDR und auf nationalen und internationalen Filmfestivals gezeigt. 2014 gründete sie das Festival TheatralFilm-Reihe in Köln, welches sie seither kuratiert. 2016 erhielt sie den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge KünstlerInnen im Bereich Film und wurde Geschäftsführerin der Filmproduktionsfirma ÖFilm.
Janko Kastelic, Choreinstudierung
Janko Kastelic
Janko Kastelic ist ein kanadisch-slowenischer Dirigent, Chorleiter, Pianist und Organist. Er begann seine musikalische Ausbildung in Kanada am Royal/Western Conservatory of Music und der St. Michael’s Choir School. Er hat einen Abschluss in Dirigieren, Komposition und Musiktheorie von der Universität Toronto und setzte sein Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien fort. Seit 2017 ist er Chordirektor am Opernhaus Zürich. Er war einer der Kapellmeister der Wiener Hofmusikkapelle, Studienleiter des JET-Programms für junge Sänger am Theater an der Wien und Assistent bei den Bayreuther Festspielen sowie Gastchordirektor an der Hamburgischen Staatsoper. Zu den Positionen, die er im Lauf seiner Karriere bekleidet hat, gehört auch die Stelle des Generalmusikdirektors und Operndirektors am Slowenischen Nationaltheater Maribor, des Zweiten Chordirektors an der Wiener Staatsoper sowie des Korrepetitors an der Opéra National de Paris. Er war Assistenzprofessor an der Universität Ljubljana und Mentor an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Seine künstlerischen Leistungen sind dokumentiert auf mehreren Live-Aufnahmen, darunter Tschaikowskis Pique Dame und Schönbergs Moses und Aron. Er arrangierte und dirigierte auch Werke für die Feierlichkeiten zum Mozartjahr 2006. Zu seinen Arbeiten beim Klangbogen-Festival in Wien gehört die europäische Erstaufführung von Blochs Macbeth. Janko Kastelic ist auch ein engagierter Pädagoge, der sich der Förderung der nächsten Generation von Musikerinnen und Musikern verschrieben hat.
Thomas Wilhelm, Choreografie
Thomas Wilhelm
Thomas Wilhelm erhielt seine Ausbildung an der Palucca Schule Dresden. Als Tänzer war er u. a. an der Dresdner Semperoper, der Oper Göteborg sowie in der Compagnie von Stephan Thoss engagiert und arbeitete am Staatstheater Hannover. Seit 2006 ist er freischaffender Choreograf. Mit dem Regisseur Christof Loy verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit, aus der zahlreiche Inszenierungen u. a. an den Opernhäusern in Barcelona, Göteborg, Stockholm, Zürich (Alcina, Capuleti e i Montecchi), Genf, Basel, Hamburg und Frankfurt, an der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin und dem Royal Opera House London hervorgingen. Peter Grimes am Theater an der Wien wurde mit dem International Opera Award als beste Neuproduktion des Jahres 2015 ausgezeichnet. Bei den Salzburger Festspielen war Thomas Wilhelm Choreograf in Loys Inszenierungen von Theodora (2009) und Die Frau ohne Schatten (2011) sowie in Shirin Neshats Inszenierung von Aida (2017). Er arbeitet ausserdem regelmässig mit Nadja Loschky zusammen, u. a. für L’incoronazione di Poppea, La traviata und Death in Venice am Theater Bielefeld sowie für Hamlet an der Komischen Oper Berlin, und übernahm die Choreografie in bisher zahlreichen Inszenierungen von Amélie Niermeyer. Bei den Salzburger Festspielen entstand 2019 mit Alcina die erste Zusammenarbeit mit Damiano Michieletto, welche sie mit Salome an der Scala in Mailand, mit Giulio Cesare in Egitto am Théâtre des Champs-Elysées, mit Orfeo ed Euridice an der Komischen Oper Berlin, mit Le Baruffe am Teatro la Fenice und mit der Uraufführung von Raskatovs Animal Farm in Amsterdam fortsetzten. Am Opernhaus Zürich choreografierte er zudem für Sebastian Baumgarten bei Belshazzar.
Claus Spahn, Dramaturgie
Claus Spahn
Claus Spahn ist seit 2012 Chefdramaturg am Opernhaus Zürich. In dieser Funktion ist er massgeblich an der Spielplangestaltung des Hauses beteiligt. Er ist als Produktionsdramaturg tätig und verantwortet die zentralen Publikationen des Opernhauses wie Programmbücher, das monatliche Magazin MAG, Podcasts und Werkeinführungen. Sein Interesse gilt vor allem der modernen und zeitgenössischen Musik, dem Opernrepertoire des Barock und der Entwicklung neuer musiktheatralischer Konzepte. Er hat am Opernhaus Zürich Musiktheaterprojekte von Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, George Benjamin, Roman Haubenstock-Ramati und Uraufführungen von Heinz Holliger, Christian Jost und Stefan Wirth betreut Als Produktionsdramaturg hat er für die Regisseure Sebastian Baumgarten, Herbert Fritsch, Jan Philipp Gloger, Tatjana Gürbaca, Andreas Homoki, Barrie Kosky, Nadja Loschky, David Marton und Evgeni Titov gearbeitet. Eine enge künstlerische Partnerschaft verbindet ihn ausserdem mit dem Choreografen und ehemaligen Direktor des Balletts Zürich, Christian Spuck. Für Christian Spuck war er in Zürich stückentwickelnd an den Produktionen Anna Karenina, Nussknacker und Mausekönig und Monteverdi beteiligt und hat Libretti für die Ballette Orlando nach Virginia Woolf (Uraufführung 2021 am Moskauer Bolshoi-Ballett) und Bovary nach Gustave Flaubert (Uraufführung 2023 am Berliner Staatsballett) geschrieben. Ausserdem ist er Librettist der Kammeroper Der Traum von Dir des Schweizer Komponisten Xavier Dayer, die 2017 am Opernhaus Zürich uraufgeführt wurde.
Bevor er ans Opernhaus Zürich wechselte, war Claus Spahn 14 Jahre lang Feuilletonredakteur bei der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT und dort verantwortlich für das Fachressort Musik. Von 1990-1997 war er als freier Musikjournalist vor allem für die Süddeutsche Zeitung und den Bayerischen Rundfunk tätig. In seiner Funktion als Journalist hat er die Entwicklungen des internationalen Kultur-, Musik- und Opernbetriebs über Jahrzehnte hinweg beobachtet und kommentiert, war Radio-Moderator, Juror bei Internationalen Musikwettbewerben und Workshopleiter für kulturjournalistisches Schreiben. Claus Spahn ist in Deutschland geboren, hat in Freiburg im Breisgau klassische Gitarre studiert und eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolviert.
Mauro Peter, Belshazzar
Mauro Peter
Der Tenor Mauro Peter wurde in Luzern geboren und studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in München. 2012 gewann er den ersten Preis und den Publikumspreis beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau und gab sein umjubeltes Liederabenddebüt bei der Schubertiade in Schwarzenberg mit Schuberts Die schöne Müllerin. Seither tritt er in führenden Konzert- und Opernhäusern auf der ganzen Welt auf. Mit seinen vielseitigen Liedprogrammen gastierte er im Musikverein Wien, im Wiener Konzerthaus, im Pierre-Boulez-Saal in Berlin, der Kölner Philharmonie, im Münchner Prinzregententheater, in der Hamburger Laeiszhalle, beim Verbier Festival, beim Lucerne Festival, in der Wigmore Hall in London und bei den Salzburger Festspielen. Mit letzteren verbindet Mauro Peter eine langjährige Zusammenarbeit. So hat er dort neben zahlreichen Konzerten und Liederabenden 2016 den Ferrando in Così fan tutte, 2017 den Andres in Bergs Wozzeck sowie 2018 und 2022 den Tamino in der Zauberflöte gesungen. Nach einer Live-Aufnahme von Schuberts Die schöne Müllerin aus der Wigmore Hall erschien 2015 sein Debütalbum für Sony Classical mit einigen Goethe-Vertonungen von Schubert, gefolgt von einer Aufnahme der Dichterliebe und einer Auswahl anderer Schumann-Lieder im Jahr 2016. Jüngst feierte Mauro Peter zwei wichtige Rollendebüts: Im Musikverein für Steiermark sang er erstmals den Eisenstein in einer konzertanten Aufführung von Strauss’ Fledermaus, und mit Concerto Köln den Loge in Wagners Rheingold unter der Leitung von Kent Nagano.
Evan Hughes, Gobrias
Evan Hughes
Evan Hughes, Bass-Bariton, besuchte das Curtis Institute of Music in Philadelphia und ist Absolvent des Lindemann Young Artist Development Program der Metropolitan Opera. Unter der Leitung von James Levine wirkte er bei Elliott Carters Syringa mit dem Metropolitan Chamber Ensemble in der Zankel Hall (Carnegie) und beim Tanglewood Music Festival mit. Engagements führten ihn u. a. mit der Partie des Starveling (A Midsummer Nightʼs Dream) an die Metropolitan Opera New York, als Protector in George Benjamins Written on Skin zum Tanglewood Music Festival und als Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) unter Lorin Maazel ans Teatro Petruzzelli in Bari. 2015/16 gab er als Leporello sein Debüt an der Komischen Oper Berlin und kehrte seither als Somnus (Semele), Le Baron Puck (Die Grossherzogin von Gerolstein) und Papageno dorthin zurück. Von 2013 bis 2015 war er Mitglied im Jungen Ensemble der Semperoper Dresden und daraufhin von 2015 bis 2018 festes Ensemblemitglied des Hauses. Dort war er u. a. in der Titelrolle von Le nozze di Figaro, als Masetto, Don Alfonso, Pietro (Simon Boccanegra), Guglielmo, Leporello und als Satyr in Platée zu erleben. In jüngerer Zeit sang er mit dem Mahler Chamber Orchestra den Protector in Written on Skin an der Berliner Philharmonie und der Elbphilharmonie Hamburg, den Theseus in A Midsummer Night’s Dream in Philadelphia sowie die Titelrolle in Le nozze di Figaro in San Diego. Weitere Engagements führten ihn als King (Lessons in Love and Violence) ans Konzerthaus Dortmund und ans Aalto-Musiktheater Essen, als Figaro an die Volksoper Wien sowie als Il Mostro in Sciarrinos Venere e Adone an die Staatsoper Hamburg. In Zürich war er 2019 als Gobrias in Belshazzar und 2022 als Leporello zu erleben.
Layla Claire, Nitocris
Layla Claire
Layla Claire stammt aus Penticton (Kanada). Sie studierte Gesang in Montréal sowie am Curtis Institute of Music und ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe. Zu ihrem Kernrepertoire zählen die grossen Sopranpartien Mozarts, darunter Donna Anna – eine Rolle, die sie in Glyndebourne und unter James Levine beim Tanglewood Festival verkörperte –, Pamina, Susanna, Fiordiligi (ebenfalls unter Levine) sowie Donna Elvira. In Europa debütierte sie mit La finta giardiniera in Aix-en-Provence, eine Produktion, die auch auf TV aufgezeichnet wurde. 2010 erhielt sie den Prix des Amis des Festivals von Aix-en-Provence für die beste Mozartinterpretation. Im Rahmen des Lindemann-Nachwuchsprogramms an der Met sang sie unter William Christie in The Enchanted Island (mit DVD-Aufzeichnung). An der Met war sie als Giannetta (L’elisir d’amore) zu hören sowie als Tebaldo (Don Carlo) unter Yannick Nézet-Séguin. Zudem verkörperte sie unter James Levine Marenka in der Verkauften Braut. Sie sang Konzerte u.a. unter J. Levine, M. Tilson Thomas, B. Haitink, Y. Nézet-Séguin und L. Langrée, gab Rezitale in der Weill Hall/Carnegie Hall, Roy Thomson Hall in Toronto sowie im Rahmen der Metropolitan Opera’s Summer Recital Series und trat gemeinsam mit Susan Graham in einem Liederabend im Metropolitan Museum of Art auf. Jüngst war sie als Donna Elvira an der Bayerischen Staatsoper, bei den Salzburger Festspielen und an der Opéra Montréal, in der Titelpartie der Alcina bei den Händel-Festspielen in Karlsruhe sowie als Pamina an der Met zu erleben.
Jakub Józef Orliński, Cyrus
Jakub Józef Orliński
Jakub Józef Orliński, Countertenor, hat an der Fryderyk Chopin University of Music in Warschau seinen Master absolviert. Gleichzeitig war er 2012 Mitglied des Young Artists Programm an der Nationaloper Teatr Wielki in Warschau. Erste Bühnenerfahrungen sammelte er als Zweite Hexe in Dido and Aeneas und als Ariel in The Tempest am Collegium Nobilium Theatre in Warschau. Ab 2015 studierte er an der Juilliard School in New York und gewann den 1. Preis beim Marcella Sembrich International Voice Competition in New York. 2016 gewann er den 1. Preis am Oratorio Society of New York und wurde Finalist bei den Metropolitan Opera Council Auditions. 2017 gab er als Orimeno (Cavallis Erismena) sein Debüt beim Festival d’Aix-en-Provence und verkörperte diese Rolle 2019 erneut am Théâtre de Luxembourg. An der Oper Frankfurt war er 2017 in der Titelrolle von Rinaldo zu hören und kehrte im Mai 2019 als Unulfo (Rodelinda) dorthin zurück. Am Théâtre des Champs-Elysées in Paris sang er in Pergolesis Stabat Mater unter der musikalischen Leitung von Julien Chauvin und Narciso bei einer konzertanten Aufführung von Händels Agrippina. Unter der musikalischen Leitung von Emmanuelle Haïm war er zudem als Unulfo in Lille und in Caen zu erleben. In der Saison 2018/19 erschien sein Debütalbum Anima Sacra, welches er mit einer Tour durch Europa zusammen mit dem Orchester Il Pomo d’oro vorstellt. Zudem gab er sein Debüt in der Carnegie Hall mit einem Solistenkonzert zusammen mit dem New York Baroque Incoroprated. In der Warschauer Philharmonie war er in Händels Messiah zu hören und beim Montreal Bach Festival sang er ein Programm mit Bach-, Händel- und Vivaldi-Arien. Im Sommer 2019 ist er beim Glyndebourne Festival als Eustazio in Rinaldo zu hören.
Tuva Semmingsen, Daniel
Tuva Semmingsen
Tuva Semmingsen wurde in Norwegen geboren und studierte an der staatlichen Musikhochschule in Oslo sowie an der Königlichen Opernakademie in Kopenhagen. 1999 debütierte sie an der Königlichen Oper in Kopenhagen als Cherubino (Le nozze di Figaro), eine Rolle, die sie ein Jahr später auch in Venedig am Teatro la Fenice sang. Als Ensemblemitglied in Kopenhagen war sie u.a. als Sesto (Giulio Cesare), Angelina (La cenerentola), Minervo und Melanto (Il ritorno d’Ulisse in patria), Nerone (L’incoronazione di Poppea), Rosina (Il barbiere di Siviglia), in der Titelrolle von Pelléas et Mélisande und als Meg Page in Falstaff zu erleben. Gastengagements führten sie an die Opéra de Nancy (Il barbiere di Siviglia, Orlando furioso), an die Grand Opéra de Reims (Barbiere), an die Glyndebourne Touring Opera (Cenerentola), an die Norwegische Oper und die Königliche Oper Stockholm. Mit Les Arts Florissants unter William Christie war sie mit Idomeneo auf Tour. In Lillie gastierte sie als Sesto in Giulio Cesare mit dem Ensemble Le Concert d’Astrée unter Emmanuelle Haïm. Auf der Konzertbühne sang sie in Händels Il trionfo del tempo e del disinganno in Norwegen, in Mozarts Requiem mit dem Malmö Symphony Orchestra und im gleichen Werk mit dem Kopenhagen Chapel Choir. Jüngst war sie bei den internationalen Händel Festspielen in Göttingen als Claudio (Lucio Silla), bei verschiedenen Filmmusik-Konzerten mit dem Dänischen Radio Orchester, im Rahmen der internationalen Händel Festspiele Karlsruhe als Irene in Theodora und als Rosina beim Bergen Festival in Norwegen zu erleben.
James Laing, Daniel
James Laing
James Laing, Countertenor, studierte an der Uppingham School sowie am Royal College of Music in London und war Stipendiat am Trinity College in Cambridge. 2013 debütierte er am Royal Opera House in London als Innocent in der Oper The Minotaur von Harrison Birtwistle und war danach an dem Haus als Hamlet (The Firework-Maker’s Daughter von David Bruce), als Nerillo (L’Ormindo von Cavalli) und zuletzt als Demetrio (Berenice von Händel) unter Laurence Cummings zu hören. Zu seinem Repertoire gehören zudem Rollen wie Apollo (Death in Venice), Oberon (A Midsummer Night’s Dream), Tirinto (Imeneo von Händel), Orfeo (Orfeo ed Euridice), Tolomeo (Giulio Cesare), Medoro (Orlando) und Zelim (La verità in cimento). An der English National Opera in London war er als Armindo (Partenope von Händel) und in der Uraufführung von Marnie von Nico Muhly zu hören, am Landestheater Linz als Apollo und an der Opera North in Leeds als Tolomeo. Als Konzertsänger sang er u.a. mit Orchestern wie der Britten Sinfonia, Les Arts Florissants, dem Royal Concertgebouw Orchestra und Les Agrémens unter Dirigenten wie William Christie, Ivor Bolton, David Charles Abell und Ottavio Dantone. Am Opernhaus Zürich war er 2019 bereits als Daniel (Belshazzar) zu hören. Zuletzt ist er u.a. am Theater Aachen als Endimione (La Calisto) aufgetreten, als Apollo (Death in Venice) am Landestheater Linz, als Armindo (Partenope) an der English National Opera, als Nireno (Giulio Cesare) an der Semperoper Dresden sowie als Tamerlano in Vivaldis Bajazet an der Irish National Opera. Giuliano in Eliogabalo sang er bereits an der Grange Park Opera.
Thomas Erlank, Three Wise Men / Solisten
Thomas Erlank
Thomas Erlank stammt aus Südafrika. Er studierte Musik an der Universität von Stellenbosch (Südafrika) und Gesang am Royal College of Music in London bei Patricia Bardon. 2011 gab er sein Debüt als Solist in Steve van der Merwes Eleven – A Requiem for a Parent in der St. George’s Cathedral in Kapstadt. Zu seinem Repertoire gehören u.a. Rollen wie Aeneas (Dido und Aeneas), Dr. Blind (Die Fledermaus), Acis (Acis und Galatea) und Il Podestà (La finta giardiniera). Beim Händel Festival in London sang er Lurcanio in Händels Ariodante. 2015 wirkte er in David Morins Dokumentarfilm Finding Messiah mit. Mit Werken von Mozart, Haydn und Händel war er u.a. in St. Martin-in-the-Fields, in der Cadogan Hall und beim Brighton Fringe Festival zu erleben. Von 2018 bis 2020 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios und sang hier 2018/19 den Tenorpart in der Ballettproduktion Winterreise von Christian Spuck, Borsa in Rigoletto, Ambrogio in der IOS-Produktion Il barbiere di Siviglia am Theater Winterthur sowie den Conférencier in der Uraufführung Last Call von Michael Pelzel. In der Spielzeit 2019/2020 war er in Belshazzar, in der Zauberflöte und in Fidelio zu hören. Seit der Spielzeit 2020/21 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich und sang jüngst in Idomeneo, L’incoronazione di Poppea, Die Odyssee, Dialogues des Carmélites, L’Olimpiade, Tristan und Isolde sowie in La traviata und Salome. Ausserdem gastierte er im März 2023 als Solist in Mozarts Requiem in der Gulbenkian Foundation Lissabon zusammen mit dem Gulbenkian Orchestra.
Oleg Davydov, Three Wise Men / Solisten
Oleg Davydov
Oleg Davydov studierte Gesang in Moskau und St. Petersburg. Am Konservatorium in St. Petersburg debütierte er 2016 als Fürst Gremin in Eugen Onegin. Er gewann diverse Preise und Auszeichnungen, darunter den zweiten Platz bei der 7. International Opera Competition in St. Petersburg 2015 und den Sonderpreis beim Galina-Wischnewskaja-Gesangswettbewerb in Moskau 2016. In den Spielzeiten 2017/18 und 2018/19 war er Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper, wo er u.a. die Rollen Usciere in Rigoletto, einen Hauptmann in Eugen Onegin, den 2. Gefangenen in Fidelio, Billy Jackrabbit in La fanciulla del West, Bertrand in Iolanta und Yakusidé in Madama Butterfly interpretierte. Seit der Spielzeit 2019/20 ist Oleg Davydov Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich und war hier in Belshazzar, Die Zauberflöte, Fidelio, Les Contes d’Hoffmann, Salome und Die Odyssee zu erleben.
Katia Ledoux, Three Wise Men / Solisten
Katia Ledoux
Katia Ledoux (Mezzosopran) wurde in Paris geboren und wuchs in Österreich auf. Mit sechs Jahren begann sie bei den Schubert Sängerknaben in Wien zu singen und gewann 2008 den ersten Preis beim Jugendgesangswettbewerb «Prima la Musica». 2017 war sie Preisträgerin des «Feruccio Tagliavini» Gesangswettbewerbs, 2018 Stipendiatin in Bayreuth und im selben Jahr gewann sie den Pressepreis bei der «International Vocal Competition» in ‘s-Hertogenbosch. 2019 war sie Preisträgerin der «Belvedere Competition» und gewann den ersten Preis beim «Nordfriesischen Liedpreis». Auf der Bühne war sie als Marcellina in Le nozze di Figaro u. a. am Stadttheater Schaffhausen, der Kammeroper Schönbrunn, der Sommerserenade Graz und am Stadttheater Wels und als Zita in Gianni Schicchi am Schlosstheater Schönbrunn zu erleben. 2017 debütierte sie an der Oper Graz als Mutter in Amahl and the night visitors von Gian Carlo Menotti. 2019 gab sie ihr Debüt als Geneviève in Pelléas et Mélisande an De Nationale Opera Amsterdam mit dem Concertgebouw Orchester. Von 2019 bis 2021 gehörte sie zum Internationalen Opernstudio des Opernhauses Zürich und war u. a. in Die Sache Makropulos, Belshazzar, Coraline, Zauberflöte, Belshazzar und Iphigénie en Tauride zu hören. Zudem gab sie hier 2021 das Konzert Opera goes Pop und war 2023 als Gertrude in Roméo et Juliette zu erleben. Jüngst sang sie Ježibaba (Rusalka) an der Staatsoper Stuttgart sowie Prinz Orlofsky (Die Fledermaus), Marta (Iolanta) und Vénus / Orphée / L’opinion Publique (Orphée aux enfers) an der Volksoper Wien.
Lina Dambrauskaité, Solisten
Lina Dambrauskaité
Lina Dambrauskaité stammt aus Litauen und hat ihre Gesangsaubildung bei Sigute Stonyte an der Litauischen Musik- und Theaterakademie abgeschlossen. Ausserdem belegte sie Kurse bei Lillian Watson und Jonathan Papp an der Royal Academy Opera, wo sie 2017 ihr Londoner Debüt als Zerlina in Mozarts Don Giovanni gab. Zuvor debütierte sie 2015 als Barbarina in Mozart’s Le nozze di Figaro am Litauischen Nationaltheater für Oper und Ballett. Zu ihrem Repertoire gehören Thais in Händels Das Alexanderfest, Yniold in Debussys Pelléas et Mélisande sowie die Titelpartie in Händels Semele, Le Feu/Le Rossignol (L’Enfant et les sortilèges) und Vixen (The Cunning Little Vixen). Zudem hat sie an der Weltaustellung «Expo 2015» in Mailand Litauen repräsentiert und diverse Solopartien in Konzerten gesungen. Im Frühjahr 2019 hat Lina Dambrauskaité die Titelrolle in Leoš Janáčeks Das schlaue Füchslein an der Royal Academy Opera gesungen und im Herbst 2019 Cunigonde (Candide) am Litauischen Nationaltheater. Ab 2019/20 war sie Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich und sang hier u.a. in Belshazzar, Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse, der Zauberflöte und Iphigénie en Tauride. Für ihre Interpretation von Marie (La Fille du regiment) und von Sophie (Der Rosenkavalier) erhielt sie 2022 den Golden Cross of the Stage.
Justyna Bluj, Solisten
Justyna Bluj
Justyna Bluj wurde in Polen geboren und studierte an der Academy of Music in Krakau bei Olga Popwicz Gesang. Sie besuchte zudem Meisterklassen bei Neil Shicoff, Piotr Beczala, Helmut Deutsch, Marek Rzepka, Paola Larini u.a. Ab der Spielzeit 2016/17 war sie Mitglied der Opera Academy an der Polish National Opera in Warschau und 2017 zudem Stipendiatin der Eugenia Jütting Stiftung. Sie war in verschiedenen Produktionen der Polish National Opera zu erleben, u.a. in About the Kingdom of Day and Night and Magic Instruments, als Nonne in Der feurige Engel, eine Produktion, mit der sie auch am Festival d’Aix-en-Provence gastierte sowie in einem Liederabend mit Helmut Deutsch. Zu ihrem Repertoire gehören ausserdem Erste Dame (Die Zauberflöte) und die zweite Frau in Dido und Aeneas. Von 2018-2020 war sie Mitglied des Internationalen Opernstudios und war hier in Macbeth, Rigoletto und Sweeney Todd zu erleben sowie als Berta in der IOS-Produktion von Il barbiere di Siviglia am Theater Winterthur. In der Spielzeit 2019/20 sang sie u.a. in La traviata, Belshazzar, Iphigénie en Tauride und Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse.
Claudius Herrmann, Violoncello
Claudius Herrmann
Claudius Herrmann wurde 1967 in Mannheim geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung bei Hans Adomeit in Mannheim und an der Musikhochschule Lübeck bei David Geringas.
Seit 1992 ist er Solocellist in der Philharmonia Zürich und arbeitete dort mit Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt, Georg Solti, Christoph von Dohnányi, Riccardo Chailly, Bernhard Haitink und Franz Welser-Möst.
2013 wurde er als Solocellist zu den Bayreuther Festpielen eingeladen.
Claudius Herrmann ist seit 2009 Cellist des Gringolts Quartetts, mit dem er mehrere Preise, u.a. den ECHO Klassik Preis gewann. Vorher war er 15 Jahre lang Mitglied des Amati Quartetts Zürich, mit dem er in den wichtigsten Konzertsälen wie der Carnegie Hall, dem Concertgebouw, der Wigmore Hall, dem Theatre Champs Elysées, dem Wiener Musikverein und der Berliner Philharmonie aufgetreten ist.
Als Solist war er u.a. mit den Hamburger Symphonikern, den Stuttgarter Philharmonikern, dem Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau sowie dem Orchester der Oper Zürich (Strauss Don Quixote unter Franz Welser-Möst) zu erleben.
Neben über 20 Kammermusik CD Aufnahmen hat er auch mehrere CDs mit Cello-Sonaten von Brahms, Reinecke und Herzogenberg veröffentlicht.a
Yvonne Barthel, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Yvonne Barthel
Yvonne Barthel absolvierte die Zürich-Tanz-Theater-Schule sowie die Stage Art Musical & Theater School und bildete sich in New York und Rom weiter. Nebst Engagements auf der Showbühne war sie als Tänzerin in verschiedenen Musicals, Opern und Operetten zu sehen, unter anderem am Opernhaus Zürich in Tannhäuser, Die Zauberflöte, Land des Lächelns, Freischütz, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und Belshazzar. Zuletzt verkörperte sie im Bernhard-Theater mehrere Rollen im Familien-Musical D’Schatzinsle. Während mehrerer Jahre war sie als Luftartistin im Wine Tower des Radisson Blu Hotel am Flughafen Zürich im Einsatz. Sie ist Mitglied der Vintage-Jazzdance-Company «Sophisticated Rascals» sowie der «Rojahn Academy of Irish Dance». Im Theater im Märliwald spielte sie diverse Rollen in De gstifleti Kater und im Alpentheater Kiental die Rolle der Margrit im Stück Alles (in-)begriffen?. Für Theater und Musical hat sie zahlreiche Choreografien erstellt (u. a. Cats, West Side Story, Phantom of the Opera, Der Ball) – zuletzt Made in Dagenham, welches im Entlebuch im Rahmen der Talentförderung als Schweizer Première aufgeführt wurde.
Anna Virkkunen, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Anna Virkkunen
Anna Virkkunen stammt aus Finnland und widmete sich nach ihrem Bachelorabschluss in Literatur und Theaterwissenschaften an der Universität Helsinki der Ausbildung für Zeitgenössischen Tanz an der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD). In Österreich arbeitete sie mit verschiedenen Künstler:innen wie Hubert Lepka, Julia Schwartzbach und Michikazune Matsune zusammen. Seit 2014 gehört sie zum Tanzensemble von Doris Uhlich, mit dessen Produktionen more than naked und boom bodies sie durch Europa tourte. Anna Virkkunen ist Gründungsmitglied des «Yugsamas Movement» Kollektives, das Stücke wie Let the Bodies Speak, Collage me und Kopf entwickelte. Zurück in ihrer Heimat Finnland wirkte sie in Projekten von Milla Koistinen, Vera Nevanlinna, Ervi Siren und in der Opernproduktion Der Fliegende Holländer unter der Leitung von Kasper Holten und Signe Fabricius mit. In der Spielzeit 2017/18 war sie Mitglied des Ensembles in My Fair Lady im Kulturhuset Stadsteatern in Stockholm. Darauf folgten Engagements in der Schweiz für Industrial Seagrass (2018) und Shallow Waters (2022) von Sebastian Zuber. Am Opernhaus Zürich war sie 2019 in Belshazzar unter der Regie von Sebastian Baumgarten zu erleben. Die Zusammenarbeit wurde 2023 in Turandot fortgesetzt. Neben ihrer Tätigkeit als Performerin leitet Anna eine Mentorengruppe für junge Künstler:innen in der UrbanApa-Kunstszene in Helsinki und unterrichtet Tanz und Yoga.
Sebastian Zuber, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Sebastian Zuber
Sebastian Zuber, geboren 1986, wuchs in Basel auf. Nach einem abgeschlossenen Bachelorstudium in Jura studierte er Zeitgenössischen Tanz an der Salzburg Experimental Academy of Dance. Er war Mitglied im Ensemble der international erfolgreichen Tanzproduktion More than naked der Choreografin Doris Uhlich und erhielt Engagements am Opernhaus Zürich, unter anderem bei Christoph Marthaler in Il viaggio a Reims, Sebastian Baumgarten in Hamletmaschine und Belshazzar sowie bei Herbert Fritsch in Der Freischütz. Er ist Gründungsmitglied des Yugsamas Movement Kollektives, mit welchem er Let the body speak und Collage me herausbrachte. Seit 2016 ist er Tänzer der Johannes Wieland Company und performte in Mariannengraben, Rite of spring, You will never be my number one fan, Stück ohne Titel und in der Wiederaufnahme You will be removed. Als Ensemblemitglied entstanden Zusammenarbeiten mit den Gastchoreografen Tom Weinberger in Segments on notes und Helder Seabra in Röntgen. Als Choreograf und Produzent brachte er die Uraufführungen Professional failure, Lowball, Accalia und Industrial Seagrass auf die Bühne. 2019 choreografierte er am Staatstheater Mainz für das Theaterstück Aggro Alan von Alexander Nerlich. Unter der Serie Quercimovers lancierte er eine exklusive Workshopreihe auf Korsika. Seit 2021 kuratiert und produziert er Gastspiele wie Darwintodarwin von Johannes Wieland, WILT and shine von Florian Zumkehr und 42 der Panorama Dance Company in der neuen Kulturstätte Walzhalle/Münchenstein. Zuletzt choreografierte er am Opernhaus Zürich Turandot (Regie: Sebastian Baumgarten).
Evelyn Angela Gugolz, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Evelyn Angela Gugolz
Evelyn Angela Gugolz hat ihre Ausbildung für professionellen, zeitgenössischen Bühnentanz an der Zürich Tanz Theater Schule (ZTTS) absolviert, wo sie auch das Nachdiplom «Choreo Dance Project» erfolgreich abgeschlossen hat. Nach Tanzprojekten wie Paeonniasoder «luce sotto la pelle» hatte sie ihr erstes Engagement mit dem Weimarer Nationaltheater im Rahmen des Schiller Jubiläums 2004 (Choreografie: Philip Ducou. Weitergebildet hat sie sich u.a. an der Performing Art School in Wien und in zahlreichen Masterclasses u.a mit Ismael Ivo, Jochen Heckmann und Julie Anne Stanzak (Pina Bausch). Ein dreimonatiges Engagement auf der MS Albatros führte sie von St.Petersburg über Island bis nach Spitzbergen. Sie war bei Produktionen wie Haute Couture, Alltag ist nicht all Tag, Julius Caesar und Random Scream von Davis Freeman dabei. Drei Jahre war sie Mitglied der Tanzkompanie ’d’Schwyz tanzt’und bei Danceforce. Es folgten Engagements am Opernhaus Zürich als Tänzerin in Opernproduktionen u. a. mit Regisseuren wie Christoph Marthaler, Harry Kupfer, Hans Neuenfels, Andreas Homoki, Sebastian Baumgarten, Jan Philip Gloger und Herbert Fritsch. Dabei durfte sie mit Choreograf:innen wie Philip Egli, Beate Vollack, Ramses Sigl oder Kinsun Chan zusammenarbeiten. Im Theater Basel war sie 2016 Gast in einer solistischen Rolle als Eva-Tänzerin in der Oper Donnerstag aus Licht zu sehen, bei der sie auch an der Aufführung am Internationalen Musikfest in Hamburg mitwirkte. Immer wieder choreografiert sie auch eigene Solos oder gibt Unterricht und Workshops in zeitgenössischem Tanz, zuletzt im Sultanat Oman, zu dem sie eine langjährige Verbindung hat.
Benjamin Mathis, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Benjamin Mathis
Benjamin Mathis, 1981 geboren, lebt in Basel und Zürich. Nach ersten Theatererfahrungen mit Lieb Mi! (Regie: Sebastian Nübling) am Jungen Theater Basel und am Vorstadttheater Basel, studierte er Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Während des Studiums spielte er am Theater Basel, am Theater an der Sihl und am Theater der Künste Zürich und arbeitete dabei mit Regisseur:innen wie Christina Paulhofer, Volker Hesse, Stephan Müller und Joachim Schlömer. Nach seinem Studium war er für zwei Spielzeiten am Theater Junge Generation Dresden engagiert. Seit der Spielzeit 2010/11 arbeitet er als freischaffender Schauspieler u.a. am Schauspielhaus Zürich, am Luzerner Theater, am Theater Basel, an der Kaserne Basel, am Vorstadttheater Basel, am Roxy Birsfelden und in der Roten Fabrik Zürich. Mit der Zürcher Opernproduktion Die Soldaten in der Regie von Calixto Bieito gastierte er in der Spielzeit 2013/14 am Opernhaus Zürich, an der Komischen Oper Berlin und am Teatro Real Madrid. Seither arbeitet er regelmässig am Opernhaus Zürich als Schauspieler und Tänzer u.a. mit den Regisseuren Sebastian Baumgarten, Hans Neuenfels und Herbert Fritsch. Er ist Mitglied der freien Theatergruppe „Glück“ mit der er verschiedenste Projekte und Performances an Theatern und in Galerien verwirklicht. 2019 spielte er die Rolle des Roger Graf in dem Schweizer Spielfilm Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes.
Lynn Clea Ismail, Tänzerinnen und Tänzer / Schauspieler
Lynn Clea Ismail
Lynn Clea Ismail lebt und arbeitet als ausgebildete Bühnentänzerin in Zürich, wo sie auch als Tanzlehrerin tätig ist. Ihre Aus- und Weiterbildung absolvierte sie in Basel, Zürich, Paris, New York und Havanna (Kuba). Weitere Ausbildungen: Studium der Biologie und BA in Sozialanthropologie (2016), Universität Zürich und Basel.
Am Opernhaus Zürich wirkte sie in diversen Produktionen als Tänzerin mit, was Zusammenarbeit mit Choreografen wie Kinsun Chan, Beate Vollack u.a. ermöglichte (2008-2019).
Neben Engagements in der freien Szene tanzte sie im Ensemble des Musicals Space Dream (2010/11); sowie in der Cie. SLANT, was zu Performances am 8th International Festival of Contemporary Dance im Rahmen der Biennale Danza (2012) in Venedig führte. In der Produktion "La Vie Parisienne" des Zürcher Kammerorchesters wirkte sie 2017 sowohl als Tänzerin als auch als Choreographin mit. Nebenher tanzte sie in diversen Salsa-Shows und Werbeauftritten.