Arabella
Lyrische Komödie in drei Aufzügen von Richard Strauss (1864-1949)
Text von Hugo von Hofmannsthal
In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 3 Std. inkl. Pause nach dem 1. Akt nach ca. 1 Std. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Gut zu wissen
Ab Freitag, 1. April entfällt die Maskenpflicht für das Publikum in allen Vorstellungen und Veranstaltungen im Opernhaus Zürich. Mehr Infos finden Sie hier.
Arabella
Kurzgefasst
Arabella
Arabella, Liebling der Wiener Gesellschaft, lässt zahlreiche Verehrer abblitzen. Sie wartet auf den «Richtigen», der sie in ein besseres Leben führen soll, und findet ihn im kroatischen Grossgrundbesitzer Mandryka. Doch schon bald muss sie erkennen, dass auch er seine dunklen Seiten hat...
Dass Strauss’ «Lyrische Komödie» jederzeit in eine «Tragödie» abrutschen könnte, wie der Komponist einmal bemerkte, ist in dieser Oper latent spürbar. Strauss findet in diesem Spätwerk zu einer neuen Differenziertheit der Sprachbehandlung, zu klanglicher Raffinesse und expressiver Kraft. Der operettenhafte Ton, der durch Walzerklänge angeschlagen wird, ist merkwürdig gebrochen. Diese Ambivalenz passt zur Rezeptionsgeschichte dieses Werks, das, 1933 in Dresden uraufgeführt, von den Nazis zu Propagandazwecken instrumentalisiert wurde. Regisseur Robert Carsen blendet diese gesellschaftspolitischen Umstände nicht aus und verlegt die Handlung in die Hochphase des Dritten Reichs.
Hanna-Elisabeth Müller debütiert in dieser Wiederaufnahme als Arabella. Daneben agiert ein exquisites Strauss-Ensemble: Als Zdenka stellt sich die deutsche Sopranistin Anett Fritsch in Zürich vor, der dem Opernhaus treu verbundene Tenor Pavol Breslik verkörpert Matteo. Wie bereits an der Premiere ist der Österreicher Josef Wagner in der herausfordernden Rolle des Mandryka zu erleben. Die hochanspruchsvolle Partitur liegt in den kompetenten Händen von Markus Poschner.
Volker Hagedorn trifft...
Hanna-Elisabeth Müller
Hanna-Elisabeth Müller sang am Opernhaus Zürich zuletzt Ilia in Mozarts «Idomeneo». Ihren internationalen Durchbruch erlebte sie 2014 als Zdenka in Strauss’ «Arabella» bei den Salzburger Osterfestspielen. Sie war Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper und singt als Gast an grossen Bühnen wie der New Yorker Met oder der Wiener Staatsoper Rollen wie Donna Anna, Susanna und Elettra («Idomeneo»).
An einem Vormittag mitten in der Spielzeit kann man sich auf der Piazza della Scala in Mailand kaum vorstellen, was für ein Trubel hier am grossen Abend des Jahres herrscht, zum berühmten Saisonstart im Dezember, ein Ritual mit Demonstranten und Zaungästen, Polizei zu Pferd und zu Fuss, mit Prominenz und Paparazzi. Selbst der Abend von gestern scheint schon wieder weit weg zu sein, eine Vorstellung von Don Giovanni, in der Regie von Robert Carsen. Die Scala steht fast bescheiden im Licht eines bewölkten Frühlingsvormittags, und im Café Il Foyer gleich nebenan findet man leicht einen freien Tisch. Der jungen Frau, die sich da niederlässt, sieht man nicht an, dass sie gestern Abend eine der anspruchsvollsten, abgründigsten Partien für lyrischen Sopran gesungen hat, verkörpert in einer faszinierenden Mischung aus Verwirrung und Entschlossenheit, die Stimme glühend und silbern zugleich. Hanna-Elisabeth Müller wirkt so frisch, als hätte sie eine Reihe erholsamer Tage in Mailand hinter sich – dabei steht sie als Donna Anna jeden zweiten Abend auf der Bühne des vielleicht berühmtesten Opernhauses der Welt. Sie lebt hier nur für diese Figur, die sie zum allerersten Mal vor fünf Jahren sang, ebenfalls an der Scala. Hat sich seitdem ihre Anna verändert?
«Ich habe gerade in den letzten Tagen daran gedacht», meint sie. «Meine Anna ist jetzt viel stärker vom ersten Moment an. Früher war ich viel vorsichtiger, wahrscheinlich auch wegen des Rollendebüts, die Rolle muss ja auf der Bühne erst ersungen werden. Ich dachte früher, sie sei vom Gemüt her viel zarter, das glaube ich gar nicht mehr. ‹Or sai chi l’onore… jetzt weisst du, wer mich entehren wollte›, das ist fast bedrohlich. Sie ist nicht hysterisch, sie ist ausser sich. Sie kann auch nicht erkennen, dass Don Ottavio ihr eigentlich Halt geben könnte. Menschen in Extremsituationen können auch ausbrechen.» So etwas umzusetzen ist an der Scala eine besondere Herausforderung. «Das Publikum hier weiss, was ein guter Don Giovanni ist. Ein grosser Prozentsatz kann den Abend mitsingen. Die kennen noch fünf andere Donna Annas und vergleichen auch alle, und zwar radikal, das finde ich nicht verkehrt. Wenn die einen gut finden, darf man sich freuen.»
Ist es ein weiter Weg von Donna Anna zu Arabella, der Titelheldin in Strauss’ später Oper, die sie im Mai in Zürich zum ersten Mal singen wird? Zu einem wohlerzogenen, fast harmlosen Mädchen? «Harmlos, das glaube ich nicht. Eher gezeichnet von dem Leben, in dem sie sich da befindet.» Hanna kennt die Oper bestens aus der Perspektive von Zdenka, Arabellas Schwester – in dieser Rolle wurde sie vor acht Jahren in Salzburg mit einem Schlag bekannt. «Der erste Blick, den man auf Arabella hat, zeigt tatsächlich ein verwöhntes Mädchen, dem man auferlegt hat, mit einer guten Heirat die Familie zu retten. Wenn man das nur liest, wirkt es so unbekümmert, unbelastet. Aber wenn man ein bisschen am Lack kratzt, zeigt sich, der Druck auf sie ist immens. Das Geld der Eltern reicht schon seit fünfzehn Jahren nicht, im Hintergrund gibt es Kriegsgeschehen, eher eine düstere Zeit. Und dass sie in einem Hotel leben – ich kann mir vorstellen, dass es die letzte Etage oben ist, wo mal die Dienstmädchenzimmer waren.» Und sie ist sich gar nicht so sicher, ob uns eine Situation historisch wirklich schon entrückt ist, in der Eltern die Ehe planen wie im Wien der 1860er von Arabella. «Arrangierte Ehen gibt es heute viel mehr, als man es mitbekommt, nur nicht so offen, gerade in betuchten Familien. Töchter werden auf bestimmte Schulen der Elite geschickt und sollen da bitte auch ihren Ehemann kennenlernen, oder sie gehen schon als Kinder Golf spielen, damit sie sich in einem gewissen Kreis befinden und nicht im Sportverein mit der Dorfjugend, die abends ein Bier trinken geht. Die sind dann halt im Golfclub und essen Clubsandwich.» Sie lacht und greift zum Schokocroissant neben ihrem Capuccino.
Doch wie nah oder fern uns gesellschaftliche Verhältnisse in den Opern der letzten vier Jahrhunderte sein mögen, «die Gefühle und Emotionen bleiben immer gleich, sie werden nur anders gelebt und erlebt. Alles, was vertont wurde, ist noch mal viel ehrlicher, weil es durch die Musik verstärkt wird. Man kann nur Kniefälle machen vor diesen begnadeten Komponisten. Wie es möglich ist, dass man eine Emotion erkennt, ohne den Text zu lesen!» In ihrer neuen Partie bewegt sie Arabellas Monolog «Mein Elemer…» besonders, nicht nur wegen der widersprüchlichen, ungewissen Gefühle darin. «Den Text hat Hofmannsthal kurz vor seinem Tod noch hinzugefügt, und das hatte Strauss sicherlich im Kopf, als er ihn vertonte. Da ist eine Schwere drin und etwas Bedrückendes. Ich höre da auch viele Parallelen zu den Vier Letzten Liedern.» Parallelen interessieren Hanna-Elisabeth Müller sowieso, Querverbindungen, «Gruppierungen», wie sie sagt. Darum hat sie vor fünf Jahren für ihre erste CD als Liedsängerin Werke von Richard Strauss, Arnold Schönberg und Alban Berg zusammengestellt unter dem Titel, den Bergs aussergewöhnliche, frühe Rilke-Vertonung von 1907 trägt: Traumgekrönt. «In welchem Feld diese Komponisten sich zur gleichen Zeit bewegen konnten, das ging stilistisch so weit auseinander und doch mit so vielen Überschneidungen – da wollte ich Parallelen ziehen. Ich finde es auch schön, wenn man im Konzert als Hörer von so einem Konzept wachgehalten wird.» Es ist eines der spannendsten Liederalben der letzten Jahre – und absolut kein Mainstream. «Es war einfach klar, dass es dieses Programm sein muss! Ich dachte, wenn ich eine CD aufnehme, dann so oder gar nicht.»
Was den Mainstream betrifft, die Orientierung an dem, was den breitesten Erfolg hat – sie versteht Leute, die «auf Nummer sicher» gehen, «das ist auch eine Art zu leben und nicht verwerflich! Je mehr man gegen Erwartungen angeht oder sie einfach nicht annimmt, desto verletzlicher ist man. Es ist anstrengender in jeder Hinsicht. Ich kann auch bei Künstlern nachvollziehen, dass man nicht rausfallen will. Aber es muss auch möglich sein, eine Interpretation oder ein Programm zu machen, womit man völlig danebenliegen könnte. Sonst wäre die Kunst ja langweilig!» Und Sänger sollten unverwechselbar sein: «Im besten Fall weiss man beim Blindhören nach zehn Sekunden, wer es ist!» Hat es früher mehr Unverwechselbare gegeben in der Welt der Sängerinnen und Sänger? «Vielleicht. Aber vor fünfzig Jahren war Oper sehr glamourös und die Sänger waren als Stars unterwegs, fast arrogant. Ich würde immer Menschen einladen wollen, mitnehmen, da abholen, wo sie gerade ihren Kopf haben.» Nirgendwo freilich sei solche Nähe möglich wie beim Liederabend. «Da kann ich fast flüstern! Ich versuche es auch auf einer Bühne wie hier, aber das ist ein anderes Flüstern, eine andere Stimmansprache, mit so einem Riesenorchester.»
Dass sie überhaupt mal auf der Opernbühne stehen würde, hat sie übrigens noch mit 24 Jahren nicht gedacht, und nach dem Abitur sah sie sich noch als künftige Zahnmedizinerin. «Es ist ein schöner Beruf. Alle, die hingehen, finden es schrecklich, und danach sind sie erleichtert, glücklich, und haben keine Schmerzen mehr. Und es ist auch ein ästhetischer Beruf!» Aber da war ihre Chorleiterin und Gesangslehrerin, die ihr vorschlug, sie könne doch mal ein paar Aufnahmeprüfungen für ein Gesangsstudium machen, «nur damit wir wissen, wie der Stand der Dinge ist. Und dann haben mir die Vorbereitungen und die Prüfungen soviel Spass gemacht, dass ich mich dafür entschied.» Aber noch lange nicht für die Oper, «ich wollte Konzertsängerin werden!» Als sie dann aber von der Mannheimer Hochschule ins Opernstudio der Bayerischen Staatsoper kam, ging alles ganz schnell… und am schnellsten der Weg über die Maximilianstrasse, in unverhoffte Nähe zu einer der Grössten ihres Fachs. «Ich brauchte unbedingt einen Friseurtermin, und in der Maske sagten sie mir, geh doch rüber zu Pauli! Da hat mich ein älterer Herr frisiert, der fing an zu erzählen, bis ich sagte, ich hab’ gleich Probe. Ach, eine Sängerin, sagte er, und dass er so gern an die Lucia denkt. Lucia Popp, die hat er immer frisiert!» Sie ist jahrelang seine Kundin geblieben.
Das Gespräch führte Volker Hagedorn.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 92, April 2022.
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Gespräch
Gebrochene Walzer
Mit der Oper «Arabella» wollten Richard Strauss und sein Textdichter Hugo von Hofmannsthal einen zweiten «Rosenkavalier» schaffen. Doch 20 Jahre nach der Uraufführung ihrer Erfolgsoper hatte sich vieles in der Welt verändert, auch Wien und seine Walzer. Regisseur Robert Carsen, ein grosser Strauss-Kenner, erläutert seine Sicht auf «Arabella» in einem Gespräch im Februar 2020.
Dieser Artikel erschien im Februar 2020.
Robert, du setzt dich schon lange mit den Werken von Richard Strauss auseinander: 1999 hast du Die Frau ohne Schatten an der Wiener Staatsoper inszeniert, dann folgten 2004 Der Rosenkavalier in Salzburg und Capriccio in Paris, 2005 Elektra in Tokio, Salome in Turin sowie Ariadne auf Naxos in München. Einige seiner Opern hast du sogar mehrfach inszeniert. Was verbindet dich mit diesem Komponisten?
Strauss ist ein brillanter, ja begnadeter Komponist, das steht für mich ausser Frage. Aber ich muss gestehen, dass mich an seinen Bühnenwerken zunächst einmal die Libretti faszinieren, darunter besonders diejenigen von Hugo von Hofmannsthal. Er war der ideale Partner für Strauss und half ihm mit seinen Stoffen, Strauss’ gigantisches Vorbild Richard Wagner und dessen Opern zu überwinden und einen eigenen Weg zu gehen. Hofmannsthal hatte ein grosses Selbstbewusstsein als Dichter und betrachtete seine Libretti als eigenständige Texte. Strauss wusste, wie viel er ihm zu verdanken hatte. Als Hofmannstahl während der Arbeit an Arabella überraschend starb, muss das ein sehr grosser Schock für Strauss gewesen sein.
Was ist für dich das Besondere an Hofmannsthals Libretti?
Hofmannsthal war ein wacher und hochsensibler Künstler, der sehr genau spürte, was um ihn herum geschah. Seine Texte widerspiegeln auf eine sehr besondere Weise den Zeitgeist. Das gilt selbst für Stoffe, die im 18. Jahrhundert spielen wie der Rosenkavalier, oder bei den alten Griechen wie Elektra. Die Geschichten sind eng mit ihrer Entstehungszeit verbunden und erzählen viel über die damalige Wiener Gesellschaft. Sowohl im Rosenkavalier wie auch in Arabella werden die Unterschiede der sozialen Klassen thematisiert, der Graben zwischen der Aristokratie und dem verarmten Adel, der versucht, wieder zu Geld zu kommen, wie wir es bei Ochs auf Lerchenau im Rosenkavalier oder bei Graf Waldner in der Arabella beobachten können. Und es gibt den Aufstieg der Neureichen, verkörpert durch Faninal oder Mandryka. Das sind Dinge, die uns auch heute nicht fremd sind.
Geld und Besitz sind zentrale Themen in Arabella. Der Vater Waldner hat durch seine Spielsucht das Vermögen der Familie durchgebracht, nun soll die ältere Tochter Arabella geldkräftig verheiratet werden, während die jüngere Schwester Zdenka aus Kostengründen als Junge aufgezogen wird. Das ist ein klassischer Operettenstoff, könnte man meinen.
Ja. Aber das Stück ist vertrackter. Strauss selbst bezeichnet Arabella im Untertitel als «Lyrische Komödie». Arabella ist eine soziale Komödie, in der die Form im Vergleich zum Inhalt äusserst elaboriert ist. Da gibt es zum einen diese unglaublich komplexe, emotionale Musik, die dem Stück eine existenzielle Grundierung gibt; es geht ums finanzielle Überleben und um grosse innere Seelennöte. In ihrer Angespanntheit ist die Partitur durchaus vergleichbar mit früheren Werken wie Salome oder Elektra. Zum anderen ist auch Hofmannsthals Libretto alles andere als oberflächlich und keinesfalls Schwarz-Weiss gezeichnet, sondern mit unzähligen Zwischentönen und Ambivalenzen. Da gilt es, genau hinzuschauen. Als ich den Rosenkavalier 2004 in Salzburg und später in London und New York machte, waren solche Details im Libretto für mich von grosser Bedeutung. War die Hauptfigur in einem ersten Entwurf die Prinzessin Marie Theres von und zu Werdenberg, machte sie Hofmannsthal zu einem späteren Zeitpunkt zur Ehefrau des Feldmarschalls, des Obersten der österreichischen Armee, der nicht einmal auftritt. Faninal wiederum bekam das Attribut eines Waffenhändlers. Das sind zwar Dinge, die für die eigentliche Geschichte völlig irrelevant sind, aber dem Werk doch einen eigenen Stempel aufdrücken. Sie sind eng mit der militärischen Situation der damaligen Zeit verknüpft.
Hofmannsthal starb 1929. Danach veränderte sich die Welt schlagartig. Strauss vollendete Arabella im Oktober 1932, die Uraufführung fand im Juli 1933 in Dresden statt. Spielt dieser gesellschaftlichhistorische Hintergrund für deine Inszenierung eine Rolle?
Ja. Das alles kann ich bei diesem Werk nicht ausblenden. Ein halbes Jahr vor der Uraufführung wurde Adolf Hitler Reichskanzler. Noch im selben Jahr übernahm Strauss den neugeschaffenen Posten des Präsidenten der Reichsmusikkammer. Der Dresdner Generalmusikdirektor Fritz Busch, der die Uraufführung hätte dirigieren sollen, wurde wegen seiner Solidarität zu jüdischen Künstlern aus dem Amt gejagt, wie auch der damalige Intendant der Oper, Alfred Reucker. Ihnen beiden widmete Strauss zuvor seine Oper, erlaubte dann aber Clemens Krauss, an Buschs Stelle die Premiere zu dirigieren. Strauss’ Verknüpfung mit den Machthabern des NS-Regimes war problematisch, das bleibt ein Fakt. Der Nationalsozialismus war um 1933 in Deutschland bereits vorherrschend, in Österreich gab es 1934 mit dem Juliputsch bereits einen nationalsozialistischen Umsturzversuch, der zwar noch scheiterte, doch dann erfolgte 1938 der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. In diesem Wien von 1938 spielt auch meine Inszenierung. Hofmannsthal war ein Seismograph und hat gespürt, was in der Luft lag. Seine Arabella-Figuren reden übrigens explizit von Juden oder Zigeunern, und man stolpert über das nationalistische Gebaren von Arabellas auftrumpfendem Verehrer Elemer, der Mandryka abschätzig einen Wallachen nennt.
Das Wien der Arabella ist jedenfalls nicht mehr das Wien des Rosenkavaliers. Hofmannsthal meinte, es sei ein «gefährliches Wien» und käme, auch wenn die Handlung um 1860 spiele, ihrer eigenen Zeit schon sehr nahe.
Arabellas Mutter Adelaide beklagt sich ja auch ständig über dieses schreckliche Wien, das «Wien der Médisance und der Intrige». In diesem Stück ist der Verfall deutlich spürbar. Es gibt keine Stabilität, auch musikalisch.
Das machen auch gleich die Anfangstakte der Oper deutlich: fallende Linien, die sich durchs ganze Stück ziehen. Auch gibt es keine ungetrübte Walzerseligkeit mehr: Die Walzer erscheinen wie gebrochen, ja sie klingen zuweilen fast grob, gewalttätig.
Die Figuren stehen immer mit einem Bein am Rande des Abgrundes, alle sind leicht überspannt und neurotisch. Auch das Hotel als Spielort ist eine Metapher für Instabilität: Die Familie Waldner hat kein Geld mehr, sie musste ihr eigenes Haus offenbar verkaufen und lebt nun in einem Hotel, einer Durchgangsstation. Alles ist temporär und spielt sich in einem öffentlichen Raum ab. Auch dieses ewige Kommen und Gehen der Personen – diese kurzen Szenen geben der Oper insgesamt einen fragmentierten Anstrich. Gleichzeitig gibt es natürlich auch diesen lustspielhaften Ton sowie Figuren, die in ihrem übertriebenen Verhalten eine groteske Lächerlichkeit an den Tag legen.
Wie machen sich denn die beiden Hauptfiguren Arabella und Mandryka in diesem Umfeld aus?
Es sind beides Menschen, die in diese Welt, die Hofmannsthal hier beschreibt, nicht wirklich hineinpassen. Mandryka kommt von weither, aus Slawonien, der östlichsten Ecke Kroatiens, und fühlt sich in Wien wie ein Fremdkörper. Arabella, die einst eine Affäre mit Matteo hatte und nun von ihren drei oberflächlichen Verehrern bedrängt wird, erträumt sich mit dem «Richtigen» jemanden, der sich von ihnen absetzt.
Arabella steht sehr unter Druck. Ist Mandryka für Arabella auch eine Art Fluchtpunkt innerhalb dieser Gesellschaft? Fast eine Erlöserfigur?
Soweit würde ich nicht gehen. Zunächst ist sie einfach etwas gar romantisch in ihrer Sehnsucht, dass der «Richtige» eines Tages vor ihr stehen werde. Sie projiziert anfangs ihre ganzen Wünsche in Mandryka, sie idealisiert ihn. Ein Erwartungsträger, dessen Eigenleben vorerst nicht gefragt ist. Mandryka aber ist nicht einfach der klassische Märchenprinz mit viel Geld und Besitz, sondern er hat viele Probleme und hat bereits einiges erlebt. Er ist ein sehr einnehmender, charmanter Mann, aber es gibt auch diese dunkle Seite an ihm. Er hat ein aufbrausendes Temperament, wird schnell eifersüchtig und ist durchaus narzisstisch. Arabella erkennt im Laufe der Geschichte, dass es den «Richtigen» im wirklichen Leben nicht geben kann, und gewinnt am Ende eine sehr realistische Sicht auf Mandryka. Das Missverständnis mit dem Schlüssel im zweiten und dritten Akt, das ihre Beziehung um ein Haar zerstört hätte, führt Arabella und Mandryka jedoch zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis. Liebe zu einem anderen Menschen bedeutet eben, mehr über sich selbst zu erfahren und den anderen mit all seinen Schwächen zu akzeptieren. Es ist bemerkenswert, dass Arabella am Ende der Oper bei ihrem Liebesgelübde zunächst die negativen Punkte (über die sie sich zuvor nie Gedanken gemacht hätte) erwähnt, bevor sie zu den positiven Aspekten kommt: «Und so sind wir Verlobte und Verbundene / auf Leid und Freud und Wehtun und Verzeihn!» Diese Oper ist wirklich kein Märchen.
Wenn Mandryka an Arabellas Treue zweifelt, wenn er zynisch und übergriffig wird, würde man Arabella aber doch fast raten, die Finger von ihm zu lassen.
Er liess sich durch das kleine Missverständnis mit dem Schlüssel auf dem Ball zu einem Eifersuchtsausbruch hinreissen, wurde roh und ordinär, das stimmt. Er hatte kein Vertrauen in sie und hätte sofort merken müssen, dass die Episode mit dem Schlüssel ein Irrtum war. Mandryka hätte Arabella so gut einschätzen müssen, dass sie ihn nie so leichtfertig aufgegeben hätte. Hier haben ihm seine eigene Eitelkeit und seine Unsicherheit einen Streich gespielt. Aber er ist am Schluss fähig, seinen Irrtum einzugestehen, und er reift an der Begegnung mit Arabella. Wir wissen natürlich nicht, wie es für die beiden in Zukunft weitergehen wird, da bleiben viele Fragezeichen. Für Mandryka dürfte es darum gehen, sensibler zu werden und mehr Verständnis für Arabella aufzubringen, während Arabella weniger anspruchsvoll und verwöhnt sein sollte. Der ganze Fokus lag ja in der Familie von Anfang an auf ihr, während ihre Schwester Zdenka völlig in Arabellas Schatten stand...
Zdenka entspricht der Hauptfigur Lucidor in Hofmannsthals gleichnamiger Novelle von 1910. Hofmannsthal und Strauss hegten von Anfang an eine besondere Liebe zur Figur der Zdenka.
Auf der einen Seite ist die Rolle eine Referenz an Hosenrollen wie Cherubino, Octavian oder den Komponisten aus Ariadne, aber im Unterschied dazu handelt es sich hier wirklich um ein Mädchen in Verkleidung, das ist nochmals etwas komplexer. Zdenka ist leidenschaftlicher und impulsiver als Arabella und löst dadurch einiges aus. Indem sie durch ihr doppeltes Spiel Matteo gegenüber – dem sie in Arabellas Namen gefälschte Liebesbriefe schreibt – und durch ihre verzweifelte Intrige mit dem Schlüssel alles zum Zusammenbruch bringt, erfolgt aber letztlich ein Befreiungsprozess für alle. Die Masken fallen. Zdenka findet den Mut und die Kraft, sich zu öffnen und zu ihrer wahren Natur zu stehen. In der Liebe kommt am Ende immer die Wahrheit ans Licht, das machen uns Hofmannsthal und Strauss deutlich. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass trotz der immensen Anstrengungen der Eltern nicht Arabella, sondern Zdenka diejenige ist, die ihre grosse Liebe als erste findet. Es ist sehr berührend, dass Arabella in diesem Moment voller Wertschätzung gegenüber ihrer hingebungsvollen Schwester ist: «Zdenkerl, du bist die Bessere von uns zweien. / Du hast das liebevollere Herz... / Ich dank dir schön, du gibst mir eine gute Lehre, / dass wir nichts wollen dürfen, nichts verlangen, / abwägen nicht und markten nicht und geizen nicht, / nur geben und liebhaben immerfort!» Vielleicht ist das ja auch der Kernsatz dieser Oper.
Das Gespräch führte Kathrin Brunner.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 76, Februar 2020.
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Essay
Eine unrühmliche Liaison
Am 1. März 2020 hatte «Arabella» von Richard Strauss am Opernhaus Premiere. Die Inszenierung von Robert Carsen thematisiert die Nähe des Komponisten zu den Nazis, die 1933, im Jahr der «Arabella»-Uraufführung, in Deutschland an die Macht kamen. Der Theaterwissenschaftler Dominik Frank legt für uns noch einmal die Verstrickung von Richard Strauss in den Nationalsozialismus in einem Essay offen.
Dieser Artikel erschien im Februar 2020.
Am Anfang stand die Widmung des neuen Werkes Arabella an die Leitung der Dresdner Oper, Generalmusikdirektor Fritz Busch und Generalintendant Alfred Reucker, ein Team, dem Strauss schon mehrere gelungene Uraufführungen verdankte. In der Vorbereitung schrieb Strauss am 23. September 1931 an Busch in Anspielung auf den erstarkenden Nationalsozialismus: «Gott sei Dank, dass Sie trotz der gräulichen ‹Kulturpest›, die jetzt auch noch über Deutschland hereingebrochen ist, noch guten Mutes u. arbeitsfreudig sind. Auch mir ist der Schreibtisch der einzige Tröster, wenn ich sehen muss, wie die glorreiche deutsche Republik langsam aber sicher auf das Niveau des Fussball spielenden u. boxenden England herabsinkt. […] Es lebe die Demokratie!»
Busch und Reucker wurden jedoch im Frühjahr 1933, kurz nach der sogenannten «Machtergreifung» und wenige Monate vor der geplanten Arabella-Uraufführung, Opfer der ersten kulturpolitischen «Säuberungswelle» der Nationalsozialisten. Wie Jürgen Schläder in seinen Recherchen zur Uraufführung in den Akten der Semperoper belegen konnte, wollte Busch die «künstlerischen Stellen in der Oper nach Fähigkeit und Leistung und nicht nach arischem Geburtsausweis besetzen». Die Nationalsozialisten reagierten mit einem inszenierten ‹Skandal›: Als Busch am 7. März 1933 für eine Rigoletto-Repertoire-Vorstellung den Orchestergraben betrat, wurde er von einem im Publikum platzierten SA-Mob niedergebrüllt, so dass die Aufführung nicht beginnen konnte. Busch verliess nach einigen Minuten den Graben und die Oper – er sollte sie nicht wieder betreten. Laut Vorstellungsbericht schlossen sich ihm zwei Orchestermusiker aus Solidarität an, die übrige Besetzung spielte die Rigoletto-Aufführung unter Leitung des Kapellmeisters Kutzschbach – ungestört. Am folgenden Tag wurde auch Generalintendant Reucker ohne Begründung seiner Geschäfte entbunden, fünf Tage später folgte eine Stellungnahme von Solist*innen des Hauses, in der GMD und Opern direktor Busch für «unfähig [befunden wurde], die Semperoper künstlerisch zu leiten». Mit Kurt Böhme (Graf Dominik), Margit Bokor (Zdenka), Ludwig Eybisch (Zimmerkellner), Martin Kremer (Matteo), Friedrich Plaschke (Graf Waldner) und Rudolf Schmalnauer (Djura) unterzeichneten auch sechs Solist*innen, die kurz darauf in der Arabella singen sollten.
Nach diesen Vorgängen plante Fritz Busch, die ihm gewidmete Arabella in Buenos Aires uraufzuführen – ein Vorhaben, dem Strauss, vorsichtig ausgedrückt, reserviert gegenüberstand. Und obwohl Strauss noch Ende März 1933 an Busch telegrafiert, dass die Dresdner Uraufführung am 1. Juli ohne diesen und Reucker «völlig ausgeschlossen» sei, gibt er schon am 10. April seine Zustimmung, dass der Wiener Dirigent Clemens Krauss die Uraufführung dirigieren und seine Partnerin Viorica Ursuleac die Titelrolle übernehmen sollten. Damit war die Traumbesetzung der späteren, für die NS-Kulturpolitik und Hitler persönlich als Vorzeige-Prestige-Projekt angelegten Neuformierung der Münchner Staatsoper gefunden: Strauss als Komponist, Krauss als GMD und Ursuleac als erste Sopranistin. Über die nun doch planmässig stattfindende, wenn auch künstlerisch völlig umbesetzte Uraufführung schrieben die Dresdner Nachrichten: «Das Ereignis […] hatte ein glänzendes Publikum im festlich mit den Reichsfarben und dem Hakenkreuz geschmückten Semperhause versammelt.» Seinen Meinungsumschwung komplettierte Strauss, als er im April 1935 das Arabella-Autograf dem «Reichsmarschall» Hermann Göring als Hochzeitsgeschenk überreichte.
Richard Strauss war sicher kein Antisemit, wie allein seine enge und wertschätzende Zusammenarbeit mit den Librettisten Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig zeigt. Trotzdem war für ihn die Kollaboration mit den Nationalsozialisten nicht nur – wie später dargestellt – Zwang, sondern auch von ideologischer Überzeugung getragen: Einerseits schmeichelte die Hofierung der neuen Machthaber Strauss und seiner sehr grossen Selbstüberzeugung, andererseits ergab sich unter dem nationalsozialistischen Regime für Strauss die Möglichkeit, seine elitären, protofaschistischen Ideen in der Musikpolitik durchzusetzen. Diese Ideen, die er als Präsident der sogenannten «Reichsmusikkammer» (1933-1935) zu verwirklichen suchte, gingen dabei sogar noch über das aus einer falschen Darwin-Interpretation abgeleitete Elite-Denken des NS hinaus. Strauss schwebte eine Verbesserung und Adelung der «deutschen Kunst» vor, was für ihn vor allem aus einer «Verbannung» (sprich: Verbot) der von ihm verachteten Operetten und atonalen Musik aus dem staatlichen Kulturbetrieb sowie einer strengen Leistungsprüfung für Berufsmusiker bestand. Das in seinen Plänen verwendete Vokabular, mit dem er etwa über Arnold Schönberg schreibt («soll lieber Schnee schaufeln», «gehört zum Irrenarzt», «Papiervollkritzler», «Bockmist») nimmt die Haltung und Sprache der NS-Kulturpolitik voraus. Nur mit der Verbannung der Atonalität war Strauss allerdings erfolgreich, die Ächtung der Operette und die Leistungsprüfungen wurden von Propagandaminister Goebbels kassiert. Der Musikwissenschaftler Gerhard Splitt, der Strauss’ Verstrickungen mit dem NS-Regime detailliert aufarbeitet, kommt in seiner Analyse zu dem Schluss, dass Strauss mit jedem diktatorischen Regime zusammengearbeitet hätte, denn seine eigenen Gedanken (das Selektionsprinzip, das «Ausmerzen von Schlechtem», die Erziehung des Volks zum «Wahren») tragen faschistische Züge. Bei weiteren musikpolitischen Vorschlägen von Strauss – etwa der Erhöhung der Tantiemen für «ernste» Komponisten zuungunsten der Unterhaltungsmusik sowie der Pflichterhöhung des Anteils der deutschen Standard werke auf den Opernbühnen (gemeint sind Mozart, Wagner und natürlich Strauss) – hatte dieser auch seinen eigenen, nicht selten auch finanziellen Vorteil im Blick.
Bei all seinen Aktivitäten war sich Strauss seines Status’ als Komponist von Weltrang und der damit verbundenen Prestige-Wirkung für das nationalsozialistische Regime (auch im Ausland) sehr bewusst. Allein dafür, so schrieb er am 25. März 1936 an seine Frau Pauline, verdiene er «eigentlich schon die goldenste Medaille des Propagandaministeriums». Dass Strauss allerdings auch keine Hemmungen hatte, sich den Machthabern anzubiedern und daraus persönliche Vorteile zu ziehen, lässt sich durch mehrere Beispiele belegen, hier sollen zwei besonders markante vorgestellt werden: Zum einen das Huldigungsgedicht Wer tritt herein? aus Strauss’ Feder an den als «Polenschlächter» bekannt gewordenen Hans Frank, in welchem er den NS-Politiker in eine Reihe mit Wagners Schwanenritter setzt: «Wer tritt herein? / Es ist der Freund Minister Frank / Wie Lohengrin von Gott gesandt, / hat Unheil von uns abgewandt, / Drum ruf ich Lob und tausend Dank / dem lieben Freund Minister Frank.» Der Anlass für diese Lobhudelei war eine Kohlenlieferung aus Krakau nach Garmisch in die Villa Strauss. Noch übertroffen wird diese Lyrik von der Vertonung eines fälschlich Goethe zugeschriebenen Gedichts mit dem Titel Das Bächlein. Den scheinbar harmlosen Text vertonte Strauss anlässlich seiner Ernennung zum Präsidenten der Reichsmusikkammer und widmete ihn Goebbels persönlich. Im Sinne der NS-Ideologie sinnfällig wird die letzte Zeile des Gedichts, die Strauss, mit grosser musikalisch ausgemalter Coda, gleich dreimal vertont: «Der mich gerufen aus dem Stein / der, denk ich, wird mein Führer sein». Der musikalische Akzent liegt dabei eindeutig auf «mein Führer».
Eine – vorübergehende – Verstimmung im Verhältnis von Strauss und den Nationalsozialisten ergab sich aus Strauss’ Egomanie und dem falschen Glauben, er, der grosse Komponist, könne sich über die Regeln des faschistischen Systems hinwegsetzen: Er wollte weiter mit dem jüdischen Autor Stefan Zweig zusammenarbeiten, in dem er nach dem Tode Hofmannsthals einen neuen Librettisten als künstlerischen Partner gefunden zu haben glaubte. Als Zweig auf die Schwierigkeiten angesichts der politischen Lage und Strauss’ Kollaboration mit den Nationalsozialisten aufmerksam machte, schrieb dieser ihm in zynischen Worten und typischem NS-Vokabular am 17. Juni 1935: «Dieser jüdische Eigensinn! Da soll man nicht Antisemit werden! […] Wer hat Ihnen denn gesagt, dass ich politisch soweit vorgetreten bin? Weil ich für den [von den Nazis boykottierten] schmierigen Lauselumpen Bruno Walter ein Concert dirigiert habe? […] Das hat mit Politik nichts zu tun. Dass ich den Präsidenten der Reichsmusikkammer mime? Um Gutes zu tun und grösseres Unglück zu verhindern.»
Die Reaktion auf den von der Gestapo abgefangenen Brief liess nicht lange auf sich warten: Strauss musste als RMK-Präsident ‹freiwillig› zurücktreten, die Gunst der Nationalsozialisten hatte er vorerst verloren. Trotzdem blieb er für das Regime aufgrund seiner internationalen Bekanntheit ein Aushängeschild, weshalb man den «Skandal» auch nicht öffentlich machte – und Strauss tat alles, um sich bei den Machthabern wieder «lieb Kind» zu machen.
Die Münchner Uraufführung der Oper Friedenstag 1938 – wieder mit Clemens Krauss am Pult und Viorica Ursuleac in der weiblichen Hauptrolle – bediente perfekt die zu dieser Zeit vorherrschende Linie des Propagandaministeriums: Im Dreissigjährigen Krieg möchte ein deutscher Festungskommandant lieber die ganze Festung mitsamt allen Menschen und seiner Familie in die Luft sprengen als sie den feindlichen Schweden zu übergeben. Gelöst wird die Situation durch den wie ein deus-ex-machina vom Himmel fallenden Westfälischen Frieden: die beiden Kommandanten fallen sich in die Arme. Das deutsche Volk wird hier stereotyp NS-konform gezeichnet: zwar friedliebend, jedoch extrem kampf- und todesbereit und auf die eigene nationale Ehre bedacht. Friedenstag war jedoch nur ein Achtungserfolg, weitaus beliebter war weiterhin die Arabella: Für die Reichsmusiktage 1938 in Düsseldorf – eine positiv konnotierte Gegenveranstaltung zur gleichzeitig stattfindenden Ausstellung «Entartete Musik» – wurde eine Festaufführung unter der Leitung des Komponisten angesetzt. Dabei kam es auch zur offiziellen «Versöhnung» zwischen Strauss und Goebbels, die der Komponist stolz in seinem Tagebuch vermerkte. In Goebbels’ Aufzeichnungen heisst es: «[Strauss] ist froh, dass ich ihm ein paar freundliche Worte sage, inzwischen hat er genug gelitten.» Damit war der Weg frei für die nächste Arabella-Gala im «Glanze» des Nationalsozialismus: Für den sogenannten «Tag der deutschen Kunst» in München wurde ebenfalls eine mit Extra-Geldern aus der Privatschatulle des «Führers» finanzierte Festvorstellung in Auftrag gegeben.
Mit der nächsten – und letzten – Strauss-Uraufführung Capriccio 1942, natürlich wieder in München mit Ursuleac und Krauss, der diesmal auch das Libretto verfasste, brachte Strauss ein scheinbares Gegenstück zum Friedenstag, ein äusserlich völlig unpolitisches, im Frankreich zur Zeit Diderots spielendes Salon-Drama auf die Bühne. Die Capriccio-Premiere wurde eines der letzten grossen gesellschaftlichen Ereignisse des Regimes: Die Einladungslisten zeigen ein «Who-is-who» der NSDAP-Prominenz.
Dass Richard Strauss nach dem Ende des Krieges seine Kollaboration mit dem NS-Regime bedauert hätte, ist nicht überliefert. Vielmehr die auch von ihm selbst gerne kolportierte Anekdote, mit der er seinen internationalen Ruf auch bei der neuen Besatzungsmacht vorteilhaft ins Spiel brachte: Als amerikanische GIs durch Garmisch zogen, um Konfiszierungen durchzuführen, öffnete ihnen Strauss mit den Worten: «I’m Richard Strauss – the composer of the Rosenkavalier» und erreichte damit für seine Villa den Sonderstatus «Off limits»: Es wurde nichts konfisziert, stattdessen wurde Strauss ein beliebter Gastgeber für die amerikanischen Offiziere, es wurde viel und gerne über Musik, Kunst und Kultur geplaudert. Über Politik und die Zeit des Nationalsozialismus den Aufzeichnungen nach nicht.
Dominik Frank ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau der Universität Bayreuth und forscht dort unter anderem zu Oper in totalitären Systemen.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 76, Februar 2020.
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Drei Fragen an Andreas Homoki
Dieser Artikel erschien im Februar 2020.
Herr Homoki, am 1. März hat Arabella von Richard Strauss am Opernhaus Premiere. Es hat fast acht Jahre gedauert, bis unter Ihrer Direktion eine Strauss-Oper als Neuproduktion auf die Bühne kommt. Was ist der Grund dafür?
Der Grund liegt ganz einfach in der Tatsache, dass bei meinem Amtsantritt viele Strauss-Opern in unserem Repertoire noch relativ frisch waren, weshalb diese Titel für Neuproduktionen nicht wirklich Priorität hatten. Aber ich persönlich liebe seine Opern sehr und freue mich, dass wir jetzt mit Arabella endlich einmal eine Inszenierung neu erarbeiten können. Das gilt übrigens auch für meinen Generalmusikdirektor Fabio Luisi, der diese Arabella dirigieren wird. Gespielt haben wir Strauss trotzdem regelmässig und in attraktiven Besetzungen, aber eben in den bereits vorhandenen Inszenierungen von Elektra, Salome, Rosenkavalier oder auch Die Frau ohne Schatten. In den kommenden Spielzeiten werden dann allerdings weitere Neuinszenierungen folgen.
Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zum Œuvre von Strauss?
Zu Richard Strauss habe ich eine ganz besondere Beziehung, denn ich hatte das Glück, als noch ganz junger Regisseur für das Grand Théâtre de Genève den Auftrag zu einer Neuinszenierung der Frau ohne Schatten zu erhalten. Eine Riesenchance, und die Produktion wurde dann auch noch ein wirklich grosser Erfolg mit Titelfotos auf Opernmagazinen. Diese Produktion wurde später auch an verschiedenen anderen internationalen Opernhäusern gezeigt. Meine Beziehung zu Strauss ist schon von daher sehr emotional. Später habe ich dann – ebenfalls in der Schweiz, in Basel – Elektra und Rosenkavalier inszeniert, auch Arabella habe ich gemacht, an der Bayerischen Staatsoper. Die Werke von Strauss markieren an der Schwelle zur Moderne den Endpunkt der deutschen romantischen Oper – er ist der letzte deutsche Opernkomponist mit einer breiten Akzeptanz beim grossen Publikum und bis heute tief im Repertoire der Opernhäuser verankert. All die anderen grossartigen Werke und Komponisten des 20. Jahrhunderts, die nach ihm gekommen sind, haben es bis heute schwer, das grosse Publikum zu erreichen. Strauss war ein handwerklich genialer Komponist, was selbst seine schärfsten Kritiker nicht abstreiten können. Ich nehme ihn vor allem wahr als einen sensiblen, feinfühligen Psychologen mit einem untrüglichen Instinkt für das Theater und seine emotionalen Wirkungen. Und als Regisseur begeistert mich darüber hinaus seine Fähigkeit, die ganz grossen Opernformate zu bewältigen, wie etwa in der Frau ohne Schatten oder im Rosenkavalier.
Was schätzen Sie an Arabella? Die Oper ist ja nicht so unumstritten wie Salome oder der Rosenkavalier?
Auch in Arabella finden sich natürlich all die Qualitäten, die Strauss ausmachen – sein grossartiges Schreiben für Singstimmen, seine unvergleichliche Orchesterbehandlung, die Art und Weise, wie er die spätromantische Tonalität zu einem ganz persönlichen Stil weiterentwickelt hat; die literarische Qualität seiner Libretti, Arabella war ja die letzte Zusammenarbeit mit Hugo von Hofmannsthal – da kommt vieles zusammen. Aber natürlich ist das Werk voll von Ambivalenzen, die nicht zuletzt mit der Zeit zu tun haben, in der Strauss es komponiert hat. Arabella wurde 1933 in Dresden uraufgeführt, also im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung. Diese gesellschaftlichen und politischen Umstände der Entstehungszeit werfen ein besonderes Licht auf das Werk. Robert Carsen, der Arabella bei uns auf die Bühne bringt, wird diese Umstände in seiner Inszenierung mitreflektieren.
Foto von Frank Blaser.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 76, Februar 2020.
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Meine Rolle
Dieser Artikel erschien im Februar 2020.
Den Mandryka singe ich zum ersten Mal, aber ich habe bereits Erfahrungen mit Strauss-Rollen gemacht: zunächst als Jochanaan in Stockholm (mit Nina Stemme als Salome) und in Stuttgart sowie erst kürzlich als Capriccio-Graf in Madrid. Bald kommt noch Barak aus der Frau ohne Schatten dazu. Mandryka ist eine der schwierigsten Rollen, die ich bisher gesungen habe. Die Länge der Partie ist eine grosse konditionelle Herausforderung, und es ist anspruchsvoll, solch eine Rolle überhaupt auswendig zu lernen. Die Musik ist ziemlich kompliziert, das Metrum wechselt unentwegt. Doch Strauss schreibt immer sehr nahe an der Sprache, und so kann man sich gut in diesen wunderbaren Sprach-Duktus hineinlegen. Die Partie hat über zwei Oktaven Umfang, vom tiefen f bis zum hohen g. Damit ist die Tessitura eines Baritons ziemlich ausgereizt. Das gibt es in der Opernliteratur selten und bedeutet eine enorme stimmliche Herausforderung. Im Gegensatz zu Arabella poltert dieser Mandryka ziemlich viel herum, während Arabella eher einen lyrischen Tonfall hat. Mandrykas Gepolter ist aber auch Ausdruck für etwas Positives, denn er ist ein Naturmensch, ein wenig wie Papageno. Umgekehrt verliert er auch schnell die Kontrolle über sich, ist cholerisch. Er hat eine sehr direkte Emotionalität und überhaupt keinen Filter.
Mandryka ist ein Kerl aus der Provinz, kommt aus den tiefsten Wäldern Slawoniens und nimmt diese weite Reise nach Wien auf sich, weil er um Arabellas Hand anhalten will, denn er hat sich – wie Tamino – in ein Bild von Arabella verliebt. Wenn sich Mandryka etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht er es auch durch. Er hat nichts Abgehobenes, sondern setzt alles auf eine Karte: Wald verkaufen und auf nach Wien! In der Wienerischen Gesellschaft empfindet er sich zunächst als etwas fremd. Arabella sagt ja über ihn, dass er so anders sei, mit ihm gebe es «keine Ränkespiele», sondern er bringe «seine eigene Lebensluft» mit. Aber an ihm ist nichts Hinterwäldlerisches, ja er zeigt sich gegenüber der Wiener Schickeria auch moralisch überlegen, wenn im zweiten Akt alles aus dem Ruder läuft und er Spitzen gegen die dortige Gesellschaft abfeuert. Er strahlt Stärke aus, und deshalb verfällt ihm Arabella wohl auch ziemlich rasch. Aber er hat durchaus Tiefe und ist sehr sensibel. Es ist berührend, wenn er Arabella von seiner verstorbenen Frau erzählt – und seine Verzweiflung ist echt, wenn er im dritten Akt glaubt, vor einem Scherbenhaufen zu stehen und Arabellas Vertrauen verspielt zu haben.
Ich stamme aus Niederösterreich und bin in einem kleinen Dorf auf dem Land aufgewachsen, insofern kann ich mich gut mit der Rolle identifizieren. Die Partie habe ich mit meinem alten Lehrer, dem Kammersänger Wicus Slabbert, einstudiert, der wie ein zweiter Vater für mich ist. Wir kennen uns seit über 20 Jahren, und ich lasse mich regelmässig von ihm kontrollieren. Er war seinerseits ein Schüler von Josef Metternich und selbst ein grossartiger Jochanaan, Telramund, Scarpia und hat auch oft den Mandryka gesungen. Er weiss daher genau, wovon er spricht. Er hat mir unzählige seiner Klavierauszüge vermacht, darunter auch den Klavierauszug der Arabella, der mit zahlreichen Anmerkungen versehen ist. Aus diesen Noten habe ich die Rolle gelernt. Das ist, als ob man eine Fackel weiterträgt.
Text von Josef Wagner.
Foto von Julie Artacho.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 76, Februar 2020.
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Arabella
Synopsis
Arabella
Erster Aufzug
Die Familie des Grafen Waldner steht wegen dessen Spielsucht am Rande des finanziellen Ruins. Die Schuldner im Nacken, lebt sie bereits in einem Wiener Hotel. Die Eltern setzen ihre ganze Hoffnung in die ältere Tochter Arabella, die sie möglichst rasch geldkräftig verheiraten wollen. Die jüngere Tochter Zdenka wird unter dem Namen Zdenko in der Öffentlichkeit als Junge ausgegeben, da das Geld für die standesgemässe Ausstattung von zwei Töchtern fehlt.
Während Mutter Adelaide von einer Kartenaufschlägerin erfährt, dass Arabella zwar ein reicher Bräutigam bestimmt ist, die Verbindung aber durch die jüngere Schwester in Gefahr gerät, hat Graf Waldner seinerseits die Initiative ergriffen und einem alten, steinreichen Regimentskameraden geschrieben, dem er ein Bild von Arabella übermittelt hat.
Arabella ist umringt von Verehrern, darunter die drei Grafen Elemer, Dominik und Lamoral, die um ihre Gunst wetteifern. Auch der mittellose Offizier Matteo, mit dem Arabella eine kurze Liaison hatte, brennt nach wie vor für sie. Arabellas kaltes Benehmen ihm gegenüber verwirrt ihn, erhält er doch seit geraumer Zeit glühende Liebesbriefe von ihr. Matteo ahnt nicht, dass die Briefe in Wirklichkeit von Zdenka stammen, die sich in ihn verliebt hat, sich ihm gegenüber jedoch als Bruder Arabellas und sein Verbündeter ausgibt. Arabella, die keine tieferen Gefühle für ihre Verehrer empfindet, führt vorerst keine Entscheidung herbei. Hingegen erzählt sie Zdenka von einem fremden Mann, den sie in der Nähe des Hotels gesehen und dessen Blick sie zutiefst getroffen habe.
Bei Graf Waldner meldet sich ein gewisser Mandryka an. Es ist der Neffe und Erbe von Waldners mittlerweile verstorbenem Regimentskamerad und der Fremde, dessen Blick Arabella so seltsam berührte. Mandryka hatte den Brief an seinen Onkel geöffnet und sich auf der Stelle in Arabellas Bild verliebt. Er ist aus dem fernen Kroatien nach Wien angereist, um bei Graf Waldner um die Hand von Arabella anzuhalten. Waldners Einverständnis ist ihm sicher, zumal er ihm fürs Erste aus dessen peinlicher Geldverlegenheit geholfen hat. Nur allzu gerne ist Waldner bereit, Mandryka seine Tochter abends auf dem Fiakerball vorzustellen.
Während Arabella auf Zdenka wartet, kreisen ihre Gedanken um ihre Zukunft und ihre sehr unterschiedlichen Gefühle für Elemer, Matteo und den ihr unbekannten Mann.
Zweiter Aufzug
Das erste Zusammentreffen von Arabella und Mandryka am Ball bringt eine rasche Entscheidung. Arabella und Mandryka fühlen, dass sie füreinander bestimmt sind. Mandryka erzählt Arabella von einem alten Brauch in seiner Heimat, wonach ein Mädchen zum Zeichen der Verlobung ihrem Bräutigam ein Glas Wasser vom Brunnen reiche. Sie schwören sich ewige Verbundenheit.
Arabella will sich in der folgenden Stunde von den drei Grafen verabschieden, die sie durch die FiakerMilli zur Ballkönigin krönen.
Matteo verzweifelt an Arabellas Ignoranz und will fortgehen, um sie zu vergessen. Zdenka folgt ihm und überreicht ihm anstatt des versprochenen Briefes einen Umschlag mit dem Schlüssel zu Arabellas Zimmer. Dort will ihn Zdenka – verkleidet als Arabella – im Dunkeln erwarten.
Mandryka hat die Unterhaltung der beiden zufällig gehört und fühlt sich hintergangen. Als er erfährt, dass Arabella den Ball verlassen habe und zum Hotel zurückgekehrt sei, sieht er seinen Verdacht bestätigt. Er verliert die Beherrschung und bändelt mit der FiakerMilli an. Die Stimmung auf dem Ball wird zunehmend ausgelassener. Von Adelaide zur Rede gestellt, gibt sich Mandryka zynisch. Graf Waldner baut darauf, das Missverständnis sofort aufklären zu können und im Hotel von Arabella zu erfahren, was vorgefallen ist.
Dritter Aufzug
Arabella kehrt in den frühen Morgenstunden vom Ball zurück. Sie trifft auf Matteo, der fassungslos ist, sie in der Hotelhalle zu sehen, lag er doch gerade eben noch in ihren Armen. Arabella wiederum versteht sein Benehmen und seine anzüglichen Bemerkungen nicht – es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung.
In diesem Moment erscheinen Arabellas Eltern, gefolgt von Mandryka.
Dieser fühlt sich in seinem Verdacht bestätigt, als er Arabella mit Matteo antrifft.
Obwohl sich Arabella keinerlei Schuld bewusst ist, scheint die Situation eindeutig gegen sie zu sprechen. Auch Matteos Reaktionen tragen nichts zur Klärung bei. Die Situation eskaliert, und es kommt beinahe zum Duell. Erst als Zdenka hineinstürzt und sich als Frau zu erkennen gibt, klärt sich das Missverständnis auf. Mandryka ist zutiefst beschämt und hält für den völlig überforderten Matteo um Zdenkas Hand an.
Arabella zieht sich auf ihr Zimmer zurück. Mandryka ist verzweifelt und glaubt, Arabella für immer verloren zu haben. Doch Arabella kommt zu seiner Überraschung zurück und reicht ihm das Glas Wasser, so wie es in seinem Dorf Brauch ist. Die Liebenden sind nun «Verlobte und Verbundene auf Leid und Freud und Wehtun und Verzeihn».
Biografien
Markus Poschner, Musikalische Leitung
Markus Poschner
Markus Poschner wirkte nach dem Studium in München sowie nach Assistenzen bei Sir Roger Norrington und Sir Colin Davis zunächst als 1. Kapellmeister an der Komischen Oper Berlin. Von 2007 bis 2017 war er GMD der Bremer Philharmoniker. 2010 ernannte ihn die Universität Bremen zum Honorarprofessor, ebenso die Anton-Bruckner-Universität in Linz im Jahre 2020. Mit dem Orchestra della Svizzera italiana, dessen Chefdirigent Markus Poschner seit 2015 ist, gewann er den «InternationalClassicalMusicAward 2018» für seine Aufnahme der Brahms-Sinfonien. Seit 2017 als Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz tätig, gewann Markus Poschner 2020 die Auszeichnung «Dirigent des Jahres» sowie «Orchester des Jahres» in Österreich. 2024 kam der «Special Achievement Award» der Jury des «InternationalClassicalMusicAward» für die Gesamtausgabe der Bruckner-Symphonien hinzu. Seit seiner Auszeichnung mit dem «Deutschen Dirigentenpreis» gastiert Poschner u.a. bei der Staatskapelle Dresden, Staatskapelle Berlin, den Münchner und Dresdner Philharmonikern, dem Konzerthausorchester Berlin, dem RSB Berlin und dem RSO Wien, den Wiener Symphonikern, dem Orchestre National de France, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, den Netherlands Philharmonic, dem Antwerp Symphony Orchestra, NHK Tokio, dem Utah und dem Dallas Symphony Orchestra sowie an der Staatsoper Berlin, der Wiener Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, der Oper Frankfurt, der Staatsoper Stuttgart und am Opernhaus Zürich. 2022 eröffnete Markus Poschner mit Tristan und Isolde die Bayreuther Festspiele und kehrte im Sommer 2023 ebenfalls für Tristan nach Bayreuth zurück. Ab der Spielzeit 2025/26 ist Markus Poschner ausserdem Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel.
Robert Carsen, Inszenierung / Lichtgestaltung
Robert Carsen
Robert Carsen, geboren in Kanada, absolvierte eine Ausbildung als Schauspieler an der York University in Toronto und an der Bristol Old Vic Theatre School. Erste Erfolge als Regisseur hatte er Mitte der achtziger Jahre an den Opernhäusern in Genf und Paris, wo Intendant Hugues Gall ihn förderte. International Furore machten Anfang der neunziger Jahre seine Puccini- und Janáček-Zyklen in Antwerpen. Es folgten Arbeiten an allen grossen Bühnen der Welt. Seine Opernproduktionen umfassen Dialogues des Carmélites (Amsterdam, La Scala, Royal Opera, u.a.), Manon Lescaut (Wiener Staatsoper), A Midsummer Night’s Dream (Aix), Rusalka, Tannhäuser u.a. (Paris), Don Giovanni (Mailand), Falstaff, Der Rosenkavalier (Royal Opera, MET u.a.), The Turn of the Screw, Agrippina, Wozzeck u.a. (Theater an der Wien), Rinaldo, L’incoronazione di Poppea (Glyndebourne), La traviata (Venedig), Der Ring des Nibelungen (Köln, Barcelona, u.a.), Siegfried und Idomeneo (Madrid), Il trionfo del tempo e del disinganno (Salzburger Festspiele), Die tote Stadt (Komische Oper Berlin) sowie Oceane von Detlef Glanert (Deutsche Oper Berlin). Zudem inszeniert er Theater und Musicals: My Fair Lady, Singin’ in the Rain (Théâtre du Châtelet, Mariinsky Theatre, Chicago u.a.) und wirkte als Kurator und Szenograph für Ausstellungen u.a. im Grand Palais und im Musée d’Orsay, an der Royal Academy of Arts sowie am Art Institute of Chicago. Er ist Officier des Arts et des Lettres und Officer of the Order of Canada. Zudem erhielt er zahlreiche Preise, zuletzt den International Opera Award 2021 als «Bester Regisseur». In Zürich inszenierte er Lucia di Lammermoor, Tosca, Semele, Pique Dame, Hänsel und Gretel und Arabella.
Gideon Davey, Ausstattung
Gideon Davey
Gideon Davey, geboren in Bristol, ist Kostüm- und Bühnenbildner für Theater, Film und Fernsehen. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit den Regisseuren David Alden und Robert Carsen. Zudem wirkte er u.a. in Produktionsteams von Andreas Homoki, Jetske Mijnssen, Floris Visser, Stephen Lawless und Jasmina Hadziahmetovic mit. Seine Kostüme für David Aldens Inszenierung von Il ritorno d’Ulisse in patria an der Staatsoper in München brachten ihm die Auszeichnung «Kostümbildner des Jahres 2005» der Zeitschrift Opernwelt ein. Zu seinen Arbeiten gehören Wozzeck, Agrippina und Platée am Theater an der Wien mit Robert Carsen, Luisa Miller an der Staatsoper Hamburg mit Andreas Homoki, Semele bei den Händel-Festspielen Karlsruhe mit Floris Visser, Alfredo Catalanis Loreley am Theater St. Gallen und Pique Dame an der English National Opera mit David Alden sowie Luigi Rossis Orfeo an der Opéra national de Lorraine mit Jetske Mijnssen. Am Opernhaus Zürich entwarf er bisher das Kostüm- bzw. Bühnenbild für Das Gespenst von Canterville, Robin Hood, Der Zauberer von Oz, Idomeneo, Arabella, Hippolyte et Aricie, Maria Stuarda, Hänsel und Gretel, Anna Bolena, Dialogues des Carmélites und Roberto Devereux. Er schuf die Kostüme für Aldens Lohengrin am Royal Opera House London, Bühne und Kostüme für Carsens Giulio Cesare an der Scala in Mailand und 2021 Bühne und Kostüme für Il trionfo del Tempo e del Disinganno bei den Salzburger Festspielen. Jüngst war er an der Mailänder Scala für Peter Grimes, an der Deutschen Oper Berlin für Anna Bolena, an der Oper Halle für Il barbiere di Siviglia sowie an der Oper Köln für Idomeneo engagiert.
Peter van Praet, Lichtgestaltung
Peter van Praet
Peter van Praet stammt aus Belgien. Mit Robert Carsen verbindet den Lichtdesigner eine langjährige Zusammenarbeit, so entstanden mit ihm Arbeiten wie Jenůfa, Katja Kabanowa und Battisellis Richard III an der Vlaamse Opera, Rusalka und Capriccio an der Pariser Opéra, Fidelio in Amsterdam und Florenz, Tosca in Barcelona, Der Rosenkavalier bei den Salzburger Festspielen, The Turn of the Screw am Theater an der Wien, Rinaldo am Glyndebourne Festival, Candide an der Scala in Mailand und Iphigénie en Tauride sowie Falstaff und Der Rosenkavalier am Royal Opera House in London, Don Giovanni an der Mailänder Scala, Die tote Stadt an der Komischen Oper Berlin und die Uraufführung von Detlev Glanerts Oceane an der Deutschen Oper Berlin. Er arbeitet zudem regelmässig als Lichtdesigner für die Theatergruppe «La Fura dels Baus» mit der er u.a. Der Ring des Nibelungen und Le Grand Macabre erarbeitete. Mit Valentina Carrasco entstanden ausserdem Carmen und Les Vêspres siciliennes an der Oper in Rom sowie Der Ring des Nibelungen am Teatro Colón in Buenos Aires und mit Christophe Coppens Das schlaue Füchslein und Herzog Blaubarts Burg in Kombination mit Der wunderbare Mandarin an der Monnaie in Brüssel.
Philippe Giraudeau, Choreografie
Philippe Giraudeau
Philippe Giraudeau studierte Tanz in seiner Heimatstadt La Rochelle und war als Tänzer in Frankreich tätig, bevor er dem London Contemporary Dance Theatre und der Second Stride Dance Company beitrat. 1988 gewann er den London Dance and Performance Award. Zu seinen Arbeiten als Choreograf in Opernproduktionen zählen u. a. Ein Sommernachtstraum und Die lustige Witwe und Der Rosenkavalier für die Metropolitan Opera New York, Aus einem Totenhaus, Boris Godunow und Les Troyens für die English National Opera und Der fliegende Holländer und The Minotaur für Covent Garden. Während seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Robert Carsen choreografierte Philippe Giraudeau u.a. Semele, Das schlaue Füchslein und Katja Kabanowa an der Vlaamse Opera, Dialogues des Carmélites und Don Giovanni für die Scala, Les Contes d’Hoffmann, Alcina und Rusalka an der Opéra in Paris, La traviata für La Fenice, Elektra in Tokyo, Manon Lescaut in Wien, Iphigénie en Tauride in Chicago, Salome in Turin, Rinaldo für Glyndebourne, Die Liebe zu den drei Orangen an der Deutschen Oper in Berlin, Rigoletto in Aix-en-Provence, Aus einem Totenhaus in Strassburg und Il trovatore für die Bregenzer Festspiele. Ausserdem ist Philippe Giraudeau verantwortlich für Choreografien in Opernproduktionen von Richard Jones, Rolando Villazón, Antony McDonald, Stephen Langridge, John Fuljames, Tim Albery, Waut Koeken und Bruno Ravella.
Ernst Raffelsberger, Choreinstudierung
Ernst Raffelsberger
Ernst Raffelsberger stammt aus Gmunden, Oberösterreich. Er studierte Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (Chorleitung bei Prof. Erwin Ortner) und anschliessend Chordirigieren am Salzburger Mozarteum bei Prof. Walter Hagen-Groll. Von 1983 bis 1986 war er Kapellmeister der Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit leitete er das Ensemble in Wien und auf Tourneen durch Europa, Südafrika, Kanada und die USA. Ab 1986 war Ernst Raffelsberger Chordirektor und Kapellmeister am Landestheater Salzburg (Mitwirkung bei der Salzburger Mozartwoche und den Salzburger Festspielen). 1989 wurde er von Donald Runnicles als Chordirektor und Kapellmeister an das Theater in Freiburg/Breisgau berufen. Seit Herbst 1993 ist Ernst Raffelsberger am Opernhaus Zürich als Chordirektor engagiert. Hier hat er inzwischen über 100 Premieren betreut und mit vielen namhaften Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Vladimir Fedoseyev, Sir John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Gastspiele mit dem Opernhaus Zürich führten ihn nach Wien, London, Paris und Tokio. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Im Sommer 2012 begann zusätzlich seine Tätigkeit als Chordirektor der Salzburger Festspiele. Er ist dort für die Produktionen der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor verantwortlich. In seiner ersten Festspielsaison kam es u. a. zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Riccardo Muti und Sir Simon Rattle.
Ian Burton, Dramaturgie
Ian Burton
Ian Burton, in Yorkshire geboren, ist Schriftsteller und Dramaturg. Seit 1987 arbeitet er mit Robert Carsen zusammen. Dabei entstanden unter anderem Candide von Bernstein am Théâtre du Châtelet in Paris, an der Mailänder Scala und der English National Opera, L’incoronazione di Poppea in Glyndebourne, Mitridate in Brüssel, Iphigénie en Tauride und Orfeo ed Euridice in Chicago sowie Tannhäuser in Tokio und an der Pariser Oper und Janáčeks Osud in Brünn. Seine Veröffentlichungen umfassen Bücher über Musik und Drama und acht Lyrik-Bände (darunter Dorset Street und Rouflaquettes). Er schrieb Stücke für die Bühne und für BBC Radio Three, in letzter Zeit auch Libretti. Darunter sind Richard III. nach Shakespeare für Giorgio Battistelli (uraufgeführt unter Robert Carsen in Antwerpen), The Duchess of Malfi für Torsten Rasch als Auftrag der English National Opera, eine Rockoper POP’PEA für Michael Torke (uraufgeführt 2012 am Théâtre du Châtelet in Paris) und JJR – Citoyen de Genève (Musik: Philippe Fénelon), 2012 in Genf aufgeführt. Battistelli – CO2 –wurde 2015 unter Robert Carsens Regie am Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt, eine neue Version der Beggar’s Opera ebenfalls unter Carsen folgte 2018 bei den Bouffes du Nord. Geplant ist u.a. Animal Farm für den Komponisten Alexander Raskatov in Amsterdam.
Kathrin Brunner, Dramaturgie
Kathrin Brunner
Kathrin Brunner wurde in Zürich geboren. Sie studierte in ihrer Heimatstadt sowie an der Humboldt-Universität Berlin Germanistik, Musikwissenschaft und Französisch. Nach diversen Regiehospitanzen (u.a. Die Dreigroschenoper am Luzerner Theater; Regie: Vera Nemirova) und Dramaturgiehospitanzen ist sie seit 2008 Dramaturgin am Opernhaus Zürich. Hier arbeitete sie u.a. mit Regisseur:innen wie Achim Freyer (Moses und Aron), Harry Kupfer (Die Meistersinger von Nürnberg, Tannhäuser), Stephan Müller, Guy Joosten, Damiano Michieletto, Christof Loy (La straniera, Alcina, I Capuleti e i Montecchi, Don Pasquale, La rondine), Willy Decker (Il ritorno d'Ulisse in patria, The Turn of the Screw), Andreas Homoki (Wozzeck, Das Land des Lächelns, La forza del destino), Christoph Marthaler (Il viaggio a Reims, Orphée et Euridice), Barrie Kosky (Die Gezeichneten, Boris Godunow), Nadja Loschky, Nina Russi, Jan Essinger und Jetske Mijnssen (Idomeneo, Hippolyte et Aricie, Platée). Bei den Salzburger Festspielen 2012 erarbeitete sie La bohème mit Damiano Michieletto. Während der Corona-Pandemie war sie Co-Gründerin der Konzertreihe Altchemie live in der Alten Chemie Uetikon (https://www.altchemie.live).
Michael Hauenstein, Graf Waldner
Michael Hauenstein
Michael Hauenstein ist in Möriken im Kanton Aargau aufgewachsen. Seine Gesangsausbildung begann er 2006 bei Ivan Konsulov in Zürich. 2017 erhielt er für seine Verkörperung des Timur (Turandot) den österreichischen Musiktheaterpreis als bester Nachwuchskünstler. Im Mai 2011 debütierte er als Tom (Un ballo in maschera) am Pfalztheater Kaiserslautern. 2012 folgte im gleichen Theater sein Debüt als Warlaam in der Neuproduktion von Boris Godunov. 2013 sang er Zacharias (Nabucco) in Kaiserslautern und am Theater Halle. Ebenfalls in Kaiserslautern sang er in Glucks Iphigénie en Aulide sowie Sparafucile in einer Neuproduktion von Rigoletto. Am Tiroler Landestheater Innsbruck war er als Rocco (Fidelio), Timur (Turandot), Wassermann (Rusalka) sowie als La Roche (Capriccio) zu erleben. 2016 folgte im Theater Basel sein erster Auftritt als Komtur (Don Giovanni). In Zürich, wo er in der Spielzeit 2017/18 Mitglied des Ensembles war, interpretierte er u.a. Don Basilio (Il barbiere di Siviglia), Mattis (Ronja Räubertochter), Don Inigo Gomez (L’Heure espagnole), Bartolo (Le nozze di Figaro), Kuno (Freischütz) und Littore, 3. Famigliare (L’incoronazione di Poppea). Auch im Konzertbereich ist er regelmässig zu erleben, zu seinem Repertoire gehören die Bass-Partien in Verdis Requiem, Rossinis Petite Messe solenelle, Beethovens Missa Solemnis und in Dvořáks Stabat Mater. 2014 entstand seine erste CD mit dem Radio Sinfonieorchester Sofia mit Arien u.a. aus Faust, Eugen Onegin, Don Carlo, Nabucco und Il barbiere di Siviglia. Am Opernhaus Zürich sang er zuletzt 2022 Graf Waldner in Arabella.
Judith Schmid, Adelaide
Judith Schmid
Judith Schmid, Schweizer Mezzosopranistin, studierte Musik und Bewegung an der Hochschule der Künste Bern sowie Gesang an der Guildhall School of Music and Drama. Sie legt ihren Schwerpunkt auf die Opern- und Konzertbühne, widmet sich jedoch auch dem Lied und Oratorium. Seit über 20 Jahren ist sie u.a. am Opernhaus Zürich, wo sie langjähriges Ensemblemitglied war, oder auch am Staatstheater Nürnberg engagiert, etwa in Hosenrollen wie Smeton (Anna Bolena), Sesto (Giulio Cesare) und Silla (Palestrina) sowie als Adelaide (Arabella), Polina (Pique Dame), Federica (Luisa Miller), Maddalena (Rigoletto) Emilia (Otello), Erda (Rheingold, Siegfried), Waltraute (Walküre) sowie Erste Norn und Flosshilde (Götterdämmerung). Im Konzertbereich trat sie mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Münchner Rundfunkorchester, dem Opern- und dem Tonhalle Orchester Zürich unter Dirigenten wie Plácido Domingo, Mariss Jansons, Daniele Gatti, Franz Welser-Möst, Nello Santi, Marc Minkowski, Adam Fischer, Marcello Viotti oder Heinz Holliger auf. Seit 2017 ist sie Dozentin für Gesang an der Hochschule Luzern, ab September 2024 mit künstlerischer Professur. Neben zahlreichen Radio- und Fernsehaufzeichnungen sowie DVD-Produktionen hat Judith Schmid auch CDs veröffentlicht. Das Album Rosenblätter mit dem Pianisten Oliver Schnyder und Werken von Grieg, Hefti und Ravel wurde 2008 vom Schweizer Radio SRF 2 Kultur zu den besten CDs gewählt. Am Opernhaus Zürich ist sie in der Spielzeit 2024/25 als Suzuki (Madama Butterfly) und als Voix de la Tombe (Les Contes d'Hoffmann) zu erleben. Ein weiteres Engagement ist in der Spielzeit 2025/26 am Luzerner Theater geplant.
Stephanie Houtzeel, Adelaide
Stephanie Houtzeel
Stephanie Houtzeel, amerikanische Mezzosopranistin, wurde in Kassel geboren und wuchs in Boston auf. Sie studierte an der Juilliard School in New York und ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. Sie war u.a. an der Semperoper Dresden, der New York City Opera, dem Theater an der Wien, der Opéra de Lyon, der Opéra National du Rhin, der Oper Graz, bei den Bayreuther und den Salzburger Festspielen zu erleben. Seit 2010/11 ist sie Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper, wo sie u.a. als Komponist (Ariadne auf Naxos), Octavian (Der Rosenkavalier), Dorabella (Così fan tutte), Kreusa (Reimanns Medea) oder Orlofsky (Die Fledermaus) zu sehen war. Ihr Repertoire umfasst u.a. Händel, Strauss und Mozart Rollen. Octavian (Der Rosenkavalier) sang sie an der Wiener Staatsoper, der Opéra Bastille, am Kennedy Center mit Renée Fleming, an der New Israeli Opera, der Deutschen Oper am Rhein, der Graz Oper und der Royal Opera in Kopenhagen. Für ihre Interpretation des Komponisten in Ariadne auf Naxos unter Philippe Jordan wurde sie vom Magazin Opernwelt als eine der besten Nachwuchssängerinnen geehrt. Diese Rolle sang sie ausserdem in Wien, Zürich, Tokyo, Köln, Tel Aviv und Antwerpen. Dabei arbeitete sie u.a. mit Sir Jeffrey Tate, Franz Welser-Möst, Fabio Luisi, Adam Fischer und Marek Janowski zusammen. Als Konzertsängerin war sie im Lincoln Center New York, im Wiener Musikverein, Rom, Brüssel, Washington, Amsterdam, Rotterdam, Leipzig, Novosibirsk und Santiago de Compostela zu hören. CD-Aufnahmen umfassen Lullys Armide, Suppés Fatinitza und Mozarts Requiem unter Teodor Currentzis. 2015 erschien ihre Lied-CD Nostalgia (Werke von Mahler, Ives und Piazzolla).
Hanna-Elisabeth Müller, Arabella
Hanna-Elisabeth Müller
Hanna-Elisabeth Müller studierte bei Rudolf Piernay, mit dem sie nach wie vor eng zusammenarbeitet. 2014 erlebte sie mit ihrem Auftritt als Zdenka in Strauss’ Arabella an der Seite von Renée Fleming und Thomas Hampson unter der Leitung von Christian Thielemann bei den Salzburger Osterfestspielen ihren internationalen Durchbruch und wurde kurz darauf von der Zeitschrift Opernwelt als «Nachwuchskünstlerin des Jahres» ausgezeichnet. 2012 bis 2016 gehörte sie dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper an. 2017 debütierte sie als Marzelline in Fidelio an der MET in New York. Es folgte ihr Opern- und Rollendebüt als Donna Anna in Robert Carsens Don Giovanni an der Mailänder Scala. In dieser Rolle war sie ausserdem an der Bayerischen Staatsoper und an der Wiener Staatsoper zu erleben. 2018 debütierte sie am Opernhaus Zürich als Illia in Idomeneo. An der MET sang sie zudem Susanna (Le nozze die Figaro) und an der Bayerischen Staatsoper Elettra (Idomeneo) sowie Cordelia in der Neuproduktion von Lear. Zu ihren Konzerthöhepunkten gehören Strauss’ Vier letzte Lieder mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Christoph Eschenbach, Bergs Sieben Frühe Lieder mit den Berliner Philharmonikern unter Paavo Järvi und Schumanns Faustszenen mit dem Orchestre de Paris unter Daniel Harding. Mit ihrer Klavierpartnerin Juliane Ruf tritt sie regelmässig in wichtigen Liedzentren wie der Mailänder Scala, Wigmore Hall, Heidelberger Frühling, Kölner Philharmonie, De Singel Antwerpen und beim Festival Rheinvokal auf. 2017 erschien ihre erste Lied-CD Traumgekrönt, 2020 folgte die CD Reine de Cœur mit Werken von Schumann, Zemlinsky und Poulenc.
Jacquelyn Wagner, Arabella
Jacquelyn Wagner
Jacquelyn Wagner studierte an der Manhattan School of Music und an der Oakland University of Michigan und ist Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe, u. a. des Internationalen Gesangswettbewerbs «Francisco Viñas» und des Gesangswettbewerbs «Renata Tebaldi». Zudem war sie Finalistin in Plácido Domingos «Operalia 2008». Sie begann ihre berufliche Karriere als Ensemblemitglied an der Deutschen Oper Berlin und gastiert mittlerweile an vielen Opernhäusern in Europa und den USA. Ein Meilenstein ihrer Karriere war Strauss’ Arabella in einer Neuproduktion an De Nederlandse Opera Amsterdam. Weitere wichtige Auftritte der letzten Jahre umfassen u.a. ihr Debüt am Opernhaus Zürich als Agathe in Der Freischütz, Donna Anna in Don Giovanni an der Pariser Oper, Rosalinde in Die Fledermaus an der Deutschen Oper Berlin, die Titelpartie in Alcina und Desdemona in Otello an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf sowie die Titelrolle von Euryanthe am Theater an der Wien. 2021 gab Jacquelyn Wagner als Contessa in Le nozze di Figaro ihr Debüt in Aix-en-Provence. 2021/22 gastierte sie u.a. als Elsa in Lohengrin bei den Salzburger Osterfestspielen, als Arabella am Opernhaus Zürich, als Leonore in Fidelio in Hamburg und gab Konzerte beim Brucknerfest in Linz. 2022/23 gab die Sopranistin ihre Hausdebüts als Magda in La rondine beim Puccini Festival in Torre del Lago, als Donna Anna (Don Giovanni) am Teatro Regio in Turin und als Contessa (Le nozze di Figaro) an der Staatsoper Stuttgart. Sie sang ausserdem Agathe am Theater an der Wien und dem Teatro Real de Madrid, Donna Anna an der Wiener Staatsoper und Arabella an der Semperoper Dresden.
Anett Fritsch, Zdenka
Anett Fritsch
Anett Fritsch, in Sachsen geboren, studierte an der Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. 2001 gewann sie den ersten Preis beim Johann Sebastian Bach Wettbewerb Leipzig sowie 2006 und 2007 den internationalen Wettbewerb der Kammeroper Schloss Rheinsberg, wo sie die Partien der Despina (Così fan tutte) und der Adina (L’elisir d’amore) sang. 2009 bis 2015 gehörte sie zum Ensemble der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg und interpretierte dort u.a. Pamina, Blanche (Dialogues des Carmélites), Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) und Marie (La Fille du régiment). Am Glyndebourne Festival debütierte sie als Almirena (Rinaldo), am Theater an der Wien als Merione (Telemaco), an der Bayerischen Staatsoper als Susanna (Le nozze di Figaro), an der Scala als Donna Elvira (Don Giovanni) und 2014 ebenfalls als Donna Elvira bei den Salzburger Festspielen, wohin sie als Contessa (Le nozze di Figaro) zurückkehrte. Zudem gab sie ihr Debüt als Fiordiligi (Così fan tutte) in der Inszenierung von Michael Haneke am Teatro Real Madrid; in dieser Inszenierung war sie ebenfalls am Théâtre de la Monnaie in Brüssel und an den Wiener Festwochen zu hören. Die Contessa (Le nozze di Figaro) sang sie ausserdem in Madrid und am Theater an der Wien, Marzelline (Fidelio) und Ilia (Idomeneo) in Madrid, Pamina am Theater an der Wien und an der Volksoper in Wien, Ginevra (Ariodante) und Donna Elvira in Amsterdam sowie Susanna (Le nozze di Figaro) in Toulouse. Eine Tournee führte sie als Cherubino (Le nozze di Figaro) unter der Leitung von René Jacobs mit dem Freiburger Barockorchester durch ganz Europa.
Nikola Hillebrand, Zdenka
Nikola Hillebrand
Nikola Hillebrand studierte in München. Nach ihrem Studium wurde sie ans Nationaltheater Mannheim engagiert. Dort sang sie u.a. Sophie (Der Rosenkavalier), Despina (Così fan tutte), Gilda (Rigoletto), Norina (Don Pasquale) und Königin der Nacht (Die Zauberflöte). Sie war ausserdem Gast an der Bayerischen Staatsoper, dem Glyndebourne Festival und dem Wiener Musikverein. Seit Herbst 2020 gehört sie dem Ensemble der Semperoper Dresden an. In der Saison 2022/2023 wird sie dort als Pamina (Die Zauberflöte), Musetta (La Bohème), Zdenka (Arabella), La Musica (Orfeo von Monteverdi), Gilda (Rigoletto), Ännchen (Der Freischütz) und Adele (Die Fledermaus) zu erleben sein. Letztere sang sie bereits 2018 an der Seite von Jonas Kaufmann beim Silvesterkonzert der Semperoper. Weitere Höhepunkte der letzten Saison waren Zdenka in Richard Strauss’ Arabella am Theater Bonn, sowie konzertante Aufführungen von Johann Strauss’ Fledermaus mit dem Orchestre National in Lyon. Sie arbeitete mit Dirigenten wie René Jacobs, Robin Ticchiati, Jérémie Rhorer, Franz Welser-Möst, Alexander Soddy, Manfred Honeck, Raphaël Pichon und Stephan Gottfried. Konzertreisen führten sie u.a. in den Wiener Musikverein, die Hamburger Laeizshalle, zur Mozartwoche in Salzburg, dem Musikfest in Bremen sowie nach Südkorea, Ägypten und in den Oman. Gemeinsam mit dem Ensemble 1704 und Václav Luks war sie mit Mozarts Schauspieldirektor in Warschau, mit Vivaldis Laudate pueri in der Kölner Philharmonie und mit Mozarts Requiem in Tours zu hören.
Josef Wagner, Mandryka
Josef Wagner
Josef Wagner wurde in Niederösterreich geboren. Er studierte Gesang an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und besuchte Meisterklassen von Paul Esswood, Walter Berry und Christa Ludwig; seit einigen Jahren berät ihn Wicus Slabbert. Nach seinem Bühnendebüt mit Don Alfonso und Dulcamara war er ab 2002 Ensemblemitglied der Wiener Volksoper, wo er u.a. Mozarts Figaro, Papageno und Don Giovanni sowie die vier Bösewichte in Hoffmanns Erzählungen sang. Seit seinem Debüt bei den Salzburger Festspielen 2006 in Mozarts La finta semplice arbeitet er als freischaffender Sänger. Er gastierte in Genf, Irland, Japan, Tel Aviv, Nantes und Dijon mit Partien wie Nick Shadow, Leporello oder Escamillo. Darauf folgten die Opernhäuser in Marseille und Antwerpen sowie die Deutsche Oper Berlin mit Mozart-Partien sowie Rollen des französischen Fachs. Unter Alberto Zedda erarbeitete er sich ausserdem Rossini-Partien wie den Assur (Semiramide) und Lord Sidney (Il viaggio a Reims). 2013 sang er Jochanaan in Stockholm. 2015 debütierte er in Nordamerika als Figaro an der Calgary Opera und 2016 in Toronto. Danach erfolgten Rollendebüts als Eugen Onegin an der Finnish National Opera in Helsinki sowie als Fliegender Holländer an der Deutschen Oper Berlin. In jüngster Zeit war er u.a. als Fliegender Holländer an der Malmö Opera, als Graf (Capriccio) am Teatro Real Madrid, als Jochanaan in Salome an der Staatsoper Stuttgart sowie als Gunther (Götterdämmerung) in Edinburgh, Marcello (La bohème) in Helsinki, als Herrscher (Das Wunder der Heliane) an der Deutschen Oper Berlin und als Kurwenal (Tristan und Isolde) an den Festspielen in Aix-en-Provence zu erleben.
Pavol Breslik, Matteo
Pavol Breslik
Der slowakische Tenor Pavol Breslik war von 2003 bis 2006 an der Berliner Staatsoper engagiert und wurde 2005 von der Fachzeitschrift Opernwelt zum «Nachwuchssänger des Jahres» gekürt. Seit 2006 ist er regelmässiger Gast an den grossen europäischen Opernhäusern. An der Wiener Staatsoper sang er Lenski (Eugen Onegin), Nemorino (L’elisir d’amore), Don Ottavio (Don Giovanni) und Alfredo (La traviata), und an der Bayerischen Staatsoper gab er zwei wichtige Rollendebüts: Gennaro (Lucrezia Borgia) an der Seite von Edita Gruberova und Edgardo (Lucia di Lammermoor) mit Diana Damrau. Am Royal Opera House Covent Garden war er als Lenski sowie als Ferrando (Così fan tutte), Don Ottavio und Tamino (Die Zauberflöte) zu hören. Ausserdem gastierte er an der Pariser Oper, dem Liceu Barcelona, dem Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel, der Berliner Staatsoper, den Salzburger Festspielen, dem Aix Festival, dem Theater an der Wien, der Semperoper Dresden und dem Grand Théâtre Genf. Von 2012 bis 2018 war Pavol Breslik Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich, wo er u.a. Števa (Jenůfa), Don Ottavio, Nadir (Les pêcheurs de perles), Peter Quint (The Turn of the Screw) und Leicester (Maria Stuarda) sang. Jüngst debütierte er mit grossem Erfolg in der Rolle des Prinzen (Rusalka) am Nationaltheater Prag. 2021 wurde ihm der Ehrentitel «Bayerischer Kammersänger» verliehen.
Thomas Paul, Matteo
Thomas Paul
Thomas Paul ist ehemaliger St. Florianer Sängerknabe und studierte in Linz, Wien und Salzburg und gastierte u.a. in Bochum, Baden-Baden und beim Festival Aix-en-Provence. Seit 2008 gehörte er dem Ensemble des Tiroler Landestheaters an, seit 2012 dem der Volksoper Wien, seit 2015 dem des Theaters Erfurt und 2017/18 dem der Dortmunder Oper. Zu seinen Partien in Innsbruck gehörten Froh und Mime in Rheingold, Fenton in Falstaff, Adam im Vogelhändler, Tamino in der Zauberflöte und Marius in dem Musical Les Misérables. In Wien war er Alfred in der Fledermaus, Baron Kronthal im Wildschütz, Jaquino in Fidelio, Hans in Die verkaufte Braut und Alfredo in La traviata, in Erfurt Sou-Chong in Das Land des Lächelns, Don José in Carmen, Duca in Rigoletto, Pinkerton in Madame Butterfly sowie open air Cavaradossi in Tosca und Manrico in Il trovatore, in Dortmund Ismaele in Nabucco, Lenski in Eugen Onegin und Matteo in Arabella. Gastspiele führten ihn als Leopold in La Juive an die Oper Nizza, als Rodolfo in La bohème und Alfredo ans Staatstheater Schwerin, Caláf in Turandot zum Festival Gut Immling sowie jüngst als Kavalier in Hindemiths Cardillac und als Titelfigur in Hoffmanns Erzählungen nach Hagen. Seit 2018 ist Thomas Paul freischaffend. Neben seinem vielseitigen Opernrepertoire gastiert der österreichische Tenor als Konzertsänger im In- und Ausland und trat hier u.a. im Wiener Musikverein und Linzer Brucknerhaus in Erscheinung. 21/22 singt er u.a. den Radames in Aida an der De Jyske Opera in Dänemark und den Matteo in Arabella am Aalto Theater Essen.
Nathan Haller, Graf Elemer
Nathan Haller
Nathan Haller stammt aus Kanada und studierte Gesang an der Juilliard School in New York. 2013 war er Teilnehmer der Internationalen Meistersinger Akademie. Von 2015 bis 2017 war er Mitglied des Opernstudios OperAvenir am Theater Basel, wo er u.a. als Tamino (Die Zauberflöte), als Romeo in Blachers Romeo und Julia, in der Uraufführung Melancholia von Sebastian Nübling und Ives Thuwis, als Enoch Snow (Carousel) und als Oronte in Alcina zu erleben war. 2016 sang er Belmonte (Die Entführung aus dem Serail) am Akko Opera Festival in Israel. Auf der Konzertbühne war er u.a. am New York Festival of Song in der Carnegie Hall, mit dem russischen Kammerorchester St. Petersburg, in La Resurrezione unter William Christie und mit Masaaki Suzuki in Boston, New York, Leipzig und London zu hören. 2017/18 gastierte er an der Neuen Oper Wien als François in Leonard Bernsteins A Quiet Place, 2018/19 sang er Graf Albert (Die tote Stadt) mit der Nederlandse Reisopera und gastierte in Die Gezeichneten sowie als Albazar in Il turco in Italia am Opernhaus Zürich, wo er 2020/21 auch in der Hauptrolle von Mitterers Tapferem Schneiderlein zu sehen war. Seit der Spielzeit 2021/22 gehört Nathan Haller zum Ensemble des Opernhauses Zürich und war hier als Telemachos in der Uraufführung Die Odyssee, als Sir Hervey (Anna Bolena), Graf Elemer (Arabella), Bardolfo (Falstaff), Pedrillo (Die Entführung aus dem Serail), 1. Jude (Salome), Triquet (Jewgeni Onegin) und Gobin / Adolfo (La rondine) zu hören. Ausserdem sang er 2021 Lysander (A Midsummer Night’s Dream) an der Oper Malmö und 2023 Pong (Turandot) an der Deutschen Oper am Rhein.
Yannick Debus, Graf Dominik
Yannick Debus
Yannick Debus studierte Gesang an der Musikhochschule Lübeck, an der Hochschule für Musik Basel und an der Schola Cantorum Basiliensis. Parallel zu seiner Gesangsausbildung studierte er in Lübeck Musiktheorie und Gehörbildung. Während des Studiums sang er an den Theatern Kiel und Lübeck u. a. die Hauptrolle des Dichters in L’impresario in angustie (Cimarosa). Im Rahmen der Jungen Oper Schloss Weikersheim war er im Sommer 2017 in der Rolle des Vaters in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel zu erleben. Im Sommer 2018 sang er bei der Kammeroper Schloss Rheinsberg die Rolle des Guglielmo in Così fan tutte. Er war am Theater Basel in der Rolle des Kaisers Overall in Viktor Ullmanns Der Kaiser von Atlantis und als Figaro in Milhauds La mère coupable und bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik als Emireno in Händels Ottone, re di Germania zu erleben. Von 2020-2022 war er Mitglied des Internationalen Opernstudios in Zürich und war hier u.a. als Kilian in Der Freischütz, als Sprecher und 2. Priester in Die Zauberflöte, als Hermann in Les Contes d’Hoffmann, als Thierry in Dialogues des Carmélites und als Pieter in Girl with a Pearl Earring zu erleben. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit René Jacobs, mit dem er als Orpheus in Telemanns gleichnamiger Oper in Basel zu erleben war, und 2022 als Apollo in Händels Apollo e Dafne, als Kilian und Ottokar in der CD-Release Tournee vom Freischütz, und in Israel in Egypt. 2022 sang er im Konzerthaus Berlin Haydns Schöpfung und in der Berliner Philharmonie Beethovens 9. Sinfonie.
Brent Michael Smith, Graf Lamoral
Brent Michael Smith
Brent Michael Smith stammt aus den USA. Er studierte Gesang an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia und der University of Northern Iowa sowie Klavier am Hope College. 2021 gewann er den 3. Preis beim Concorso Lirico Internazionale di Portofino, war Finalist beim Queen Sonja International Music Competition und gewann das Förderstipendium der Zachary L. Loren Society, 2020 war er Halbfinalist bei den Metropolitan Opera Council Auditions, 2018 war er Preisträger des Opera Index Wettbewerbs und der Opera Birmingham International Competition, ausserdem gewann er Preisträger bei der Giargiari Bel Canto Competition. In der Spielzeit 2016/17 war er als Gast am Michigan Opera Theatre engagiert und sang dort Zuniga in Carmen, den British Major in Silent Night von Kevin Puts, Friedrich Bhaer in Little Women und Ashby in La fanciulla del West. In der gleichen Spielzeit debütierte er an der Toledo Opera als Antonio in Le nozze di Figaro und beim Glimmerglass Festival als Ariodante in Xerxes. An der Santa Fe Opera war er als Lakai in Ariadne auf Naxos zu erleben. An der Opera Philadelphia sang er 2019 Tschelio in Die Liebe zu den drei Orangen und Peter Quince in A Midsummer Night’s Dream. Nach einer Spielzeit im Internationalen Opernstudio gehört er seit 2020/21 zum Ensemble des Opernhauses, wo er bisher in Boris Godunow, Simon Boccanegra, I Capuleti e i Montecchi, im Ballett Monteverdi, als Sparafucile (Rigoletto), als Graf Lamoral (Arabella), als Raimond Bidebent (Lucia di Lammermoor) als Pistola (Falstaff), Angelotti (Tosca), Gualtiero Raleigh (Roberto Devereux), Gremin (Jeweni Onegin) und Frère Laurent (Roméo et Juliette) zu hören war.
Aleksandra Kubas-Kruk, Die Fiakermilli
Aleksandra Kubas-Kruk
Aleksandra Kubas-Kruk stammt aus Polen. Die Sopranistin studierte in Breslau und Wien und gewann internationale Preise in Toulouse, Warschau, Lodz, Lviv, Treviso, Malmö und Breslau. Ihr polnisches Operndebüt gab sie als Gilda (Rigoletto) in Breslau, ihr internationales als Kunigunde (Bernsteins Candide) in Lucca, Ravenna, Livorno und Pisa. Als Ensemblemitglied der Oper Breslau sang sie u.a. die Titelrolle in Lucia di Lammermoor, Adina (L’elisir d’amore), Nanetta (Falstaff), Oscar (Un ballo in maschera), Susanna (Le nozze di Figaro), Pamina (Die Zauberflöte), Olympia (Les Contes d’Hoffmann), Sophie (Der Rosenkavalier) und Violetta (La traviata). Am Moskauer Bolschoi debütierte sie als Königin von Schemacha (Der Goldene Hahn von Rimsky-Korsakow), gefolgt von Engagements als Königin der Nacht (Die Zauberflöte) und Le feu, La princesse, Le rossignol (L’Enfant et les sortilèges). An der Oper Bonn gastierte sie als Lakmé, bei den Händel-Festspielen Karlsruhe als Sigismondo (Arminio) und Morgana (Alcina), in Triest als Gilda und Amina (La sonnambula) und in Toulon als Konstanze (Die Entführung aus dem Serail). In den vergangenen Spielzeiten war sie u.a. als Lucia (Lucia di Lammermoor) in Trieste, als Violetta (La traviata) in Neapel und als Gilda in Novara zu hören, am Teatr Wielki in Warschau, in Sassari sowie am Staatstheater Wiesbaden, als Primislao (Vincis Gismondo) am Theater an der Wien, als Norina (Don Pasquale) am Teatr Wielki, in der Sopranpartie in Carmina Burana in Sassari und als Morgana (Alcina) am Staatstheater Karlsruhe. In Zürich gastierte sie zuletzt im März 2020 als Fiakermilli in Arabella.
Irène Friedli, Eine Kartenaufschlägerin
Irène Friedli
Irène Friedli ist in Räuchlisberg, Schweiz, aufgewachsen und schloss an der Musik-Akademie Basel mit dem Solistendiplom ab. Die Altistin ergänzte ihre Studien in der Interpretationsklasse von Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin, nahm an Meisterkursen von Brigitte Fassbaender teil und bildete sich bei Helen Keller weiter. Sie gewann zahlreiche Preise bei internationalen Liedwettbewerben. Seit 1994/95 ist sie Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich. Hier sang sie u.a. 2. und 3. Dame (Die Zauberflöte), Mercédès (Carmen), die Titelrolle in Ravels L’Enfant et les sortilèges, Elsbeth in Schlafes Bruder (UA), Lily in Harley (UA), Annina und Flora (La traviata), Flosshilde (Rheingold, Götterdämmerung), Marcellina (Le nozze di Figaro), Emilia (Otello), Lucia (Cavalleria rusticana), Olga in Peter Eötvös’ Drei Schwestern, Marthe in Gounods Faust, Margret (Wozzeck), Lovis in Ronja Räubertochter von Jörn Arnecke, Blumenmädchen und Stimme aus der Höhe (Parsifal), Gertrud/Knusperhexe (Hänsel und Gretel), Clotilde (Norma), Mutter/Andermutter (Coraline), Kartenaufschlägerin (Arabella) und Amme (Boris Godunow). In der Uraufführung der Familienoper Odyssee verkörperte sie Eurykleia/Mutter und in Girl with a Pearl Earring Tanneke. 2012 gastierte sie an der Opéra Bastille in Paris. Zuletzt trat sie in Zürich u.a. als Herzkönigin in Alice im Wunderland, Filipjewna in Jewgeni Onegin, Tisbe in La Cenerentola, Miss Bentson in Lakmé, Frau Waas/Frau Mahlzahn in Jim Knopf, Die Oberköchin in Amerika und Ninetta in I vespri siciliani auf.
Alejandro Del Angel, Ein Zimmerkellner
Alejandro Del Angel
Alejandro Del Angel, Tenor, stammt aus Mexiko und studierte Gesang am staatlichen Konservatorium und an der Universidad Nacional Autónoma in Mexiko-Stadt. Anschliessend war er Mitglied des Opernstudios Bellas Artes der Nationalen Opernkompanie Mexiko. Er gewann zahlreiche Preise bei Gesangswettbewerben, u.a. den ersten Preis beim Sinaloa Wettbewerb, und war Halbfinalist bei der Competizione dell’Opera Sochi 2019, Viertelfinalist bei Plácido Domingos Operalia in Lissabon 2018 sowie beim Tenor Viñas Wettbewerb 2020. Ausserdem ist er District winner der Kansas Metropolitan Opera Council Auditions 2021. Als Solist ist er bisher bei diversen Konzerten, Festivals, Opernproduktionen und Galas in Mexiko, den USA, Kolumbien und Spanien aufgetreten. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios Zürich und war hier bisher in Salome, Die Odyssee, Le Comte Ory, Macbeth, Arabella, Nabucco und in Rigoletto zu erleben. Ausserdem gastierte er im März 2023 als Gastone in La traviata an der Opéra de Monte-Carlo.
Cheyne Davidson, Welko
Cheyne Davidson
Cheyne Davidson erhielt seine musikalische Ausbildung an der Case Western Reserve University, dem Cleveland Institute of Music und der Manhattan School of Music. Unmittelbar nach seinem Studium wurde er eingeladen, als Escamillo mit Peter Brooks Tragédie de Carmen auf Europa-, Japan- und Israel-Tournee zu gehen. Nach Auftritten in den USA und Europa war er ein Jahr lang Mitglied des IOS. Seit 1992/93 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich, wo er u.a. als Marcello, Schaunard und Benoît (La bohème), Escamillo (Carmen), Silvio (Pagliacci), Amfortas (Parsifal), Paolo Albiani (Simon Boccanegra), Donner und Gunther (Der Ring des Nibelungen), Alfio (Cavalleria rusticana), Faninal (Rosenkavalier), Lescaut (Manon Lescaut), Marco (Gianni Schicchi), Barone Douphol (La traviata), Enrico (Lucia di Lammermoor), Werschinski (Drei Schwestern), Eisenhardt (Die Soldaten), Chang (Das Land des Lächelns), als Le Bailli in Massenets Werther, Bill (Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny), Jonas Fogg (Sweeney Todd), Eurylochos (Die Odyssee) und als Benoît (La bohème) auftrat. Gastverträge führten ihn u.a. an die Opernhäuser Stuttgart, Köln und Hamburg, nach Basel und Luzern, an das Théâtre du Châtelet in Paris, die Oper Nancy, zur Hamburger Opernwoche, nach Belgrad und Budapest, zu den Bregenzer Festspielen und zum Classic Open Air Solothurn. Bei der ZKO Opera Box war er in Die schöne Galathée, in Il campanello di notte sowie in Il signor Bruschino zu erleben. Sein Salzburger Festspieldebüt gab er zu Pfingsten 2016 als Doc in der West Side Story; im Sommer 2016 war er ebenfalls in Salzburg in der Uraufführung von Thomas Adès’ Oper The Exterminating Angel zu erleben.
Mentor Bajrami, Djura
Mentor Bajrami
Mentor Bajrami stammt aus der Schweiz und studierte bis 2018 an der Schauspielschule European Film Actor School EFAS in Zürich. Er war in verschiedenen Produktionen der EFAS zu erleben, etwa als Trigorin und Srebrejkow in Die Möwe von Anton Tschechow, als Boris in Bella Figura von Yasmina Reza und als Jean in Fräulein Julie von August Strindberg. Zudem war er am Opernhaus Zürich in Così fan tutte und 2017 im Bernhard-Theater in der Stand Up! Comedy Show zu sehen. Seit 2018 arbeitet er freischaffend als Schauspieler in der Schweiz.