Saison 22/23
Willkommen in der Spielzeit 2022/23
Verehrtes Publikum,
die Spielzeit 2022/23 steht ganz im Zeichen unserer Neuproduktion von Richard Wagners Ring des Nibelungen. In der vergangenen Saison haben wir ihn mit Rheingold begonnen, jetzt setzen wir ihn mit Walküre und Siegfried fort. Am Ende von Rheingold sind die Götter in die Burg Walhall eingezogen, die die Riesen Fasolt und Fafner ihnen gebaut haben. Aber Ruhe und Sicherheit finden sie dort nicht: Die Welt ist aus den Fugen, und der Göttervater Wotan kann sie nicht wieder ins Gleichgewicht bringen. Er hat sich in Verträge, Zwänge und Selbstlügen verstrickt und ist nicht frei in seinem Handeln. Wie Hoffnungen keimen und sich als trügerisch erweisen, wie Helden auftreten und scheitern, wie Frauen über sich hinauswachsen und doch keine Wende zum Guten herbeiführen können, davon handeln Walküre und Siegfried, bevor die Katastrophe in der Götterdämmerung, mit der wir die Tetralogie zu Beginn der Spielzeit 2023/24 abschliessen, ihren finalen Lauf nimmt. Andreas Homoki und Gianandrea Noseda schmieden weiter an ihrer Ring-Interpretation, die alle vier Teile mit einem grossen musikalisch-dramatischen Erzählbogen überwölbt. Die beiden Mittelstücke bringen nun auch die Begegnung mit zwei der zentralen Figuren des Rings, mit Brünnhilde und Siegfried, die in unserer Zürcher Produktion von Camilla Nylund und Klaus Florian Vogt verkörpert werden. Beide singen die Partien zum ersten Mal.
Wer sich für starke Stimmen interessiert, kann sich in den Neuproduktionen der Spielzeit 2022/23 auf weitere Paarkonstellationen von besonderer Strahlkraft freuen. In Charles Gounods Oper Roméo et Juliette finden Julie Fuchs und Benjamin Bernheim zum jungen französischen Traum-Duo zusammen. In unserer neuen Turandot, die Sebastian Baumgarten inszeniert und Marc Albrecht dirigiert, stehen die Stars Sondra Radvanovsky und Piotr Beczała gemeinsam auf der Bühne, wobei dem Opernhaus Zürich die Ehre zuteil wird, den polnischen Tenor zum ersten Mal in der Rolle des Calaf zu präsentieren.
Trotz des neuen Rings pflegen wir weiterhin die programmatischen Linien, die uns in jedem Spielplan wichtig sind: Im Barock-Repertoire zeigen wir mit Francesco Cavallis Eliogabalo in der Inszenierung von Calixto Bieito ein kaum je gespieltes Werk. Im Bereich der Gegenwartsoper kommt mit dem Engländer George Benjamin und seiner jüngsten Oper Lessons in Love and Violence einer der führenden Komponisten unserer Tage zum ersten Mal nach Zürich; und unsere Erkundungsreise in der Welt der Operette führt uns nach Frankreich, wo vor wenigen Jahren ein neues Werk von Jacques Offenbach entdeckt und nach den ersten Aufführungen als eines seiner besten gelobt wurde. Wir spielen die Opéra-comique Barkouf als Schweizerische Erstaufführung in einer Interpretation des Schauspielers, Regisseurs und Bühnen-Multitalents Max Hopp.
Beim Ballett Zürich steht die Spielzeit 2022/23 für eine künstlerische Zäsur: Ballettdirektor Christian Spuck geht in seine letzte Spielzeit, bevor er Zürich in Richtung Berlin verlässt. Noch einmal holt er – ganz im Sinne seiner Zürcher Abenteuerlust – mit dem Spanier Marcos Morau einen neuen Choreografen ans Ballett Zürich und feiert mit einer letzten eigenen Kreation im dreiteiligen Ballettabend On the Move seinen Abschied. Als kollegiale Willkommensgeste hat er seiner Nachfolgerin Cathy Marston die Position für eine Neuproduktion überlassen: Im Mai 2023 zeigt die britische Choreografin ihr Handlungs-Ballett The Cellist, das die Geschichte der legendären Cellistin Jacqueline du Pré zum Thema hat.
Wir danken dem Kanton Zürich sowie den zahlreichen Sponsorinnen, Gönnern, Förderinnen und unseren Partnern Credit Suisse, Rolex und UBS für ihre grosszügige Unterstützung.
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Drei Fragen an Andreas Homoki
In welche Neuproduktion schicken Sie beispielsweise jemanden, der noch nie im Opernhaus war?
In unsere Familienoper Alice im Wunderland, die nicht nur Kindern, sondern auch allen Erwachsenen fantasievolles Musiktheater bietet. Ich kenne die Inszenierung schon, sie ist toll. Die Uraufführung war Corona zum Opfer gefallen, jetzt holen wir sie nach.
Was empfehlen Sie Opernbegeisterten, die schon alles gesehen haben, aber trotzdem nochmal eine neue Erfahrung machen möchten?
Turandot in der Inszenierung von Sebastian Baumgarten. Diese Oper ist ja stark vorgeprägt durch opulente, arenahafte Ausstattungskonventionen, unser Regisseur wird diesem geheimnisvollen Werk sicher neue und ungewöhnliche Sichtweisen entlocken. Auch die Besetzung ist eine Erfahrung wert, denn Piotr Beczała gibt sein Rollendebüt als Calaf und Sondra Radvanovsky singt die Turandot.
Was kann man nur in Zürich erleben?
Die Oper Eliogabalo von Francesco Cavalli, eine frühbarocke Ausgrabung über einen faszinierend exzentrischen Stoff, bei der selbstverständlich unser auf historischen Instrumenten spielendes Orchestra La Scintilla im Graben sitzt.
Was empfehlen Sie Gästen, die das Aufregende suchen, vielleicht gar den Skandal wittern?
Skandale bestellt man ja nicht. Deshalb kann ich das nicht sagen. Ein aufregendes Projekt ist auf jeden Fall unsere zeitgenössische Oper Lessons in Love and Violence von George Benjamin, die einen blutigen, Shakespearenahen Stoff von Christopher Marlowe zum Thema hat und mit der der junge, hochbegabte Regisseur Evgeny Titov sein Regiedebüt am Opernhaus gibt.
Wo gehen die Ästheten hin?
Ins Ballett. Obwohl Christian Spuck, der seine letzte Zürcher Spielzeit präsentiert, mit seinem Programm immer mutig über das Schöne und Ästhetische hinausgegangen ist. Die zukünftige Ballettdirektorin Cathy Marston wird sich mit ihrem Ballett The Cellist vorstellen, und der für seine surreale, bildstarke Handschrift bekannte spanische Choreograf Marcos Morau kreiert ein neues Ballett mit dem Titel Nachtträume.
Womit machen Sie Gesangs-Afficionados glücklich?
Mit Roméo et Juliette von Charles Gounod und dem französischen Traumpaar Julie Fuchs und Benjamin Bernheim in den Titelpartien. Aber auch mit vielen anderen Produktionen, etwa unserem neuen Roberto Devereux.
Welches Zürcher Debüt sollte man auf keinen Fall verpassen?
Die Rollendebüts in unserem neuen Ring: Camilla Nylund ist unsere Brünnhilde, und Klaus Florian Vogt singt zum ersten Mal den Siegfried. Besonders freue ich mich auch auf das Regiedebüt von Max Hopp. Er ist ein grossartiger, origineller Schauspieler und reüssiert jetzt auch als Regisseur. Bei uns macht er Barkouf, eine fantastische Operette von Jacques Offenbach, die jetzt erst entdeckt wurde und die wir als zweites Haus überhaupt herausbringen.
Sie haben eine pubertierende Nichte, die mit ihren Fragen und Sehnsüchten bei einem Opernhausbesuch abgeholt werden will. Wo kann sie andocken?
Sie wird auf jeden Fall in Wolfgang Rihms Jakob Lenz nach Georg Büchner Stoff zum Nachdenken finden. Diese Kammeroper realisieren wir szenisch im Rahmen eines kleinen RihmFestivals in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Kammerorchester.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 92, April 2022.
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Informationen zum Vorverkauf
Für die kommende Saison haben wir zahlreiche attraktive Abo-Serien zusammengestellt. Der Verkauf von Abonnements beginnt Mitte April 2022. Alle bestehenden Abonnements werden automatisch verlängert und die Abonnent:innen direkt kontaktiert. Neue Interessent:innen werden gebeten, ihre Abonnementswünsche mit dem Online-Formular an die Billettkasse des Opernhauses zu richten.
Der offizielle Vorverkauf für Einzelkarten der Spielzeit 22/23 beginnt am 25. Juni 2022. Bereits am 18. Juni beginnt der exklusive Vorverkauf für Aktionär:innen, Freund:innen und Abonnent:innen, weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Der «Ring» geht weiter
Im April 2022 beginnt das Opernhaus Zürich mit Das Rheingold einen neuen Ring des Nibelungen von Richard Wagner. Auch die kommende Spielzeit 22/23 steht mit den Premieren von Die Walküre und Siegfried ganz im Zeichen der Tetralogie, bevor der Weltenmythos mit der Götterdämmerung zu Beginn der Spielzeit 23/24 seinen finalen Lauf nimmt.
Andreas Homoki und Gianandrea Noseda schmieden weiter an ihrer Ring-Interpretation. Die beiden Mittelstücke bringen nun auch die Begegnung mit zwei der zentralen Figuren des Rings, mit Brünnhilde und Siegfried, die in unserer Zürcher Produktion von Camilla Nylund und Klaus Florian Vogt verkörpert werden. Beide singen die Partien zum ersten Mal.
Richard Wagners Beziehung zu Zürich geht weit tiefer als hinlänglich bekannt. Neun Jahre lebte er hier, länger als in jeder anderen Stadt. Die Zürcher Jahre waren die dichtesten und produktivsten in Wagners Leben. Hier dirigierte er, verfasste kunsttheoretische Schriften, er dichtete und komponierte Musikdramen, allen voran einen Grossteil seines als Gesamtkunstwerk gedachten Ring. Hier trug Wagner 1853 an vier Abenden seine gerade vollendete Dichtung zum Ring des Nibelungen vor. Und hier kam es 1856 zur ersten öffentlichen Aufführung eines Teils des Ring-Zyklus: Im Hotel Baur au Lac erklang der erste Aufzug der Walküre. Franz Liszt spielte Klavier und Richard Wagner persönlich sang die Partien Siegmund und Hunding.
Gegenwartsoper
Mit der Schweizer Erstaufführung von Lessons in Love and Violence des englischen Komponisten George Benjamin, kommt einer der führenden Komponisten unserer Tage zum ersten Mal nach Zürich. Mit seinem ersten Musiktheaterwerk Written on Skin feierte er internationale Erfolge und konnte auch mit seiner jüngsten Oper daran anschliessen.
Für die Inszenierung wird der russische Schauspiel- und Opernregisseur Evgeny Titov, der in den vergangenen Jahren von den Salzburger Festspielen bis zur Komischen Oper Berlin für Aufmerksamkeit sorgte, in Zürich debütieren. Der israelische Dirigent Ilan Volkov, ein Experte für zeitgenössische Partituren, steht am Dirigentenpult, und die hochgehandelte, aus Trinidad stammende Sopranistin Jeanine De Bique tritt als Isabel ebenfalls zum ersten Mal am Opernhaus Zürich auf.
Lessons in Love and Violence war ein Auftragswerk der Lyric Opera of Chicago, des Gran Teatre del Liceu Barcelona, des Teatro Real Madrid, der National Opera Amsterdam, der Hamburgischen Staatsoper, der Opéra National de Lyon sowie der Royal Opera Covent Garden und wurde 2018 in London uraufgeführt. Der Stoff geht auf den Shakespeare-Zeitgenossen Christopher Marlowe und dessen Schauspiel Edward II. zurück. Im Zentrum steht der macht-müde König Edward, der die Regierungsgeschäfte und sein Volk zugunsten einer pervertierten Kunstliebe und der homoerotischen Beziehung zu seinem Günstling Gaveston vernachlässigt.
Cavallis «Eliogabalo» und noch mehr Barock
Weiterhin pflegt das Opernhaus Zürich auch in 22/23 seine programmatischen Linien wie beispielsweise das Barock-Repertoire. Mit Francesco Cavallis Eliogabalo in der Inszenierung von Calixto Bieito wird im Dezember 2022 ein kaum gespieltes Werk gezeigt. In der Titelpartie debütiert Yuriy Mynenko am Opernhaus Zürich, der zurzeit international zu den gefragtesten Countertenören gehört. Das Orchestra La Scintilla wird von Dmitry Sinkovsky geleitet.
Cavalli, Kollege und Schüler Monteverdis, schrieb das Werk 1667 für die Karnevalssaison in Venedig. Es gelangte allerdings nie zur Uraufführung und wurde erst über 300 Jahre später 1999 in Crema uraufgeführt. Die Geschichte handelt von dem egozentrischen Machtpolitiker Eliogabalo, einem 14-jährigen römischen Kaiser, der mit Grössenwahn, sexuellen Exzessen und einem gewissenlosen Machtmissbrauch seine Umwelt terrorisiert. Bieito geht in seiner Inszenierung der Frage nach, was Männlichkeit heute bedeutet.
Eine weitere fragwürdige Herrscherfigur steht in Georg Friedrich Händels Oper Serse (Xerxes) im Mittelpunkt. Im Mai 2023 bringt die junge Schweizer Regisseurin Nina Russi gemeinsam mit Siena Licht Miller in der Titelpartie und den Sängern und Sängerinnen des Internationalen Opernstudios die Ironie und Doppelbödigkeit dieses fantasievollen und unkonventionellen Werkes auf die Bühne im Theater Winterthur. Dirigent ist der griechische Barockspezialist Markellos Chryssicos.
Nachdem die Premiere von Christoph Willibald Glucks Orphée et Euridice im Februar letzten Jahres aufgrund der Corona-Massnahmen ohne Publikum als Stream Premiere feierte, wird die Christoph Marthaler-Inszenierung nun endlich live zu sehen und zu hören sein. Nadezhda Karyazina (Orphée), Chiara Skerath (Eurydice) und Alice Duport-Percier (Amour) sowie bekannte Marthaler-Darstellerinnen und Darsteller lassen die wunderbar-skurrile Inszenierung aufleben. Dirigent der Oper, die wir in der Berlioz-Fassung zeigen, ist wie schon bei der Premiere, der Barockgeiger Stefano Montanari.
Starke Paare in Puccinis «Turandot» und Gounods «Roméo et Juliette»
Wer sich für starke Stimmen interessiert, kann sich in den Neuproduktionen der Spielzeit 2022/23 auf Paarkonstellationen von besonderer Strahlkraft freuen.
Die stimmgewaltige Abschlusspremiere im Juni 2023 ist Puccinis Turandot. Für Turandot und den Prinzen Calaf kommen nur die Besten ihrer Zunft in Frage: In Zürich sind das die amerikanische Sopranistin Sondra Radvanovsky und Piotr Beczała, der abermals ein Rollendebüt am Opernhaus Zürich feiern wird. Ebenfalls für internationale Aufmerksamkeit sorgt die in Zürich bestens bekannte italienische Sopranistin Rosa Feola, die in der Partie der Liù zurückkehrt. Der Regisseur Sebastian Baumgarten und der deutsche Dirigent Marc Albrecht nehmen den fragmentarischer Charakter von Puccinis letztem Werk ernst und stellen sich auch der Herausforderung, den chinesischen Exotismus und den Ausstattungspomp, die der Oper anhaften, in eine zeitgemässe Form zu überführen.
Dank ihrer attraktiven Gesangspartien nimmt Charles Gounods Oper Roméo et Juliette auch heute einen festen Platz im französischen Repertoire des 19. Jahrhunderts ein. Julie Fuchs und Benjamin Bernheim sind das tragische Traumpaar. Beide haben ihre Karrieren am Opernhaus Zürich begonnen und gehören inzwischen zu den grossen Namen in der internationalen Opernszene. Beide stammen aus Frankreich und widmen sich immer wieder mit Hingabe dem französischen Repertoire. Für die szenische Interpretation dieser Oper kehrt der amerikanische Regisseur Ted Huffman zurück ans Opernhaus Zürich.
Die Reihe der konzertanten Aufführungen setzt das Opernhaus im April 2023 mit einer weiteren französischen Oper fort. In Léo Delibes´ Lakmé wird die herausragende französische Koloratursopranistin Sabine Devieilhe an der Limmat begeistern. An ihrer Seite ist Edgardo Rocha als Gérald zurück. Der hochgehandelte Belcanto-Tenor war am Opernhaus Zürich bereits in zahlreichen Rossini-Partien zu Gast.
Belcanto und die letzte der drei Königinnen
Die lettische Sopranistin Inga Kalna, die im Belcanto ebenso wie im virtuosen Barockgesang zuhause ist, wird sich in der Neuinszenierung von Roberto Devereux im Februar 2023 der Herausforderung des Rollenporträts von Elisabetta I. stellen. Neben den enormen vokalen Ansprüchen welche diese Partie an ihre Interpretin stellt, zählt ebenso die Titelpartie zu den anspruchsvollsten des Belcanto-Fachs. In dieser wird der Tenor Stephen Costello zu erleben sein. Zudem kehrt die französische Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac als Herzogin Sara zurück nach Zürich. Mit Roberto Devereux vollendet der amerikanische Regisseur David Alden nach seinen Inszenierungen von Anna Bolena und Maria Stuarda die Donizetti-Trilogie des Opernhauses. Wie bei den ersten beiden wird abermals der Belcanto-Spezialist Enrique Mazzola am Pult der Philharmonia stehen.
Schweizer Erstaufführung der Offenbach-Oper «Barkouf»
Eine weitere Schweizer Erstaufführung kommt in der nächsten Saison aus der Welt der Operette. Vor wenigen Jahren wurde in einem Archiv der Nachfahren Jacques Offenbachs in Frankreich ein verschollenes Werk des Komponisten entdeckt und nach den ersten Aufführungen in Strasbourg als eines seiner besten gelobt. In der Opéra-comique Barkouf dreht sich alles um einen Hund, der vom Grossmogul des Landes Lahore zum «Herrscher aller Herrscher» ernannt wird und Barkoufs ehemaligem Frauchen Maïma, eine junge Blumenverkäuferin, die ihren verschollen geglaubten Hund auf dem Thron wiederfindet und von nun an als Übersetzerin des neuen Staatsoberhauptes fungiert. Als Maïma ist die in Zürich bestens bekannte Amerikanerin Brenda Rae zu erleben. Die Inszenierung dieser Offenbach-Entdeckung liegt in den Händen des deutschen Regisseurs, Schauspielers und Multitalents Max Hopp. Für den musikalischen Drive dieses Abends ist der französische Dirigent Jérémie Rhorer verantwortlich.
Wiederaufnahmen in der Oper
Auch in den zahlreichen Wiederaufnahmen wird das Publikum mit prominenten grossen Stimmen beschenkt. Das grösste Staraufgebot bietet die Wiederaufnahme von Robert Carsens Tosca im Dezember 2022. Jonas Kaufmann, Bryn Terfel und Sondra Radvanovsky sind gemeinsam in Puccinis fataler Dreiecks-Geschichte gefangen. Die musikalische Leitung übernimmt der Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda.
Mit Anja Harteros als Leonora in Il trovatore kehrt eine der weltweit begehrtesten Verdi-Interpretinnen nach Zürich zurück. Ihr Bühnenpartner ist Stefano La Colla, der die Partie des Manrico zuletzt mit grossem Erfolg an der Berliner Staatsoper sang, sein Widersacher Graf Luna ist der versierte Verdi-Bariton Artur Ruciński. Azucena, die eigentliche Hauptfigur der Oper, die auch in der bildstarken Inszenierung der Regisseurin Adele Thomas im Zentrum steht, wird verkörpert von der russischen Mezzosopranistin Yulia Matochkina.
Cecilia Bartolis langjährige Verbundenheit mit dem Zürcher Opernhaus ist nicht zuletzt geprägt von ihren glanzvollen Rossini-Interpretationen. Eine der Paraderollen von «La Bartoli» ist das Aschenbrödel Angelina, das mit der Wiederaufnahme von La Cenerentola im März 2023 zurückkehrt.
Mit der Wiederaufnahme von Barrie Koskys Tschaikowski-Interpretation Jewgeni Onegin zeigt Gianandrea Noseda seine langjährige Erfahrung im russischen Repertoire. Anita Hartig wird als romantisch verträumte Tatjana ein Rollendebüt geben. Der Bariton Igor Golovatenko wird als tragisch liebender Onegin auf der Zürcher Bühne erscheinen. Den hitzköpfigen Lenski interpretiert Benjamin Bernheim, dessen kometenhafte Karriere in Zürich seinen Anfang nahm.
Schwierige Familienverhältnisse hält Verdis Nabucco mit Lucio Gallo und Anna Pirozzi bereit. In der Wiederaufnahme von Gounods erfolgreichster Oper Faust singt der Tenor Saimir Pirgu, der am Opernhaus Zürich zuletzt ein hochgelobtes Debüt als Offenbachs Hoffmann gab, die Titelpartie. Als Marguerite ist die Sopranistin Anita Hartig zu erleben. Die Wiederaufnahme von Bizets Les Pêcheurs de perles bringt ein Wiedersehen mit dem weltweit gefeierten mexikanischen Tenor Javier Camarena als Nadir. Als Leïla darf man sich auf die Sopranistin Ekaterina Bakanova freuen, die bereits als Antonia in Offenbachs Les Contes d’Hoffmann am Opernhaus Zürich aufhorchen liess.
Das Ballett Zürich
Beim Ballett Zürich steht die Spielzeit 22/23 für eine künstlerische Zäsur: Ballettdirektor Christian Spuck geht in seine letzte Spielzeit. Nachfolgerin Cathy Marston zeigt bereits eine erste Neuproduktion. In den vier Premieren und vier Wiederaufnahmen werden insgesamt 14 Choreografien - darunter fünf Uraufführungen - präsentiert.
Drei Choreografen-Generationen und drei eigenständige künstlerische Handschriften vereint On the Move, das seine Premiere im Januar feiert. Christian Spuck verabschiedet sich nach elf Jahren als Ballettdirektor mit einer letzten Choreografie. Louis Stiens kehrt mit einem neuen Stück zu Musik von Maurice Ravel und Claude Debussy nach Zürich zurück. Mit Hans van Manens On the Move übernimmt das Ballett Zürich ein weiteres Meisterwerk des niederländischen Choreografen in sein Repertoire.
Im April stellt sich Cathy Marston dem Zürcher Publikum mit einer ihrer erfolgreichsten Arbeiten vor. The Cellist erlebte bereits 2020 beim Royal Ballet in London seine gefeierte Uraufführung. Inspiriert wurde das Stück von der Biografie der Cellistin Jacqueline du Pré. Die designierte Ballettdirektorin und Chefchoreografin erzählt vom Seelentanz einer Jahrhundertkünstlerin.
Zum Saisonbeginn im September wird der spanische Choreograf Marcos Morau für Nachtträume zum ersten Mal mit dem Ballett Zürich zusammenarbeiten. Unvergessliche Bilder von fotografischer Intensität, kombiniert mit einem Bewegungsvokabular, das schnell, filigran und voller Witz daherkommt, das sind Marcos Moraus Markenzeichen.
Die alle zwei Jahre stattfindenden Ballettabende des Junior Balletts im Theater Winterthur haben sich seit 2012 zu einer beliebten Tradition entwickelt. In Horizonte werden im Oktober zum ersten Mal Vittoria Girelli, Shaked Heller und Samantha Lynch mit dem Junior Ballett arbeiten. Alle drei sind selbst noch tänzerisch aktiv, gehen aber seit einigen Jahren bereits auch sehr erfolgreich choreografische Wege.
In seiner umjubelten Version für das Ballett Zürich Nussknacker und Mausekönig macht Christian Spuck aus einem ursprünglich harmlosen Weihnachtsballett eine poetisch-fantastische Geschichte, die im November wieder zu sehen sein wird.
Choreografien von Crystal Pite und Marco Goecke vereint der Abend Angels’ Atlas. Für das titelgebende Stück widmete sich die Kanadierin der Verbindung von Licht und Tanz. Am Beginn des dreiteiligen Abends steht ihr in seiner kollektiven Wucht überwältigendes Stück Emergence. Einen spannenden Kontrast dazu bietet Marco Goeckes Stück Almost Blue.
Christian Spucks Ballettadaption von Anna Karenina stellt nicht nur das Schicksal der Titelheldin in den Mittelpunkt, sondern widmet sich auch den Lebensentwürfen der weiteren Hauptfiguren aus der anspruchsvollen Romanvorlage. Zu Sinfonik und Kammermusik von Sergej Rachmaninow und Witold Lutosławski hat der Zürcher Ballettdirektor das Schicksal von Tolstois Romanhelden in eindringliche choreografische Bilder übersetzt.
In Monteverdi steht ab Mai wieder die Musik des bedeutendsten italienischen Komponisten des 17. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Ballettdirektor Christian Spuck sucht in diesem Ballettabend nicht nach einer Geschichte, die Claudio Monteverdis Musik überwölbt, sondern schöpft Energie aus der Kraft des Fragmentarischen und der tänzerischen Abstraktion.
Konzerte und Liederabende
In der Saison 22/23 treffen sich die beiden grossen Orchester der Stadt Zürich. Das Tonhalle-Orchester Zürich und die Philharmonia Zürich sowie ihre musikalischen Leiter Gianandrea Noseda und Paavo Järvi pflegen eine Freundschaft, die sich nun auch auf dem Konzertpodium manifestiert. In einer über zwei Spielzeiten angelegten Kooperationen werden Noseda und Järvi die Plätze und die Orchester tauschen. Anlässlich des 150. Geburtstags von Sergej Rachmaninow, der ab 1930 regelmässig in seiner Villa am Schweizer Vierwaldstättersee komponierte, spannen die beiden Orchesterchefs für einen Rachmaninow-Zyklus zusammen. Im Zentrum der Kooperation stehen die monumentalen Klavierkonzerte Rachmaninows. Als Solisten sind in diesem Zyklus international gefeierte Stars wie Yuja Wang oder Yefim Bronfman zu hören.
Wolfgang Rihm gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart und feiert im Jahr 2022 seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass veranstalten das Opernhaus Zürich und das Zürcher Kammerorchester eine Hommage an den deutschen Komponisten und charismatischen Musikdenker. Im Mittelpunkt der im November und Dezember laufenden Veranstaltungsreihe steht eine szenische Neuproduktion von Wolfgang Rihms Kammeroper Jakob Lenz.
Die Inszenierung übernimmt die Schweizer Regisseurin Mélanie Huber, die musikalische Leitung Adrian Kelly. Die Aufführungen mit Yannick Debus als Lenz finden im ZKO-Haus statt. Weiterhin werden im Rahmen der Rihm-Hommage Konzerte in der Tonhalle Zürich mit dem Zürcher Kammerorchester und seinem Künstlerischen Leiter Daniel Hope, im Opernhaus Zürich mit dem Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda und der Sopranistin Mojca Erdmann sowie mit dem Opernhauseigenen Ensemble für Neue Musik «Opera Nova» und dem Komponisten selbst stattfinden.
Nach dem Deutschen Requiem und dem Ersten Klavierkonzert mit Daniil Trifonov unter der Leitung von Gianandrea Noseda im vergangenen Jahr, stehen in der Philharmonischen Saison 22/23 die mit der zweiten und dritten Sinfonie weiter Werke von Johannes Brahms auf dem Programm - einmal kombiniert mit dem Klavierkonzert von Robert Schumann mit Lars Vogt als Solist, einmal mit der Nietzsche-Vertonung Aria/Ariadne von Wolfgang Rihm, dem das Opernhaus eine Reihe von Veranstaltungen als Hommage widmet.
Zwei Philharmonische Konzerte erweitern das romantische Repertoire ins 20. Jahrhundert. Der international gefeierte Bratschist Nils Mönkemeyer spielt das Konzert für Viola und Orchester von Béla Bartók unter der Leitung von Simone Young, die es mit Werken von Richard Strauss und Gustav Mahler kombiniert. Der Solo-Klarinettist der Philharmonia Zürich, Robert Pickup, ist wiederum mit Aaron Coplands Klarinettenkonzert zu hören. Werke von Leonard Bernstein und Jean Sibelius ergänzen dieses Programm unter der Leitung des japanischen Dirigenten Yutaka Sado.
Mit ihrem neuen künstlerischen Leiter Riccardo Minasi erforscht das hauseigene Ensemble für historisch informierte Aufführungspraxis, das Orchestra La Scintilla zunehmend das 19. Jahrhundert, u.a. interpretiert La Scintilla Werke von Brahms und Antonín Dvořák. Aber auch bedeutende Werke des Barock stehen weiterhin auf dem Programm: Unter Riccardo Minasi er-klingen die vier Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach. Mit Trevor Pinnock ist ein Pionier der historischen Aufführungspraxis zu Gast, er dirigiert Georg Friedrich Händels Wassermusik.
Liederabende mit Starsolisten wie Juan Diego Flórez, Asmik Grigorian, Olga Peretyatko, Javier Camarena, Stéphanie d'Oustrac, Sabine Devieilhe, Aleksandra Kurzak und Roberto Alagna sowie Mauro Peter werden auch in der Saison 22/23 den geneigten Liedfreund:innen geboten.
Opernhaus Jung und Extras
Neben der Vielzahl an alljährlichen Workshops, Kursen, Ferienprogrammen in Oper und Ballett sowie dem Musiktheater für Kinder auf der Studiobühne hält das Opernhaus in der kommenden Spielzeit die Uraufführung der Märchenoper Alice im Wunderland im November 2022 für Kinder ab sieben Jahre bereit. Die Auftragskomposition von Pierangelo Valtinoni wird in der Inszenierung von Nadja Loschky zu erleben sein.
Mit Die Schule tanztentsteht in 22/23 ein neues, profilstarkes und nachhaltiges Projekt. In Kooperation mit der Sekundarschule «Im Birch» in Zürich-Oerlikon wird der Tanz zu einem festen Bestandteil in der Oberstufe. Über eine Gesamtlaufzeit von vier Jahren lernen die Jugendlichen verschiedene Stile und Werke kennen, experimentieren mit körperlichen Ausdrucksformen und bauen ein vertieftes Körperbewusstsein auf. In einem letzten Schritt erarbeiten sie eine eigene Performance mit professionellen Choreografinnen und führen diese öffentlich auf. Ein vergleichbares Projekt zum Thema Tanz gibt es in der Schweiz bisher nicht, bei dem so viele Schülerinnen und Schüler aus Familien mit unterschiedlichen Hintergründen erreicht werden können. Das Pilotprojekt wird durch das Zentrum für Schulentwicklung der Pädagogischen Hochschule Zürich begleitet, das Wirkmechanismen und Voraussetzungen für nachhaltige Kulturvermittlung erforschen will.
Last but not least zelebriert das Opernhaus Zürich den Beginn der neuen Saison traditionell mit einem grosses Eröffnungsfest. Am 10. September werden die Türen weit aufgemacht. Die Mitarbeitenden öffnen an diesem Tag die Werkstätten, geben musikalische und tänzerische Kostproben ihres Schaffens und ermöglichen einen anderen Blick auf die Bühne.
Mit dem Bal masqué à l’opéra am 11. März 2023 feiert das Opernhaus unter der Schirmherrschaft der Freunde der Oper Zürich einen grossen Kostümball und rauschende Tanznacht auf den «Brettern, die die Welt bedeuten». Bei der richtigen Verkleidung, um sich unerkannt durch das Nachtleben treiben zu lassen, kann der Kostümfundus des Opernhauses behilflich sein. Hier können sich Nachtschwärmer in eine Göttin oder einen Schurken verwandeln und auch für Kostümwünsche dazwischen können geneigte Ballbesucher:innen einen Blick in den Fundus werfen.
Am Ende der Saison ist oper für alle zurück! Am 17. Juni überträgt das Opernhaus Zürich live auf den Sechseläutenplatz vor dem Haus Donizettis bunte Komödie Don Pasquale mit Julie Fuchs und Johannes Martin Kränzle. Rund 10'000 Besucherinnen und Besucher geniessen den Sommer und schauen von Klappstühlen und Sitzdecken aus einem heiratswilligen alten Geizkragen, einer schönen Gaunerbraut und drei schlagfertigen Intriganten bei ihren musikalischen Spielchen zu.
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