Nijinski
Ballett von Marco Goecke
Musik von Frédéric Chopin und Claude Debussy
Zürcher Neufassung (2019)
Dauer 1 Std. 30 Min. Keine Pause. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Vergangene Termine
Juni 2024
Gut zu wissen
Nijinski
Kurzgefasst
Nijinski
Nur zehn ruhmreiche Jahre waren Vaslav Nijinski an der Spitze von Sergei Djagilews legendären «Ballets Russes» vergönnt. Als Faun und Goldener Sklave berauschte er das Publikum mit virtuosen Sprüngen und androgynem Charisma. Seine gewagten Choreografien provozierten Skandale. Er liebte einen Mann und heiratete eine Frau. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes erlebte der Tänzer einen jähen Absturz: Geisteskrank verdämmerte er dreissig Jahre in Sanatorien, ehe er 1950 in London starb. Eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie, zweifelhafte Diagnosen und Therapieexperimente trieben seine Seele ins Unerreichbare. Marco Goecke hat dem grossen Tänzer und Choreografen ein abendfüllendes Ballett gewidmet. Entstanden ist dabei eine faszinierende Fusion aus Goeckes unverwechselbarer, nervös-vibrierender bis rasender Körpersprache und einer Erinnerung an den Künstler Nijinski, die auch choreografische Elemente aus dessen Tänzerkarriere zulässt. Die Choreografie nimmt den Menschen Nijinski und sein Wesen in den Blick, überführt Emotionen in hoch-ästhetische Bewegungen. Obwohl Marco Goecke den Ausnahmekünstler durch die Etappen seines Lebens begleitet, geht das Stück weit über eine rein biografische Beschäftigung hinaus: Im Mittelpunkt steht der Zauber und der Wert der Kunst – aber auch der Preis, den sie allen Kreativen unnachgiebig abverlangt.
Marco Goecke war in den letzten Jahren immer wieder beim Ballett Zürich zu Gast. Zuletzt war hier seine Choreografie Almost Blue zu sehen. Das Ballett Nijinski hat er ursprünglich für Gauthier Dance in Stuttgart kreiert und 2019 in einer überarbeiteten Zürcher Fassung herausgebracht. Das musikalische Gerüst von Goeckes Ballett bilden - neben Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune - die beiden Klavierkonzerte von Frédéric Chopin. Der Ballettabend ist eine aufschlussreiche Parallele zur berühmten Choreografie Les Noces von Nijinskis Schwester Bronislawa, die in dieser Spielzeit im Rahmen des Programms Timekeepers Premiere hat.
Gespräch
Marco, nach Deer Vision und Petruschka bist du mit deinem Ballett Nijinski erneut beim Ballett Zürich zu Gast. Welche Unterschiede in der Herangehensweise gibt es bei diesen sehr unterschiedlichen Stoffen?
In Nijinski bildet die hochspannende Biografie dieses Ausnahmetänzers und -choreografen den Rahmen für dieses Projekt. Allerdings unterscheidet sich meine Art und Weise der Annäherung nicht so sehr von der Arbeitspraxis bei meinen anderen Stücken. Nach mittlerweile zwanzig Jahren des Choreografierens versuche ich noch immer, mich jedes Mal von allem Wissensballast zu befreien und so naiv wie möglich an ein Thema heranzugehen. Man muss sich diese Naivität und Unschuld bewahren, auch wenn man sich mit einer einschüchternden Persönlichkeit wie Nijinski befassen will. Wenn ich zu viel darüber weiss, macht mir das Angst. Ausgangspunkt jeglicher Auseinandersetzung bin erst einmal ich selbst. Selbst ein Stück über Nijinski beginnt zunächst bei mir, und das Ergebnis wird immer beeinflusst sein von dem, was ich fühle und was mich tagtäglich berührt. Um das gewählte Gegenüber zu begreifen, muss man auch sich selbst verstehen.
Was verbindet dich mit Nijinski?
Der Tanz! Das macht das Thema so spannend. Der Tanz ist unser tägliches Leben: Nijinski war Tänzer, ich bin Tänzer – da entsteht eine besondere Nähe. Für ein Tanzstück ist das eine nahezu perfekte Kombination. Wie Nijinski weiss ich genau, was es heisst zu tanzen, zu springen, zu fliegen, zu träumen... Die Themen seines Lebens sind mir nicht fremd: Erfolg, Misserfolg, Applaus und... der Wahnsinn auch nicht.
Inwiefern gehst du in Nijinski über die pure Selbstreflexion hinaus?
Bei diesem Stück muss ich mich in die Person Nijinskis hineinversetzen. Das muss ich zulassen und dafür alle Schranken in mir öffnen. Mit «Kopfarbeit» hat das nur am Rande zu tun – aber das ist meine Arbeit nie. Ich muss nicht bis ins letzte Detail analysieren, wie zum Beispiel die Lebensumstände seiner Ehefrau Romola de Pulszky aussahen. Das wäre ein ganz kalter Prozess. Ich muss das vor allem innerlich spüren – sofort! In die Literatur über Nijinski, aber auch in seine eigenen Tagebuchaufzeichnungen kann man sich tagelang versenken. Mir ging es bei der Lektüre so, dass ich manche Dinge gar nicht zu Ende lesen musste, weil ich sie längst kapiert hatte. Mir war von Anfang an klar, dass ich ein emotionales Tanzstück choreografieren möchte, das seine Inspiration aus der Figur Nijinskis bezieht, aber über den engen Rahmen eines Biopics unbedingt hinausgehen muss. Es ging nicht darum, jemanden auferstehen zu lassen. Nur die Chronologie dieses Tänzerlebens zu erzählen, würde schnell langweilig werden. Deshalb gibt es bei mir auch keine Renaissance der Ballet russes mit Originalkostümen, sondern – wie im Fall von Le Spectre de la rose und Petruschka – nur gelegentliche Zitate.
An welchen Episoden machst du Nijinskis Biografie fest?
Es gibt die Zeit der Kindheit, den Ruhm als Tänzer und Choreograf und den Weg in die geistige Umnachtung und innere Zurückgezogenheit. Sehr nahe war mir Nijinskis Zeit an der Kaiserlichen Ballettschule in St. Petersburg. Das hat mich an meine eigene Ausbildungszeit in München und Den Haag erinnert. Ich hatte damals das Gefühl, dort ein wirkliches Zuhause zu haben. Die Schule ist nicht nur der Ort für alles, was mit dem Tänzerberuf zu tun hat, sondern auch der Ort, an dem man seine Persönlichkeit entdeckt und zu sich selbst findet. Wichtige Begegnungen und Weichenstellungen für das kommende Leben finden dort statt. Aber auch in Nijinskis Ängsten und seinem Gefühl des Verlorenseins entdecke ich Parallelen.
In der Person Nijinskis kreuzen sich ungezählte Biografien. Auf seinem Weg sind ihm so viele Menschen begegnet. Wie trifft man da eine Auswahl, die für die Dauer von 80 Minuten trägt?
Ein Tanzstück verlangt nach anderen Lösungen als ein Film oder ein Ausstattungsballett. Deshalb habe ich mich neben Nijinski auf vier Persönlichkeiten beschränkt. Ausser der Mutter, dem Freund Isajef und der Ehefrau Romola ist es Sergej Diaghilew, der nicht nur Impresario der Ballets russes, sondern auch Nijinskis grösster Förderer und Liebhaber war. Gerade zu dieser Beziehung ist so viel Unterschiedliches gesagt worden, dass sie immer noch sehr viel Raum für Interpretation bietet. Ansonsten gehe ich immer wieder auf die Leidenschaft und auf den Wahnsinn des Tanzens zurück. Und auf meinen eigenen Wahnsinn im Choreografieren.
Welche choreografische Sprache hast du für Nijinski gefunden? Verwendest du Schritte oder ikonische Posen aus Nijinskis Balletten?
Interessanterweise gibt es von Nijinski praktisch keine bewegten Bilder. Die Vorstellungen, die wir von ihm als Tänzer haben, resultieren aus Schilderungen von Augenzeugen und den Fotografien, die ihn in vielen seiner berühmten Rollen zeigen. Als Choreograf komme ich also gar nicht erst in Versuchung, etwas zu kopieren oder zu imitieren. Ich muss mich ganz auf mich selbst verlassen, auch wenn ich gelegentlich aus seinen Choreografien Petruschka oder dem Nachmittag eines Fauns zitiere. Bei der Arbeit an dem Stück habe ich viel darüber nachgedacht, wie langsam sich der Tanz entwickelt. Nijinski hat als Choreograf immer nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht. Da ist man 100 Jahre später in der Pflicht.
Wie in all deinen Choreografien liegt auch in Nijinski der Fokus auf den Armen, Köpfen und Oberkörpern der Tänzerinnen und Tänzer. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Einwürfe von Sprache, und der Tänzeratem ist oft unüberhörbar. Wie setzt du diese Elemente ein?
Im klassischen Ballett sind das Atmen und auch das Schwitzen verpönt, beides galt als nicht tolerierbarer Hinweis auf Sterblichkeit und Erschöpfung. Bei mir ist das Atmen auf jeden Fall erlaubt. Ich finde es wunderschön, wenn ich Atem höre. Und manchmal muss ich Wörter benutzen. Wörter und keine ganzen Sätze, das würde sonst zerbrechen. Mit diesen Wörtern kann ich ein Publikum leiten. Dabei kann ein Wort ebenso inspirierend sein wie ein Schritt. Solche Kleinigkeiten machen mir wahnsinnigen Spass.
Auch heute noch stehen wir fassungslos vor den ungleichen Phasen dieses Tänzerlebens, in dem die Jahre des Werdens und ein relativ kurzer Zeitraum des künstlerischen Höhenflugs den schier endlos erscheinenden dreissig Jahren des Dahindämmerns in Therapien und Nervenheilanstalten gegenüberstehen. Welche Rolle spielt der Wahnsinn in deinem Stück?
Das ist eine Gratwanderung zwischen Plakativität auf der einen und Echtheit auf der anderen Seite. Hier muss man eine gute Mischung finden. Wenn ein Bild einem Klischee zu entsprechen scheint, muss ich es weiter formen und es so reduzieren oder vergrössern, bis es einen berührt. Das ist nicht einfach. Theatralisch und trotzdem reduziert. Reduziert und plötzlich. So plötzlich wie vielleicht dreissig Jahre im Dämmer.
Wie ändert sich das choreografische Material für den Nijinski im Wahnsinn?
Da ist nicht mehr viel Tanz. Wenn es einem so schlecht geht, dann tanzt man auch nicht mehr. Immer wieder gibt es diese Wutausbrüche Nijinskis, die er immer weniger kontrollieren konnte. Für den Weg in den Wahnsinn haben wir eine Figur erfunden, die diesen Aspekt verkörpert. Wir nennen sie das Wesen der Verdunkelung. Es ist eine Art schwarzes Wesen. Gleichzeitig ist es voller Licht, denn der Wahnsinn ist auch hell. Das Zeichnen hat Nijinski durch diese Jahre getragen, darum habe ich es miteingeflochten. Man kann dem Publikum allerdings kein Stück unter der Lupe zeigen, deshalb hat das Zeichnen dieser Kreise, mit denen sich Nijinski seine eigene Ordnung schafft, etwas Grosses und Rohes, fast wie Bildhauerei.
Welche Qualitäten sollte dein Nijinski-Darsteller mitbringen?
Den Ausdruck für die sehr unterschiedlichen Phasen in Nijinskis Biografie muss er in sich selbst finden: das Kindliche, das Erwachsenwerden, der Erfolg, das Verdämmern. Er muss, glaube ich, eitel sein in grosser Verzweiflung.
1919, bei seinem letzten Auftritt in St. Moritz, wollte Nijinski «die Qualen des schöpferischen Aktes» zeigen. Gehören derartige Qualen auch zu deinem Erfahrungsschatz?
Sie sind ein ständiger und wahrscheinlich auch notwendiger Begleiter. Oft fürchte ich, dass ich überhaupt keine Ideen habe. Dabei ist das noch nie passiert. Nach zwanzig Jahren, könnte man meinen, bekommt man da irgendwann mal eine Sicherheit. Aber das ist nicht so. Es ist heute fast noch schwerer geworden als am Anfang meiner Choreografentätigkeit.
Musikalisch basiert dein Nijinski-Ballett auf den Klavierkonzerten Frédéric Chopins und Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune. Wie kam es zu dieser Auswahl?
Manchmal steht man sich bei der Suche nach der passenden Musik für ein Stück selber im Weg. Ich erinnere mich gut, wie lange ich vergeblich nach der passenden Musik für Nijinski gesucht habe. Eines Tages lagen die Chopin-Konzerte plötzlich einfach da und ergaben genau die Länge, die ich mir für das Stück vorgestellt hatte. Und nicht nur das: Sie transportierten alle Höhen, alle Schwankungen, den gesamten Emotionsraum, so als wären sie eigens für das Stück komponiert worden. Hinzu kommt, dass Chopins Musik viele meiner Bewegungen, die auf Teile des Publikums durchaus auch verstörend wirken, versöhnt. In ihrer Melancholie und Traurigkeit vermag die Musik aber auch im aggressiven Gestus aufzutrumpfen. Die Partie des Fauns aus Nijinskis erstem eigenen Ballett L’Après-midi d’un faune zur gleichnamigen Komposition von Claude Debussy habe ich als Sinnbild für das sexuelle Erwachen gewählt. Ich freue mich sehr darauf, dass Chopin und Debussy in Zürich live musiziert werden. Das hatten wir in Stuttgart nicht.
Seit seiner Uraufführung im Jahr 2016 ist dieses Stück mit Gauthier Dance und anhaltendem Erfolg um die Welt getourt. Wie wird sich die Zürcher Fassung von der Stuttgarter Version unterscheiden?
Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so genau sagen. Mit Sicherheit wird es mit der live gespielten Musik ein direkterer und möglicherweise intensiverer Eindruck. Auch die Besetzung wird etwas grösser sein als die von Gauthier Dance. Es ist gar nicht so einfach, ein Stück einer anderen Compagnie anzuvertrauen.
Das Wichtigste ist, es dann so zu behandeln, als wäre es für genau diese Tänzerinnen und Tänzer, also für das Ballett Zürich, kreiert worden. Das heisst, ich muss auch vor Ort noch einmal daran rackern, damit das Stück wieder neu entsteht und nicht einfach nur «übernommen» wird.
Das Publikum wird also kein Abbild der Produktion aus Stuttgart sehen?
Nein. Obwohl das Stück existiert, muss es für alle Beteiligten eine Premiere sein. Im Grunde ist es das Resultat eines «work in progress». Das Stück muss in kreativer Atmosphäre buchstäblich neu entstehen.
... zumal du fast drei Jahre später auch jemand anders bist, durch den andere Erfahrungen und neue Kämpfe hindurchgegangen sind.
Es sind auch die inneren Kämpfe, das Ganze wiederzusehen und es zu mögen. Das ist nicht immer so einfach. Man mag nicht alles, was man in der Vergangenheit gemacht hat.
Marco, unser Gespräch findet in Paris statt, wo du gerade ein neues Stück für das Ballett der Pariser Oper kreierst. Spürst du hier, wo Nijinski so grosse Triumphe gefeiert hat, etwas von diesem «Spectre de Nijinski»?
Noch mehr als hier in Paris habe ich das in Monte-Carlo empfunden, als Gauthier Dance dort mit Nijinski gastierte. Im kleinen Monaco ist das Erbe der Ballet russes noch heute besonders stark zu spüren. Aber auch hier in Paris kann ich als unverbesserlicher Romantiker die Augen schliessen und mir vorstellen, wie das damals alles war. Und manchmal kommt einem die Gegenwart zu Hilfe. Als ich mir jetzt bei Guerlain, einem der ältesten Parfumhäuser der Welt, ein paar Parfums angeschaut habe, bat mich die Verkäuferin in die sogenannte Salle privée. Dort zeigte sie mir einen mit 18-karätigem Gold überzogenen Flacon in Form einer Fliege. Er enthielt einen Duft, den Guerlain eigens für Sergej Diaghilew entworfen hatte und den es – zum stattlichen Preis von 17.000 Euro – heute nur in dieser Abfüllung gibt. Es war ein unglaublich betörender Duft. Wenn ich mir vorstelle, dass Nijinski diesen Duft an Diaghilew wahrgenommen hat, ist die Ballettgeschichte plötzlich zum Greifen nahe. Das funktioniert nur in Paris!
«Wenn ein Tänzer mit dem Wissen seiner Vergangenheit in den Saal kommt, was er erreicht hat, ist er tot. Er muss ein Kind bleiben.», hast du einmal gesagt. Warum ist dir diese kindliche Unschuld so wichtig?
Da sind wir fast wieder am Anfang unseres Gesprächs, weil ich diese Forderung natürlich auch an mich selbst stelle. Sicher gibt es das Leben in der Öffentlichkeit mit allem, was da an einen herandrängt, und in dem man mit seiner Arbeit von den Menschen wahrgenommen wird. Wenn ich dann aber hier im Theater bin und gleich anfange zu proben, bin ich zwar auf eine Art erwachsen, aber es bleibt doch immer ein völliger Sandkasten, abseits von jeder Art von Glamour und Erfolg. Ich lebe dann nur in diesem Moment, wenn ich etwas mache. Das bleibt immer etwas Kindliches, Kleines, Bescheidenes. Dabei ist es trotzdem vehement. Das ist das eigentliche Salz im Leben. Was wir hier tun dürfen, ist ein unschätzbares Geschenk. Deshalb müssen wir so kindlich und unschuldig bleiben wie möglich. Routine ist der Tod. Ich spüre sofort, wenn jemand keine Unschuld mitbringt. Und keinen Humor. Über das, was wir tun, sollten wir immer auch lachen können. Sonst macht es keinen Spass. Auch im Lachen können die grossen, ernsten Momente entstehen, wo man denkt: Was ist jetzt los? Warum habe ich das gemacht? Warum berührt uns das? Warum berührt es die anderen? Das Wunderbare ist, dass man es nicht weiss und nicht planen kann.
Das Gespräch führte Michael Küster.
Foto von Lola Arge.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Pressestimmen
«Es ist eine faszinierende und verstörende Hommage an einen aussergewöhnlichen Tänzer: Marco Goecke hat seinen Nijinski aus Stuttgart mit dem Ballett Zürich einstudiert, und die Truppe von Christian Spuck sorgt für einen atemberaubenden Abend.»
NZZ vom 10. März 2019«Der Starchoreograf Marco Goecke hat in Zürich bereits Deer Vision und Petruschka gezeigt. Nun feierte sein erstes abendfüllendes Stück Nijinski umjubelte Premiere im Opernhaus.»
Tages-Anzeiger vom 11. März 2019«Marco Goecke ahmt kein Biopic nach, er lotet Seelenlandschaften aus. Fiebrig, atemlos, in rasendem Tempo, in Goeckes eigener Tanzsprache, die die Zürcher Kompanie perfekt umsetzt.»
St. Galler Tagblatt vom 10. März 2019
Essay
August 1929. Im luxuriösen Grand Hôtel des Bains am Lido di Venezia erliegt der Bewohner von Apartment Nº 518 den Folgen einer Blutvergiftung. Ein plötzlicher Tod. Immerhin hat Sergej Diaghilew bis kurz vor seinem Ableben noch üppige Mahlzeiten und das eine oder andere Glas Champagner genossen. Derweil sitzt sein berühmtester Protegé Vaslav Nijinski seit Monaten in einem Kreuzlinger Sanatorium fest. Es handelt sich um eine vergleichsweise noble Klinik namens Bellevue, der Ex-Tänzer kann den Aufenthalt dort eigentlich gar nicht mehr finanzieren. Aus und vorbei die gloriose Ära seiner Erfolge, passé sein Leben an der Seite von Sergej Diaghilew – samt kostspieligen Sommerfrischen in der Serenissima. Während der kunstsinnige Impresario und Betreiber der Ballets russes ein hübsches Sümmchen im Tresor des Hôtel des Bains hinterlässt, sitzt der wahngeplagte Nijinski auf dem Trockenen. Seine Gattin Romola muss das Geld für Unterkunft, Behandlung und Verpflegung im Bellevue bei Gönnern in halb Europa zusammenbetteln. Was ihr nur gelingt, weil Nijinskis Auftritte noch unlängst die Menschen magnetisch angezogen haben, sein Tanz hypnotische Wirkung entfaltete. Jetzt treibt er, von Geisteskrankheit gefesselt, durch eine endlose Albtraumnacht. Diagnose: Schizophrenie.
Vaslav Nijinskis Stern hat das Tanzfirmament 1909 wie eine Supernova erleuchtet. Ein paar Jahre nur, dann verglüht er, erlischt für immer. Aber das, was als Nachbild auf der Netzhaut aller Zeitzeugen stehen bleibt und in Zeitungszeilen, Gedichtverse, Gemälde und Skulpturen gegossen wird, macht seine Kunst unsterblich – und ihn selbst zum Mythos. Sein Liebhaber und Mentor Diaghilew steigt derweil im kollektiven Gedächtnis zum Fackelträger der Tanzavantgarde empor. So bleibt das Paar, wiewohl seit 1913 getrennt, in den Annalen des Tanzes auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet.
Vor diesem Hintergrund hat es schon beinahe schicksalhafte Bewandtnis, wenn Marco Goecke seinen Nijinski nun mit dem Ballett Zürich teilt, am Opernhaus, nur einen Steinwurf vom Bellevue-Platz entfernt. Nicht nur, dass der echte Nijinski im Kreuzlinger Bellevue einsass, in der Schweiz erlitt er auch den finalen Zusammenbruch. Im Januar 1919 tanzte Nijinski ein letztes Solo, vor Hotelgästen in St. Moritz. Ein Finale, das einem Untergang gleichkommt. Ein paar Schritte, Gebärden, dann fällt aus seinem Mund der Satz: «Das Pferdchen ist müde.» Ende der Vorstellung, für immer. Marco Goeckes fiebrige Choreografie scheint an diesem Schlusspunkt anzusetzen. Scheint die Befindlichkeit einer geschundenen Seele wie eine Eruption in den Raum hinauszuschleudern. Tatsächlich geht es in dieser flamboyanten Arbeit um letzte Fragen, letzte Dinge: um Einsamkeit, Genialität, Liebe, Zorn, Leidenschaft, Verstrickung und den freien Fall in die Abgründe des eigenen Ich. Goecke blättert durch Nijinskis Biografie wie durch ein Geister-Album. Er ruft die Figur der Mutter auf, Diaghilew natürlich und Romola. Er zeichnet sie so real oder irreal wie die Bühnengeschöpfe, die Nijinski erschaffen und mit seiner Signatur versehen hat: Petruschka, den Faun, den Geist der Rose. Nicht zu vergessen das epochale Werk schlechthin, Le Sacre du printemps – archaischer Ritus und prophetische Vision, uraufgeführt 1913 im Vordämmer des Ersten Weltkriegs und an der Schwelle jener Geschehnisse, die den Lebensweg des Tänzers in verhängnisvolle Richtung lenken.
Dieser Weg beginnt 1889 in Kiew, wo Vaslav Fomitsch Nijinski als mittleres von drei Kindern geboren wird. Mutter und Vater ziehen als Tänzer und Ballettmeister über verschiedene Schauplätze, vererben ihr Talent nicht nur dem zweitältesten Sohn, sondern auch dessen zwei Jahre jüngerer Schwester Bronislawa. 1897 zieht der Nachwuchs mit der Mutter nach Sankt Petersburg, wo Vaslav den Sprung an die Kaiserliche Ballett-Akademie schafft. Er fällt auf, von Anfang an: als extrem begabt, extrem ehrgeizig, extrem aufsässig – kurzum: rundum eigensinnig. 1907 tritt er dem Ensemble des Mariinsky bei, wo er unverzüglich solistische Partien tanzt. Fürst Pawel Lwow ist es, der Nijinski mit gleichgeschlechtlichem Begehren und den einschlägigen Kreisen der Metropole bekannt macht. Dort begegnet er Sergej Diaghilew, der russische Kunst gen Westen exportiert und gerade eine Opern- und Ballettsaison in Paris in Planung hat. Der ausserordentlich gebildete Maestro sprudelt vor Energie und Ideen, lebt offen homosexuell und ist sich schon seit seiner Jugend sicher: «Verdammt noch mal – ich bin keine gewöhnliche Person (!!!).» Seine «Qualitäten als Showman» (Nicolas Nabokov) sind bald genauso in aller Munde wie seine Begabung als «genialer Erfinder» (Gabriel Astruc), der Kunst und Künstlern den roten Teppich ausrollt und Allianzen schmiedet, um Gesamtkunstwerke aus Musik, Licht, Tanz, Bühne und Kostümen zu produzieren.
Der Mann mit dem Menjoubart und der Jüngling mit den hohen Wangenknochen werden ein Paar. Kein Gespann auf Augenhöhe, gleichwohl zetteln sie gemeinsam eine Revolte auf der Tanzbühne an. Doch zunächst öffnet sich im Mai 1909 der Vorhang des Pariser Théâtre du Châtelet für Nijinskis Debüt: in Le Pavillon d’Armide, Les Sylphides (alias Chopiniana) und einem Divertissement. Der Novize wird hymnisch gefeiert und bald so fanatisch verehrt, dass die Ballerinen um ihre Bühnenvorherrschaft fürchten müssen. In den Jahren 1912 und 1913 gehen dann zwei skandal- und schlagzeilenträchtige Inszenierungen auf Nijinskis Konto, die das Ballett geradezu in die Moderne katapultieren: L’Après-midi d’un faune und Le Sacre du printemps. Als Choreograf wirft Nijinski den orthodoxen Akademismus über Bord und ersinnt für Faun und Frühlingsopfer wundersame Ikonografien: ein prähistorisch gezeichnetes Körperbeben hier, einen antik getönten Fries mit autoerotischer Färbung dort. Unversehens erzittert jedoch sein eigenes Leben. Kurz nach den Pariser Sacre-Turbulenzen überquert Nijinski den Atlantik, gemeinsam mit der Compagnie, der neuerdings auch eine gewisse Romola de Pulszky angehört. In Buenos Aires heiraten die beiden. Pure Provokation für Diaghilew. Es kommt zum Bruch – ein Abschied ohne Aussicht auf Wiederkehr, der Anfang vom Ende. Wahnvorstellungen schleichen sich ein, werden zu übermächtigen Gefährten, die den einstigen Startänzer zerstören. Nicht aber seinen Nimbus. Der sagenhafte Klang seines Namens verstummt auch nicht nach seinem Tod im Jahr 1950.
Warum aber ist dieser Mann, dem die Tanz-Muse Terpsichore nur eine Handvoll glücklicher Jahre schenkte, bis heute ein derartiges Faszinosum? Wieso nimmt uns dieser tragische Held so widerstandslos für sich ein, wenn er bei Marco Goecke wie ein Verrückter zappelt und zuckt, liebt und leidet, um zuletzt nur noch Kreise zu kritzeln, manisch und meditativ, gestört und in sich selbst gefangen? Über Nijinskis zeitlose Attraktion lassen sich unendlich viele Mutmassungen anstellen. Sicher ist, dass sich in seinem Wesen das zwiespältige Kolorit der Jahrhundertwende widerspiegelt: Künstler und Neurastheniker, Klassiker und Formrebell, homophil und heterosexuell, leistungsfähig und labil, Perfektionist und Psychiatriepatient – Nijinski ist ein Nietzsche des Tanzes, ein Gott, der in die Hölle stürzt. Leicht, sich auszumalen, was geschehen wäre, hätte er hundert Jahre später das Licht der Welt erblickt: Der ganze Kunstzirkus läge diesem «monstre sacré» zu Füssen. Freilich vollzöge sich auch sein Verfall in aller Öffentlichkeit, von parasitischen Paparazzi ausgebeutet, von den Organen der Sensations-Presse verdaut – bis nichts mehr vom Mythos übrig bliebe.
So gesehen verdankt sich Nijinskis Strahlkraft nicht zuletzt der Tatsache, dass von ihm selbst nichts übrig blieb. Kein Film, keine Tonspur, kein In-Vivo-Zeugnis, das seine Person und seinen Tanz bis in alle Ewigkeit fixiert und einbalsamiert hätte. Dieses Bühnentier existiert für die Nachgeborenen nur in der Wahrnehmung anderer, in Artikeln, Erinnerungen, Aufzeichnungen, Plastiken, Skizzen und Fotos, die Freunde und Wegbegleiter von ihm angefertigt haben. Ob auf Papier, ob in Metall gegossen – diese Abbilder halten fest, was Nijinski aus seinem Inneren herausholt. Alles Theaterhafte wird getilgt. Nichts ist Ostentation, Gehabe, Gemache. Stattdessen leuchtet allein die Empfindung, und das Spiel mit der eigenen Emotion.
Die Wucht des Ausdrucks ist das eine, die virtuose Besessenheit das andere. Sie quillt Nijinski aus jeder Tanzpore, was niemand besser weiss als Diaghilew, der ihn antreibt, bewundert und lukrativ vermarktet: «Seine Kunst grenzt an ein Wunder! Ein wahrer Löwe des Tanzes! Er setzt mit zwei Sprüngen über die Bühnendiagonale.» So schwärmt der Patron 1908 dem Pariser Theaterdirektor Gabriel Astruc vor. Mit Erfolg, man wird handelseinig. Was es genau mit Nijinskis Genius auf sich hat – und zwar auch als Choreograf –, das seziert Hugo von Hofmannsthal vier Jahre später im Anschluss an eine Besichtigung des Faun. Der Dichter bestaunt ein «Äusserstes an Konzentration» und erklärt: «Zu befremden ist das Los und das Vorrecht des Neuen, des Bedeutenden in der Kunst. Man ist gewohnt, in Nijinski den geniehaftesten und darum eben den fasslichsten aller Mimen zu geniessen. Hier aber handelt es sich nicht mehr um den Tänzer, den Mimen, den Interpreten, sondern um den Urheber eines Ganzen.» Hofmannsthal betrachtet Nijinski als ebenbürtig, als «Autor» eines Kunstwerks, dessen Textur sich durch die «Dichtigkeit des Gewebes» auszeichnet – «welche eben seine hohe Qualität ausmacht.»
Wer weiss, welche publizistischen Schlachten zu diesem Zeitpunkt schon hinter Nijinski liegen, wie sich Pro-und-Contra-Fraktion nach der Pariser Uraufführung des Faun bekriegt haben, nur um im Sacre-Getümmel abermals aufeinander einzudreschen – der kann ermessen, was das Lob aus Hofmannsthals berufener Feder bedeutet. Der Schriftsteller zollt nicht nur Anerkennung, vielmehr errichtet er ein Podest, auf dem Nijinski zu stehen kommt und postum stehen bleibt: als prometheischer Künstler, der für seine Sache brennt, und verbrennt. Im Dezember 1928 besucht Harry Graf Kessler einmal mehr Paris, natürlich auch das aktuelle Programm der Ballets russes. Hinter der Bühne erwartet er Diaghilew, der «mit einem kleinen, hage ren Jungen in einem zerschlissenen Mantel» auf ihn zukommt. Ein Fremder, eine abgerissene Gestalt… «Aber es ist doch Nijinski!», ruft Diaghilew, zu Kesslers tiefer Bestürzung: «Das Gesicht, das so oft wie ein Gott geleuchtet hatte, Tausenden ein unvergessliches Erlebnis, ist grau, schlaff, leer, nur noch flüchtig von einem verständnislosen Lächeln, einem kurzen Schein wie von einer verflackernden Flamme erleuchtet.» Gott ist tot, der stolze «Löwe des Tanzes» nur noch ein waidwundes, «krankes Tier».
August 1929 – kein Jahr später. Diaghilew stirbt am Lido und wird auf Venedigs Toteninsel San Michele beerdigt. Ein kuppelbekröntes Marmorgrab wölbt sich über seinen sterblichen Überresten. 1971 findet Igor Strawinsky, der einst auf Diaghilews Geheiss den musikalischen Sacre-Sturm entfesselte, nur ein paar Schritte weiter zur letzten Ruhe. Da liegt Vaslav Nijinski schon lang auf dem Pariser Cimetière Montmartre begraben, in nicht minder prominenter Gesellschaft: Hector Berlioz und die «Kameliendame» alias Marie Duplessis zählen ebenso zu seinen Nachbarn wie Auguste Vestris, der «Dieu de la Danse» des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Ein trauriger Clown schaut uns an. Tränensäcke kräuseln sich in seinem Gesicht, tiefe Furchen schneiden wie Gletscherfalten durch Stirn und Wangen, schwer lastet der Kopf in der Hand. Ein Bild des Barmens. Nur Kappe und Rüschenkragen verraten, wer hier auf Nijinskis Grabplatte sitzt, von Oleg Abaziev in Bronze gegossen: Petruschka, die Jahrmarktspuppe, der Vaslav Nijinski 1911 seinen Bühnenatem einhauchte. Keine Geringere als Sarah Bernhardt soll bei ihrem Anblick ausgerufen haben: «Ich habe Angst, Angst – ich sehe den grössten Schauspieler der Welt.» Ob Fakt, Fiktion oder nur hübsch erzählte Anekdote, was verschlägt’s? Es ist in jedem Fall die Wahrheit.
Text von Dorion Weickmann.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 66, Februar 2019.
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Fragebogen
Esteban Berlanga
Esteban Berlanga kommt aus Spanien. Nach seiner Ausbildung am Royal Conservatory of Albacete und am Professional Dance Conservatory of Madrid tanzte er im English National Ballet, seit 2012 als Erster Solist. Von 2013 bis 2018 war er Principal Dancer in der Compañia Nacional de Danza de España. Seit der Saison 2018/19 ist er Erster Solist des Balletts Zürich. Im Juni ist er in der Titelrolle von Marco Goeckes Ballett «Nijinski» zu erleben.
Aus welcher Welt kommst du gerade?
Gerade habe ich gemeinsam mit Graciano Armero Berlanga, einem Cousin meines Vaters, ein Buch über mein Leben als Tänzer herausgebracht. Es heisst Esteban und ist voll mit Texten, Bildern und Briefen von Freunden und Berufskollegen. Im Zusammenhang damit habe ich einige Interviews gegeben und Werbung für Ballett und Tanz in Castilla – La Mancha, meiner spanischen Heimatregion, gemacht. Dort bekomme ich Ende Mai sogar einen Preis, worüber ich mich natürlich sehr freue.
Worauf freust du dich am meisten in Marco Goeckes Nijinski?
Einfach auf alles. Nicht nur auf die Choreografie, sondern auch darauf, Nijinskis Geist in mir und für das Publikum wieder zum Leben zu erwecken. Ich kann die Vorstellungen kaum erwarten.
Was sind für dich als Tänzer die besonderen Herausforderungen in der Rolle des Nijinski?
Marco Goeckes Choreografien leben von den in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit ausgeführten, repetitiven Bewegungen. Da darf man nicht rauskommen und muss genau zählen. Ausserdem ist Ausdauer gefragt, und man muss sich seine Kräfte für das komplette Stück sehr genau einteilen, um bis zum Schluss durchzuhalten.
Welches Buch würdest du niemals aus der Hand geben?
Ich habe eigentlich kein wirkliches Lieblingsbuch. Mit Gewinn gelesen habe ich aber El mundo amarillo (Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt) von Albert Espinosa. Mit vierzehn war er an Knochenkrebs erkrankt und hat die weiteren zehn Jahre tapfer dagegen angekämpft. Mit unerschütterlicher Energie und ganz viel Humor!
Welche Musik hörst du gerade besonders gern?
Die berühmte spanische Sängerin Isabel Pantoja steht seit fünfzig Jahren auf der Bühne. Gerade hat sie einige ihrer alten Lieder mit einem modernen Orchester neu aufgenommen. Das ist eine herrliche Wiederbegegnung.
Welchen überflüssigen Gegenstand in deiner Wohnung magst du am meisten?
Von einer Reise nach Havanna habe ich ein Gemälde mitgebracht. Unter dem Wort «Multidestino» sieht man einen Jungen und ein Mädchen, die sich gegenüberstehen und sich anschreien. Sehr dramatisch und alles in Orange!
Mit welcher Persönlichkeit würdest du gerne mal zu Abend essen?
Gern würde ich mich mit der spanischen Sängerin Vanesa Martín treffen. Ich mag ihre Stimme, ihre Lieder, ihre Persönlichkeit. Ganz sicher hätte ich viele Fragen zum Hintergrund ihrer Texte.
Wie wird die Welt in hundert Jahren aussehen?
Ich werde mit Sicherheit nicht mehr da sein. Bestimmt wird sie ganz anders aussehen als das, was wir jetzt kennen. Aber wie wir gerade erleben, sind auch längst für überwunden gehaltene Ideen nicht aus der Welt und gewinnen neue Aktualität. Es bleibt also spannend zu sehen, wie sich das entwickelt.
Dieser Artikel ist erschienen im MAG 113, Juni 2024.
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Nijinski
Synopsis
Nijinski
Erstes Bild
Die Macht der Kunst
Bedrohlich und doch verheissungsvoll scheint die Welt der Kunst zu beben.
Ein Tänzer auf der Suche nach seinem künstlerischen Ich. Die Ahnung von etwas Neuem zeichnet sich am Horizont ab.
Zweites Bild
Terpsichore
Terpsichore, die göttliche Muse des Tanzes, erscheint und verschenkt ihre Inspiration.
Drittes Bild
Diaghilew
Diaghilew, der geniale Impresario und Kunstkenner, fühlt sich berufen, die russische Kunst bekanntzumachen. Terpsichore haucht auch ihm ihren göttlichen Funken ein. Doch die Ahnung von Ruhm weckt auch Diaghilews Gier.
Viertes Bild
Nijinski
Vaslav Nijinski wächst heran und wird Teil der Ballettwelt.
Sein Talent ist unübersehbar. Er lebt mit seiner Mutter zusammen.
Fünftes Bild
Matka
Matka, seine polnische Mutter, umsorgt Nijinski und fördert sein Talent.
Als er an der Kaiserlichen Ballett-Akademie in St. Petersburg aufgenommen wird, nehmen die beiden Abschied.
Sechstes Bild
Erwachen
Nijinskis Kreativität bricht hervor. Rollen, die er in Zukunft tanzen wird und die seinen Namen unsterblich machen werden, blitzen auf.
Sein sexuelles Begehren erwacht.
Siebtes Bild
Les Ballets russes
Unter Diaghilews Leitung formieren sich die Ballets russes.
Zwischen Nijinski und Diaghilew entsteht eine Hassliebe.
In einem erotischen Traum begegnet Nijinski seinem Freund Isajef.
Der Traum endet im Tanz – und in der Kunstfigur des triebhaften Fauns.
Achtes Bild
Ruhm
Nijinski ist auf der Höhe seines Ruhms und verkörpert seine berühmtesten Partien: Petruschka, den Faun und den Geist der Rose.
Er begegnet Romola, seiner zukünftigen Frau.
Neuntes Bild
Das Wesen der Verdunklung
Es kommt zum Bruch von Diaghilew und Nijinski. Das Wesen der Verdunklung senkt sich über Nijinskis Gemüt und treibt ihn in die Isolation. Wahnsinn gewinnt die Macht über seinen Geist. Immer wieder kommt es zu unkontrollierten Wutausbrüchen.
Zehntes Bild
Kreise
Das Zeichnen unzähliger Kreise lindert Nijinskis Verwirrung.
Die hochkomplexen, aber auch wilden Zeichnungen sind alles, was von seinem kreativen Leben übrig ist.
Biografien
Marco Goecke, Choreografie
Marco Goecke
Marco Goecke stammt aus Wuppertal. Seine Ballettausbildung absolvierte er an der Ballettakademie der Heinz-Bosl-Stiftung München sowie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Darauf folgten Engagements an der Staatsoper Berlin und am Theater Hagen. An diesem Theater schuf Goecke im Jahr 2000 seine erste Choreografie mit dem Titel Loch. Es folgten mehrere Choreografien für die Noverre-Gesellschaft mit Tänzern des Stuttgarter Balletts und eine Einladung an das New York Choreographic Institute. Mit der Spielzeit 2005/06 wurde Marco Goecke zum Hauschoreografen des Stuttgarter Balletts ernannt und kreierte dort 2006 sein erstes Handlungsballett Nussknacker, das später auch für den ZDF-Theaterkanal verfilmt wurde. Von 2006 bis 2012 hatte Goecke den Titel des Hauschoreografen auch beim Scapino Ballet Rotterdam inne. Ab der Spielzeit 2013/14 wurde er Associate Choreographer beim Nederlands Dans Theater. 2019 bis 2023 war er Gauthier Dance als «Artist in Residence» verbunden, von 2019 bis 2023 war er Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover. Von den über neunzig Werken, die Goecke innerhalb von wenigen Jahren geschaffen hat, gehören viele zum Repertoire namhafter Ballettcompagnien, u. a. Grands Ballets Canadiens de Montréal, Canadian National Ballet, Ballett-Theater München, Finnish National Ballet, Ballett Zürich, Ballett am Rhein Düsseldorf, Ballett der Opéra de Paris und Ballett der Wiener Staatsoper. Marco Goecke wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Nijinsky Award Monte Carlo, der Niederländische Tanzpreis «Zwaan» sowie der italienische «Danzadanza Award» für Nijinski als «Beste Choreografie des Jahres». In der Kritikerumfrage der Zeitschrift tanz wurde er 2015 als «Choreograf des Jahres» ausgezeichnet. Das vom NDT uraufgeführte Stück Wir sagen uns Dunkles wurde für den Prix Benois nominiert. 2022 wurde Marco Goecke mit dem Jiří-Kylián-Ring sowie dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören das abendfüllende Stück A Wilde Story über den Schriftsteller Oscar Wilde für das Staatsballett Hannover sowie das 2023 entstandene Stück In The Dutch Mountains für das Nederlands Dans Theater. Mit der
Spielzeit 2025/26 wird Marco Goecke Direktor des Balletts am Theater Basel.
Valtteri Rauhalammi, Musikalische Leitung
Valtteri Rauhalammi
Der finnische Dirigent Valtteri Rauhalammi erhielt seine künstlerische Ausbildung an der Sibelius-Akademie in Helsinki und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Die klassische Kapellmeisterlaufbahn führte ihn über Pforzheim und Aachen nach Trier, wo er vier Jahre lang Erster Kapellmeister war und u.a. die deutsche Erstaufführung von Philip Glass’ Oper The Voyage dirigierte. Neben Konzertdirigaten, u.a. in Wuppertal, gastierte er am Staatstheater Oldenburg, am Staatstheater Nürnberg und am Staatstheater Mainz. 2012 ging er als Erster Kapellmeister ans Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, wo er u.a. La Traviata, Der Rosenkavalier und Weinbergs Oper Die Passagierin dirigierte. 2017 wechselte Rauhalammi an die Staatsoper Hannover und war u.a. für Manon Lescaut, Die Zauberflöte, Der Freischütz, Dialogues des Carmélites wie auch den Ballettabend Nijinski verantwortlich. Von 2016 bis 2022 war er musikalischer Assistent von Christian Thielemann bei den Bayreuther Festspielen. Seit Oktober 2021 hat Valtteri Rauhalammi die Professur für Musiktheaterkorrepetition an der Hochschule für Musik in Dresden inne und dirigiert weiterhin als Gast u.a. am Badischen Staatstheater Karlsruhe und bei der Neuen Philharmonie Westfalen. Am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen leitet er demnächst die deutsche Erstaufführung der Oper Innocence von Kaija Saariaho.
Michaela Springer, Bühnenbild und Kostüme
Michaela Springer
Michaela Springer studierte Bühnen- und Kostümbild an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Martin Zehetgruber. Vor und während ihres Studiums arbeitete sie als Assistentin am Schauspiel Stuttgart und am Aalto Theater Essen. Seit 2005 ist sie als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin für Schauspiel, Oper und Ballett tätig und entwarf in Deutschland u.a. die Ausstattung für Produktionen an der Württembergischen Landesbühne Esslingen, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Hessischen Staatstheater Wiesbaden, Schauspielhaus Dortmund, Schlosstheater Moers und am Rheinischen Landestheater Neuss. Mit dem Choreografen Marco Goecke arbeitete Michaela Springer erstmals 2005 zusammen und entwarf die Kostüme für sein Ballett Sweet Sweet Sweet. Es folgten Ausstattungen beim Stuttgarter Ballett für Der Nussknacker (2006), Alben (2008), Orlando (2010), Black Breath (2012) On Velvet (2013) und Lucid Dream (2015). Die erfolgreiche Zusammenarbeit setzte sich auch bei Auftragswerken für das Scapino Ballett Rotterdam mit Der Rest ist Schweigen (2005), Bravo Charlie (2007) und Songs for Drella (2011), für Les Ballets de Monte-Carlo mit den Stücken Whiteout (2008) und Le Spectre de la Rose (2009) fort, für das Ballett Zürich mit dem Stück Deer Vision (2014)wie auch bei dem Ballett Fur (2009) für das Norwegische Nationalballett. Michaela Springer entwarf ausserdem die Kostüme zu zwei Balletten des Choreografen Demis Volpi.
Udo Haberland, Lichtgestaltung
Udo Haberland
Udo Haberland war zunächst Fotograf in Berlin. 1988 begann er, für Film und Fernsehen sowie für die Staatsoper Stuttgart zu arbeiten. Als freier Lichtgestalter und Beleuchtungsmeister für Ballett, Tanz, Oper und Schauspiel arbeitete er in Europa, den USA und Australien, u.a. für die Salzburger Festspiele, die Wiener Festwochen und die Ludwigsburger Festspiele. Im kommerziellen Bereich war er u.a. für Arte, MTV & VIVA, ARD, ZDF, Deutsche Telekom, Daimler-Crysler, Toyota, Kodak tätig. Seit 2003 verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit dem Choreografen Marco Goecke. Udo Haberland war Lichtdesigner bei sämtlichen Goecke-Kreationen für das Stuttgarter Ballett. Daneben entstanden gemeinsame Produktionen für das Scapino Ballett Rotterdam, das Nederlands Dans Theater, Les Ballets de Monte-Carlo, die São Paulo Companhia de Dança, das Staatsballett Berlin, das Norwegische Nationalballett, das Ballett am Rhein, das Ballett des Theaters am Gärtnerplatz und das Ballett der Opéra de Paris. Ausserdem arbeitet Udo Haberland mit den Choreografen Cayetano Soto, Örjan Andersson, Bridget Breiner, Jérôme Delbey und Giovanni Di Palma zusammen.
Michael Küster, Dramaturgie
Michael Küster
Michael Küster stammt aus Wernigerode (Harz). Nach dem Studium der Germanistik, Kunst- und Sprechwissenschaft an der Universität Halle war er Moderator, Autor und Sprecher bei verschiedenen Rundfunkanstalten in Deutschland. Dort präsentierte er eine Vielzahl von Klassik-Programmen und Live-Übertragungen wichtiger Konzertereignisse, u. a. aus der Metropolitan Opera New York, der Semperoper Dresden und dem Leipziger Gewandhaus. Seit 2002 ist er Dramaturg am Opernhaus Zürich, u. a. für Regisseure wie Matthias Hartmann, David Alden, Robert Carsen, Moshe Leiser/ Patrice Caurier, Damiano Michieletto, David Pountney, Johannes Schaaf und Graham Vick. Als Dramaturg des Balletts Zürich arbeitete Michael Küster seit 2012 u. a. mit Cathy Marston, Marco Goecke, Marcos Morau, Edward Clug, Alexei Ratmansky, William Forsythe, Jiří Kylián und Hans van Manen, vor allem aber mit Christian Spuck zusammen (u. a. Romeo und Julia, Messa da Requiem, Winterreise, Dornröschen). An der Mailänder Scala war er Dramaturg für Matthias Hartmanns Operninszenierungen von Der Freischütz, Idomeneo und Pique Dame.
Esteban Berlanga, Nijinski
Esteban Berlanga
Esteban Berlanga stammt aus Spanien. Nach seiner Ausbildung am Royal Conservatory of Albacete und am Professional Dance Conservatory of Madrid tanzte er von 2006 bis 2013 im English National Ballet. Dort wurde er 2012 zum Ersten Solisten ernannt. U. a. tanzte er Prinz Siegfried in Schwanensee von Derek Dean, den Prinzen in Kenneth MacMillans Dornröschen, Albrecht in Giselle von Mary Skeaping, den Nussknacker in der Choreografie von Wayne Eagling und Frédéric in L’Arlésienne von Roland Petit. Für Faun(e) von David Dawson wurde er für den «Benois de la Danse» nominiert. Von 2013 bis 2018 war er Principal Dancer in der Compañia Nacional de Danza de España. Dort war er solistisch u. a. in Choreografien von William Forsythe, Itzik Galili und Roland Petit zu erleben. Seit der Saison 2018/19 ist er Mitglied des Balletts Zürich, seit 2022 Erster Solist. Er war in der Titelrolle von Marco Goeckes Nijinski zu erleben und tanzte Hauptrollen in Choreografien von Christian Spuck (u.a. Dornröschen; Anna Karenina), Cathy Marston (The Cellist; Snowblind) u.v.a.. In Spanien gründete er die Esteban-Berlanga-Stiftung zur Förderung junger Talente. 2024 erhielt er den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».
Chandler Dalton, Nijinski / Freund Isajef
Chandler Dalton
Chandler Dalton ist Amerikaner. Seine Ballettausbildung erhielt er an der School of Richmond Ballet und an der Ben Stevenson Academy des Houston Ballet. Während seines Engagements beim Houston Ballet tanzte er u. a. James in Bournonvilles La Sylphide, Prinz/Drosselmeier in Stanton Welchs Nussknacker sowie in Balletten von Christopher Bruce, James Kudelka, John Neumeier, Jerome Robbins, George Balanchine, Aszure Barton, Arthur Pita und Ben Stevenson. Seit der Spielzeit 2023/24 ist er Mitglied des Balletts Zürich. Hier war er u. a. in der Titelrolle von Marco Goeckes Nijinski, als Leon in Cathy Marstons Atonement sowie in Choreografien von Wayne McGregor, Christian Spuck und Marcos Morau zu erleben.
Pablo Octávio, Nijinski
Pablo Octávio
Pablo Octávio ist Brasilianer. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Er war Finalist beim Prix de Lausanne 2011. Von 2012 bis 2023 tanzte er im Badischen Staatsballett Karlsruhe. Wichtige Rollen in Karlsruhe waren Romeo, Mercutio und Benvolio in Romeo und Julia von Kenneth MacMillan, Prinz in Der Nussknacker von Youri Vamos, Lucentio in Der Widerspenstigen Zähmung von John Cranko und Albrecht in David Dawsons Giselle. Seit der Saison 2023/24 ist Pablo Octávio Mitglied des Balletts Zürich.
Brandon Lawrence, Diaghilew
Brandon Lawrence
Brandon Lawrence stammt aus Grossbritannien. Seine Ballettausbildung erhielt er an der Royal Ballet School. Er wurde mit dem Phyllis Bedells Award ausgezeichnet und war mehrfach als bester klassischer Tänzer bei den britischen National Dance Awards nominiert. Von 2011 bis 2023 tanzte er im Birmingham Royal Ballet, seit 2019 als Principal Dancer. Wichtige Rollen waren Prinz (Nussknacker), Franz (Coppélia), Prinz Florimund (Dornröschen), Prinz Siegfried (Schwanensee) in Choreografien von Peter Wright, Romeo in Kenneth MacMillans Romeo und Julia, Colas in Frederick Ashtons La Fille mal gardée, Prinz (Cinderella), Beast (The Beauty and the Beast), Albrecht (Giselle) und Otello (Shakespeare Suite) in Choreografien von David Bintley. Ausserdem war er in Stücken von Carlos Acosta, Edward Clug, Jiří Kylián, Juliano Nunes, Twyla Tharp und Uwe Scholz zu erleben. 2022 war er Principal Guest Artist beim Cape Town City Ballet. Seit der Saison 2023/24 ist Brandon Lawrence Erster Solist des Balletts Zürich und tanzte in Choreografien von Cathy Marston (Robbie in Atonement; The Cellist; Snowblind), Marco Goecke (Diaghilev in Nijinski), Wayne McGregor, Bronislava Nijinska, Mthuthuzeli November, Jerome Robbins und Christian Spuck.
Daniel Mulligan, Diaghilew / Text
Daniel Mulligan
Daniel Mulligan stammt aus Grossbritannien und studierte an der Royal Ballet School in London. Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett ist er seit 2009/10 Mitglied des Balletts Zürich. Er tanzte in Stücken von Mats Ek, William Forsythe, Marco Goecke, Johan Inger, Jiří Kylián, Sol León/Paul Lightfoot, Hans van Manen, Marcos Morau, Ohad Naharin, Crystal Pite und Heinz Spoerli. Wichtige Rollen waren Mercutio/Benvolio in Romeo und Julia, Fritz/Clown in Nussknacker und Mausekönig, Stiwa in Anna Karenina und Grüne Fee in Dornröschen von Christian Spuck, Mephisto in Faust und Tod in Peer Gynt von Edward Clug sowie Vater in The Cellist von Cathy Marston. 2022 erhielt er den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».
Charles-Louis Yoshiyama, Diaghilew / Arzt
Charles-Louis Yoshiyama
Charles-Louis Yoshiyama hat die japanische und die französische Staatsbürgerschaft. Seine Tanzausbildung erhielt er am Trinity College in London und an der English Ballet School. 2007 wurde er Mitglied des Houston Ballet, 2016 wurde er zum Principal Dancer ernannt. Wichtige Rollen waren Kronprinz Rudolf in Mayerling und De Grieux in Manon von Kenneth MacMillan sowie Oberon in John Neumeiers Sommernachtstraum. Ausserdem tanzte er in L’Arlésienne von Roland Petit und zahlreichen Werken von George Balanchine. In Choreografien von Ben Stevenson verkörperte er Basilio (Don Quixote), Prinz Florimund (Sleeping Beauty), Franz (Coppélia), Mercutio (Romeo und Julia) und Prinz (Der Nussknacker). In Choreografien von Stanton Welch war er Siegfried (Schwanensee), Solar (La Bayadère) und Albrecht (Giselle). In John Crankos The Taming of the Shrew tanzte er Lucentio und Hortensio. 2023 war Charles-Louis Yoshiyama Principal Dancer des Oregon Ballet Theatre. Seit der Saison 2023/24 ist er Erster Solist des Balletts Zürich.
Francesca Dell'Aria, Muse Terpsichore / Etwas
Francesca Dell'Aria
Francesca Dell’Aria stammt aus Italien. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Elmhurst School und beim Birmingham Royal Ballet. Nach Engagements beim Slowakischen Nationalballett und beim Bayerischen Staatsballett ist sie seit der Saison 2014/15 Mitglied des Balletts Zürich. Sie war u. a. in Choreografien von William Forsythe, Jiří Kylián, George Balanchine, Hans van Manen, Jacopo Godani, Douglas Lee, Edward Clug (Peer Gynt), Marco Goecke (Nijinski), Crystal Pite und Marcos Morau zu sehen. Ausserdem tanzte sie Titelrollen in Cathy Marstons The Cellist und Christian Spucks Anna Karenina sowie Myrtha in Patrice Barts Giselle. 2019 wurde sie mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.
Max Richter, Muse Terpsichore
Max Richter
Max Richter stammt aus den USA und absolvierte die Ballettausbildung an der International City School of Ballet und beim Houston Ballet II. Bei der USA International Ballet Competition 2014 erhielt Max die Silbermedaille. Wichtige Rollen während des Engagaments beim Houston Ballet waren Angel in Cathy Marstons Summer and Smoke, Odette/Odile in Stanton Welchs Schwanensee sowie Solopartien in Balletten von Ben Stevenson, Arthur Pita und Aszure Barton. Seit der Saison 2023/24 ist Max Richter Mitglied des Balletts Zürich.
Irmina Kopaczynska, Matka / Romola
Irmina Kopaczynska
Irmina Kopaczynska wurde in Polen geboren. Sie studierte an der Nationalen Polnischen Ballettschule in Poznan. Sie ist mehrfache Preisträgerin des Nationalen Polnischen Ballettwettbewerbs. Ausserdem nahm sie am «Premio Roma» und am «Prix de Lausanne» teil. Nach zwei Spielzeiten beim Junior Ballett ist sie seit der Saison 2011/12 Mitglied des Balletts Zürich. Sie tanzte die Silberfee in Mats Eks Sleeping Beauty, Betsy in Christian Spucks Anna Karenina und die Amme in Spucks Romeo und Julia. Ausserdem war sie in vielen weiteren Stücken von Christian Spuck sowie in Choreografien von Edward Clug, William Forsythe, Iacopo Godani, Marco Goecke (u. a. Mutter in Nijinski), Jiří Kylián, Hans van Manen, Marcos Morau und Crystal Pite zu sehen.
Shelby Williams, Matka
Shelby Williams
Shelby Williams hat die amerikanische und die italienische Staatsbürgerschaft. Sie studierte an der Houston Ballet Academy, an der Washington School of Ballet und am Dancer’s Workshop Baton Rouge (Louisiana, USA). Nach Engagements beim Semperoper Ballett, dem Corella Ballet und dem Ballet d’Europe war sie Solistin beim Ballett Mainz, beim Hessischen Staatsballett in Wiesbaden und von 2016 bis 2023 beim Royal Ballet of Flanders. Sie tanzte Pina/Malou in Café Müller von Pina Bausch, Rusalka in der gleichnamigen Choreografie von Alan Lucien Øyen, Myrtha in Akram Khans Giselle sowie weitere Hauptrollen in Choreografien von Martha Graham, Édouard Lock, Johan Inger, Sidi Larbi Cherkaoui, Andonis Foniadakis, Douglas Lee und Jermaine Spivey. Seit der Spielzeit 2023/24 ist Shelby Williams Mitglied des Balletts Zürich.
Mélanie Borel, Matka / Romola
Mélanie Borel
Mélanie Borel stammt aus Frankreich. Sie studierte an der École Nationale Supérieure de Danse in Marseille und an der École de Danse de l’Opéra de Paris. Engagements führten sie ans Ballet de l’Opéra National de Bordeaux sowie von 2005 bis 2008 ans Peter Schaufuss Ballet in Dänemark. Seit der Saison 2008/09 ist sie Mitglied des Balletts Zürich und war solistisch in Choreografien von Heinz Spoerli, Twyla Tharp, George Balanchine, Patrice Bart, Marco Goecke, Jiří Kylián, Wayne McGregor, William Forsythe, Martin Schläpfer, Hans van Manen und Edward Clug zu erleben. Ausserdem tanzte sie die Königin in Mats Eks Sleeping Beauty, den Hofmeister in Christian Spucks Leonce und Lena sowie die Mutter in Cathy Marstons The Cellist.
McKhayla Pettingill, Romola
McKhayla Pettingill
McKhayla Pettingill ist Filipino-Amerikanerin. Ihre Ballettausbildung erhielt sie an der Houston Ballet Academy. Im Houston Ballet tanzte sie in Choreografien von Jerome Robbins, Stanton Welch, James Kudelka, Disha Zang, John Neumeier und George Balanchine. Beim National Ballet of Canada war sie in Choreografien von Crystal Pite, David Dawson und Kenneth MacMillan zu erleben. Seit der Spielzeit 2023/24 ist sie Mitglied des Balletts Zürich. U.a. war sie als Lola in Cathy Marstons Atonement sowie in Choreografien von Wayne McGregor und Christian Spuck zu sehen.
Marià Huguet, Freund Isajef
Marià Huguet
Marià Huguet stammt aus Spanien. Er erhielt seine Tanzausbildung an der Classical Ballet School in Girona, an der Royal Ballet School und an der Ballettschule des Hamburg Balletts. Von 2016 bis 2023 tanzte er im im Hamburg Ballett John Neumeier, darunter in Neumeiers Produktionen Anna Karenina, Ghost Light und Dona Nobis Pacem sowie in Nijinsky, Die Kameliendame, Mahler 3. Sinfonie und Ein Sommernachtstraum. Seit der Saison 2023/24 ist Marià Huguet Mitglied des Balletts Zürich.
Jorge García Pérez, Arzt
Jorge García Pérez
Jorge García Pérez ist Spanier. Seine Tanzausbildung erhielt er am Estudio de Danza María de Ávila und wurde mit 16 Jahren Mitglied des Malandain Ballet Biarritz II. 2005 gewann er die Goldmedaille beim Wettbewerb Premio Roma. Heinz Spoerli engagierte ihn daraufhin ins Junior Ballett und wenig später ins Zürcher Ballett. 2008 wurde er Solotänzer am Ballett Basel unter Richard Wherlock, wo er zahlreiche Hauptrollen tanzte. 2011 debütierte er als Choreograf. Er gewann zahlreiche Preise bei renommierten Wettbewerben, u.a. beim Choreografiewettbewerb Hannover. 2024 ist er Trainer beim Prix de Lausanne und Mitbegründer der Benefizgala Strength and Grace. Seit der Spielzeit 2023/24 ist Jorge García Pérez wieder Mitglied des Balletts Zürich.
Elena Vostrotina, Etwas
Elena Vostrotina
Elena Vostrotina stammt aus St. Petersburg. Ihre Ballettausbildung erhielt sie an der Vaganova Ballet Academy. 2003 wurde sie Mitglied des Mariinsky-Balletts. Dort tanzte sie u. a. Odette/Odile in Schwanensee (Petipa/Iwanow), Myrtha in Giselle (Coralli/Perrot), Königin der Dryaden in Don Quixote (Gorsky) und Approximate Sonata (Forsythe). 2006 wurde sie von Aaron S. Watkin ans Semperoper Ballett Dresden engagiert. Hier wurde sie zur Solistin ernannt und tanzte in Choreografien von Forsythe, Ek, Neumeier, Dawson, Naharin, Ekman und Celis. Sie gastierte am Stanislawski-Nemirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau, am Staatstheater Nowosibirsk, bei der Gala «Roberto Bolle and Friends» sowie bei den Ballets Bubeníček. Sie wurde mit dem Preis «Hope of Russia» des Vaganova-Wettbewerbs sowie mit dem Mary-Wigman-Preis 2014 ausgezeichnet. Seit der Saison 2017/18 ist Elena Vostrotina Erste Solistin des Balletts Zürich. Hier tanzte sie u. a. Odette/Odile in Ratmanskys Schwanensee-Rekonstruktion, die Amme in Christian Spucks Romeo und Julia, Myrtha in Patrice Barts Giselle sowie in Christian Spucks Nussknacker und Mausekönig, Winterreise und Nocturne. 2023 erhielt sie den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».
Chandler Hammond, Etwas
Chandler Hammond
Chandler Hammond stammt aus den USA. Sie wurde am Patel Conservatory und an der John Cranko Schule in Stuttgart ausgebildet. Mit dem Stuttgarter Ballett trat sie in Schwanensee und Dornröschen auf. 2014 gewann sie den Grand Prix beim Wettbewerb «Star of the 21st Century». Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett ist sie seit der Saison 2020/21 Mitglied des Balletts Zürich. Sie trat in Choreografien von William Forsythe, Jiří Kylián, Marco Goecke, Goyo Montero, Filipe Portugal und Louis Stiens auf. In Edward Clugs Peer Gynt tanzte sie die Grüne.
Sean Bates, Text
Sean Bates
Sean Bates stammt aus Grossbritannien und studierte an der Royal Ballet School. 2009 gewann er den 2. Preis beim Young British Dancer of the Year, 2010 erhielt er den RBS Ursula Moreton Choreographic Award. Von 2012 bis 2023 war er im Northern Ballet in Leeds engagiert und dort in zahlreichen Hauptrollen zu erleben, so in Cathy Marstons Jane Eyre und Victoria, David Nixons The Great Gatsby, A Midsummer Night’s Dream, Cinderella, Dracula, Madame Butterfly, Wuthering Heights, The Nutcracker, The Little Mermaid und The Three Musketeers. Ausserdem tanzte er in Choreografien von Kenneth MacMillan, Jean-Christophe Maillot, Liam Scarlett, Lar Lubovitch, Christopher Hampson und Mark Godden. Seit der Saison 2023/24 ist Sean Bates Mitglied des Balletts Zürich.
Adrian Oetiker, Klavier
Adrian Oetiker
Der Schweizer Pianist Adrian Oetiker verfolgt seit vielen Jahren eine weltweite Karriere. Er studierte er in der Meisterklasse von Homero Francesch an der Zürcher Hochschule der Künste und bei Bella Davidovich an der Juilliard School in New York. Auch Lazar Berman zählte zu seinen Lehrern. 1995 gewann er den ARD-Wettbewerb in München. Konzerte in Europa, Amerika und Australien führten ihn mit vielen Orchestern zusammen, darunter das Tonhalle-Orchester Zürich, das Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, die Staatskapelle Dresden, das Irish National Symphony Orchestra und das Melbourne Symphony Orchestra. Bei wiederholten Einladungen nach Australien trat er mit den meisten Orchestern des Kontinents auf. Mit dem Orchestre Symphonique de Mulhouse unter Daniel Klajner spielte er von 2006 bis 2008 alle Klavierkonzerte von Béla Bartók. Rezitals und Kammermusik-Programme spielte er u.a. in der Berliner Philharmonie, im Gewandhaus Leipzig, im Festspielhaus Salzburg, im KKL und im Teatro La Fenice in Venedig. Er musiziert regelmässig im Klavierduo Paola & Adrian Oetiker und ist Pianist im Feininger Trio der Berliner Philharmoniker. Mehrere Ballettproduktionen am Opernhaus Zürich, an der Semperoper Dresden, an der Bayerischen Staatsoper und an der Deutschen Oper Berlin, u.a. mit Christian Spuck, runden seine vielfältigen Tätigkeiten ab. Adrian Oetiker ist Künstlerischer Leiter der Internationalen Sommerakademie Ettal und war von 1996 bis 2021 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik Basel. 2011 wurde er als Professor an die Hochschule für Musik und Theater in München berufen.